Referendarwahlstation in Bombay

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III. Die Ankunft

1. Wissen, wo man hinwill

Die Direktflüge europäischer Airlines kommen meist irgendwie gegen Mitternacht in Indien an, das macht nach deutscher Heimatzeit ca. 19.30 Uhr. Selbst wenn man zu Hause gegen 7 Uhr mit dem Zubringerflug losgeflogen ist, sollte man noch einigermaßen klar denken können, und das ist auch unbedingt erforderlich.

Die Ankunft in Bombay ist ein überwältigendes, aber auch anstrengendes Erlebnis. Die ungewohnte neue Welt, die sich um einen herum auftut, ist im Regelfall nicht sofort zu 100% zu beherrschen. Deshalb ist es unbedingt anzuraten, daß man schon bei der Ankunft auf dem Flughafen genau weiß, wo man in Bombay seine erste Nacht verbringen will, also eine telefonische Buchung bzw. Absprache getroffen habt.

Es bieten sich vier Optionen an. Man kann in der Sicherheit des Flughafens warten, bis es hell wird, und dann vielleicht gegen 6.30 bis 7 Uhr mit dem Taxi in die Stadt fahren (überlegenswert und sehr kostengünstig, allerdings sollte man sich sehr kritisch fragen, ob man die Nerven und die Kondition wirklich aufbringt), man kann sich ein Hotel in der Nähe des Flughafens suchen, der LPB listet ein paar Optionen, allerdings ist dies mit Abstand die teuerste Variante. Schließlich kann bereits unmittelbar nach der Ankunft in ein Hotel in das Touristenviertel Colaba fahren: die Übernachtung ist dort preiswerter als am Flughafen, und man spart nachts deutlich Fahrzeit gegenüber dem Stop'n'Go tagsüber. Letzte Variante ist, daß man sich unmittelbar zu seiner Unterkunft bringen läßt, vorausgesetzt, man hat das irgendwie abgesprochen und die Leute dort sind einverstanden. Wer bei Methas wohnt, kann nach Absprache diese Version wählen.

Ein Hotel für die Nacht erst vor Ort finden zu wollen, halte ich für überhaupt keine gute Idee. Zwar gibt es diesen Service auf dem Flughafen auch, aber dieser Service bekommt wohl (typisch indisch) Kommission und verfracht einen im Zweifel zu dem Hotel, daß die meiste Kommission zahlt. Und das ist im Zweifel weder das preiswerteste, noch hat es überhaupt ein akzeptables Preis-Leistungsverhältnis. Sich auf die Empfehlung der Taxifahrermafia zu verlassen ist allerdings noch riskanter. Daher macht es gegebenenfalls Sinn, vom Flughafen aus telefonisch zu erfragen, ob sich das gebuchte Hotel denn noch an die Reservierung erinnert, die man gemacht hat. In Delhi soll es vorkommen, daß die Taxifahrermafia nach einiger Fahrt Touristen dazu animiert, von speziell präparierten Telefonen angeblich das Hotel anzufrufen, nur um von Komplizen der Mafia am anderen Ende der Leitung (und nicht dem Hotel) erklärt zu bekommen, dieses sei überfüllt. Daher ggf. schon im oder am Flughafen telefonieren - das gibt die nötige Sicherheit.

2. Die ersten Schritte

Nachdem das Flugzeug gelandet ist, riecht es etwas verbrannt. Keine Panik: nach Informationen von Swiss-Air-Mitarbeitern, die mal zufällig in der Stadt getroffen habe, liegt das daran, daß die Landebahn extrem kurz ist und alle Flugzeuge sehr stark abbremsen müssen.

Ersteinmal bekommt man nun einen Crashkurs in Landeskunde verpaßt. Da nun alle im Flugzeug anwesenden Inder meist schon auf dem Rollfeld von ihren Sitzen aufgeprungen sind und wie ein Mann zum Ausgang drängen, gibt es zunächst ein unglaubliches Chaos und das Verlassen des Flugzeuges dauert mindestens doppelt so lange wie bei einem europäischen Flughafen. Am besten ist, man unterhält sich während dieser Zeit nett mit dem Bordpersonal, das einem glaubhaft versichert, daß es immer, absolut immer so ein Chaos gibt.

Hat man ausgiebig Erfahrungen und Erwartungen ausgetauscht, leert sich das Flugzeug allmählich, und man kann sich schon mal langsam daran gewöhnen, wie indische Gebäude aussehen - etwas heruntergekommen - und was die häufigste Beschäftigung in Indien ist - richtig: das Warten. Zoll- und Einreiseformalitäten können erstaunlich lange dauern. Hat man Zoll und Immigration überstanden, sollte man gleich am Airport die ersten 100$ eintauschen, eventuell tun es auch 150 DM. Die Kurse sind an den verschiedenen Schaltern ohnehin gleich, also ist es egal, bei welchem Anbieter man am Airport wechselt.

3. Das erste große Abenteuer

Wer sich von seiner Ausbildungsstelle am Flughafen abholen läßt, hat es nun definitiv leichter, verpaßt aber auch das erste große »typisch indische« Abenteuer. Es ist hilfreich, vieles unvermeidliche, was einem zunächst unangenehm erscheint oder auf den Wecker geht, als authentisch indisch ™ anzusehen.

Der Rest dieses Kapitels ist nur für Leute gedacht, die auf eigene Faust in die Stadt wollen:

Bevor man sich dann in das wahre indische Leben stürzt, noch mal tief durchatmen und los: auf der rechten Seite sollte bald ein Laden (im praktischen Box-Design) für Prepaid-Taxis kommen. Dem Ratschlag im LPB, S. 113, ein Prepaid-Taxi zu nehmen, sollte man nach Möglichkeit Folge leisten.

Hat man Pech, sind die Leute dort allerdings im Streik oder arbeiten aus sonstigen Gründen nicht. Dann kann man schon mal erste Erfahrungen mit indischen Schleppern sammeln, einem unentwegt Taxis anbieten, obwohl ohnehin die ganze Straße davon voll steht. Wer immer sich einem dieser netten Menschen anvertraut, darf damit rechnen, daß er ihn dann -indirekt aber ordentlich- zu bezahlen hat. Also allgemeinen Teil über das Taxifahren studieren ... wird schon schiefgehen. Wie man ebenfalls den Reisführern entnehmen kann, dürfen Motorrikschas nicht ins Stadtzentrum, also gleich ein Taxi nehmen. Der spätere Wechsel des Verkehrsmittels soll oft komplikationsbehaftet sein.

Aus Dehli hört man regelmäßig, daß es oft außerordentlich schwierig bis - nach einzelnen Berichten - fast schon unmöglich ist, den Taxifahrer davon zu überzeugen, einem vom Flughafen zum gebuchten Hotel zu fahren; teilweise soll es sehr fortgeschrittene Betrugsszenarien geben: Danach beginnt die Fahrt normal, nach einer Weile wird man genötigt, von einem angeblichen Reisebüro aus das Hotel anzurufen, die Stimme im Telefon behauptet, von der Buchung sei nichts bekannt oder das Hotel sei überbucht o.ä. Da man sich sinnigerweise gerade zufällig in einem Reisebüro befindet, ist ein überteuerter Ersatz sofort zur Hand. Das angeblich ausgebuchte Hotel ist tatsächlich aber nicht ausgebucht, sondern man hat nur mit Komplizen der Betrüger telefoniert. Einem Bekannten von mir ist es in so einer Situation nicht gelungen - obwohl er vorgewarnt war - durchzusetzen, zu seinem ursprünglich gebuchten Hotel gefahren zu werden. Es gibt auch Berichte über falsche Polizisten, die wegen angeblicher religöser Unruhen von der Weiterfahrt ins Stadtzentrum warnen - stets geht es darum, den Touristen in eine teure Unterkunft zu verfrachten, die Provision an die Zubringer zahlt. Aus Bombay sind derartige Fälle nicht - oder jedenfalls nicht gehäuft bekanntgeworden. Hier sind lediglich die verlangten Fahrpreise überhöht. Aber wer würde schon dafür seine Hand dafür ins Feuer legen, daß selbst in Deutschland jeder Tourist auch zu nachtschlafener Zeit von Taxifahrern hundertprozentig korrekt behandelt wird.

Am gewünschten Ziel angekommen, besteht dann nur noch das Problem, daß die Taxameteranzeige auf den tatsächlichen Fahrpreis umgerechnet werden muß. Näheres dazu siehe unten im allgemeinen Teil über Taxifahren. Wenn man zu einem Hotel gefahren ist, kann man vielleicht den Portier um Hilfe bitten; allerdings habe ich auch schon glaubhaft von Fällen gehört, wo auch auf diese Weise ein Fahrpreis sehr deutlich über dem eigentlich zutreffenden Tarif zustande gekommen ist.

Auf jeden Fall mal spaßeshalber den Taxameterwert merken und aufschreiben, damit man später ausrechnen kann, um wieviel man betrogen worden ist. Sollte es wider erwarten jemand schaffen, beim ersten Indienbesuch ohne Prepaid oder Blue Cab u.ä. auf dem Weg vom Airport in die Stadt nicht übers Ohr gehauen zu werden, bitte mal melden :-)

Im übrigen sollte man sich davon auch nicht abschrecken lassen, der Einsatz, um den »gespielt« wird, ist nach deutschen Maßstäben halt nur ein paar Mark. Es ärgert einen weniger der absolute Betrag, als die Relation zwischen angemessener und geforderter Gegenleistung und die Dreistigkeit, mit der vorgegangen wird.

IV. Der Aufenthalt

1. Unterkunft

Sowohl Majmudar als auch Luetkehaus bringen die Referendare gerne bei Methas unter. Das alte Gebäude im englischen Stil beherrbergt unten im Ergeschoß und ersten Stock die Frauenklinik von Herrn Dr. Metha, in der zweiten Etage befindet sich die Küche, wohnen Dienstboten und bis zu vier »paying guests«, in der dritten Etage Methas selbst und noch zwei bis drei weitere »paying guests«. Man hat den Eindruck, daß die Vermietung von Zimmern an Ausländer insgesamt lukrativer ist, als der Betrieb des Krankenhauses, denn bereits die zweite Etage sieht so aus, als sei das Krankenhaus zugunsten des Minihotelbetriebs zurückgebaut worden. Frau Metha ist eigentlich ganz nett und oft intensiv mit dem Managen der Auslastung ihres Minihotels beschäftigt. Allerdings sollte die Bezeichnung »paying guest« nicht darüber hinwegtäuschen, daß man in erster Linie ein (lukrativer) Geschäftspartner ist. Die geforderten 13.500 Rs/Monat für die sehr sauberen Zimmer mit Klimaanlage und Kabelfernsehen sind für die Lage und Ausstattung angemessen (entspricht ca. 675 DM/Monat; bzw. 450 Rs oder ca. 22,50 DM pro Nacht). Weniger angemessen fand ich, daß Frau Metha von einer Kollegin weitere 300 Rs (15 DM) pro Nacht Aufpreis für die Benutzung des ohnehin in deren Zimmer vorhandenen zweiten Bettes durch eine Familienangehörige haben wollte. Vielleicht hätte die Kollegin hier auch etwas nachdrücklicher verhandeln müssen.

Bei Frau Metha ist eine gewisse Vorsicht dann auch angebracht; ohne daß man paranoid werden muß. Indische Vermieter, die Ihr Kapital, die Immobilie eigentlich ja auch nur von ihren Eltern geerbt haben, halten sich ob des damit erzielbaren Topeinkommens mindestens auf dem Level des mittleren Managements oft für eine Art Halbgötter, die grundsätzlich keine Fehler machen und die man bei Bedarf auch anbeten darf.

So hat sie mir erzählt, alle ihre ausländischen 'Paying Guests', so auch Kollegin X tränken ihr gefiltertes Leitungswasser. Kollegin X, aber auch andere Untermieter konnten das so nicht bestätigen. Weiterhin meinte sie zum Anfang meines Aufenthaltes, als ich sie nach einer guten chemischen Reinigung fragte, zu mir, meine guten europäischen Wollhosen könne ich doch bedenkenlos in ihre hauseigene Reinigung geben (ich habe ihr nicht geglaubt). Ein Kollege hatte dann etwas bessere Baumwollhosen (also schon deutlich robuster) bei ihrer Wäscherei waschen lassen, das deutlich sichtbare Bügeletikett (zwei Bügelpunkte) wurde dann schlicht ignoriert und die ganze Hose ebenso gleichmäßig wie gründlich verbrannt. Und dabei war es immerhin schon eine Baumwollhose... Dem Kollegen hat sie dann auf die Beschwerde hin erklärt, das sei ja schließlich seine eigene Schuld, wenn er solche Sachen nicht in die chemische Reinigung geben würde. Es bleibt an dieser Stelle nur, auf oben II.6. zu verweisen. Der astronomische Betrag von 200 DM pro Hose ist für den Normalinder, der das verbockt hat, ohnehin nicht bezahlbar, und Halbgötter zahlen von sich auch aus nicht, wozu sind sie halt Halbgötter. Eine gerichtliche Geltendmachung kann man unter indischen Verhältnissen praktisch vergessen.

Auch die geforderten Preise für den sonstigen Service bei Methas, insbesondere Getränke, Essen und Telefongespräche sind für Bombayer Standard recht teuer und bereits auf dem Level gehobener Restaurants. Es ist ökonomisch sinnvoll, dieses Zusatzservice nur recht restriktiv in Anspruch zu nehmen. Frau Metha macht es da wie die Industrie: auf dem Primärmarkt (Zimmermiete) herrscht ein intensiver Wettbewerb, Nachfrager sind erfahrene Langzeitbesucher oder deren Unternehmen bzw. Ausbildungsstellen, die den Markt recht gut kennen. Daher müssen die geforderten Preise im Primärmarkt angemessen sein; hat man den Fisch erst einmal an der Angel (bzw. den unerfahrenen Besucher im Haus), fordert man auf dem Sekundärmarkt m.E. weit weniger angemessene Preise. Üblich auch in jedem »Original« Ersatzteil-, Zubehör-, oder Verbrauchsproduktegeschäft. Wer mal neue Patronen für seinen preiswerten Tintenstrahldrucker kaufen wollte, dem wird dieses Schema bekannt vorkommen.

Was trotz allem dennoch für Methas spricht ist, daß sie eine für indische Verhältnisse sehr saubere und recht hygienische Unterkunft bieten, bei der der Kulturschock für frisch eingeflogene Europäer noch verkraftbar ausfällt. Überlegenswert wäre allenfalls, nach ein- bis zwei Monaten Eingewöhnung in ein anderes Quartier zu wechseln.

2. Transport und Navigation

a. Zielsuche

Man wird bald feststellen, daß man es als Europäer mit der Navigation in Indien deutlich schwerer hat, als man es aus unbekannten europäischen Städten gewöhnt ist. Wir neigen zu einer Karten- oder Adreß-orientierten Navigation, die Inder navigieren in ihrer Stadt nach »Landmarks«, d.h. lokalen Punkten mit besonderer Bedeutung. Es ist völlig aussichtslos, einem Taxifahrer irgendeine Adresse zu nennen, und dann zu erwarten, daß er einen dort hinfährt. Wo ein Berliner Taxifahrer dann grummelnd seinen Falkplan wälzen würde, hat (a) der indische Taxifahrer so etwas nicht, (b) könnte er ihn vielleicht nicht einmal lesen, wenn er einen hätte (c) könnte er damit auch dann die Straße nicht finden, wenn er einen hätte und lesen könnte und (d) gibt auch kaum einen vernünftigen Stadtplan von Bombay, mit dem man eine beliebige Straße anhand von Namen und Postleitzahl auffinden könnte. Generell hat man den Eindruck, daß Landkarten in Indien nicht gerade populär sind. Deshalb ist der Besitz eines LPB unbedingt anzuraten, weil dieser das brauchbarste Kartenmaterial enthält, das man überhaupt von Bombay bekommen kann.

Für konkurrierende Produkte kann ich mich LPB, S. 58 abschließen: »Mumbai von A-Z« ist zwar grundsätzlich brauchbar, aber völlig unübersichtlich, weil zu detailliert, man findet sich in den Mengen von Papier nicht zurecht, der Anschluß zur nächsten Karte ist kaum auffindbar. Den »Road Guide to Mumbai« zu kaufen, halte ich für Geldverschwendung, er ist viel zu grob, die sehr unvollständige Citycenterkarte ist nicht umfangreich genug und reicht nicht an die Qualität der Karten im LPB heran.

b. Umbenennungs-Wahnsinn

Ein weiteres Problem (was allerdings nur die kartenversessenen Touristen betrifft) ist, daß ein gewisser Umbenennungswahnsinn in Bombay (neuhindi und politisch korrekt: Mumbai) grassiert. Irgendeine politische Partei hat nun schon seit Jahren propagiert, alle englische Namen aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen und durch irgend etwas - aus meiner Sicht sinnlos unaussprechlich original indisches™ zu ersetzen, und nun bedauerlicherweise auch die Wahlen vor ein paar Jahren gewonnen. Das ist wohl ein bißchen die Rache der Ungebildeten, da ein gutes Englisch gewissermaßen ein Statussymbol der gebildeten Mittel- und Oberschicht ist. Konsequenterweise boykottiert diese viele Umbenennungen im täglichen Sprachgebrauch standhaft, und da sie neben den Touristen die Hauptkundschaft der Taxifahrer stellt und auch den Hauptumgang der Touristen bildet, mit dem man sich als Ausländer verständigen kann, bekommt man eigentlich überhaupt nicht mit, daß Victoria Terminus (VT) nunmehr angeblich Chhatrapati Shivaji Terminus heißen soll, und wundert sich, warum auf dem Bahnticket Mumbai CST steht, wo man doch Bombay, VT als Abfahrtsort gewünscht hatte. Auch das Büro meint, sie seien an der Flora Fountain tätig und nicht - politisch korrekt - am Hutatma Chowk, nur wer einen Busplan liest, muß die offizielle Übersetzung wissen. Ähnlich steht es mit dem Colaba Causeway und dem Marine Drive, deren Umbenennung im Shahid Bhagat Singh Marg bzw. Netaji Subhashchandra Bose Rd. allgemein ignoriert wird. Andere Umbenennungen haben es offenbar geschafft, etwa die Veer Nariman Rd. und die Dr.D.N. Rd. In der Tendenz scheitern Umbenennungen wohl desto eher, je prominenter die Location ist und je länger der neue Name sein soll. Dies erschwert allerdings die Navigation, da sich die Behörden nicht darum kümmern, ob es ihre Umbenennungen in den Sprachgebrauch schaffen, sondern ausschließlich die politisch korrekten Straßenschilder heraushängen (Behörden halt). Wenn man also eine Straße nicht findet, die eigentlich da sein müßte, kann man vielleicht bei der Konkordanztabelle LPB S. 57 die Lösung finden.

c. Taxi

Wegen der oben geschilderten Problematik der Ungebräuchlichkeit von Karten ist es beim Taxifahren wichtig, irgendein Landmark in der Nähe des Fahrtziels nennen zu können. Methas etwa sind in der Nähe des Babulnath-Tempels, Majmudar & Co. an der Flora Fountain, Luetkehaus am Nariman Point. Weitere wichtige Landmarks sind VT (Victoria Terminus, der Fernbahnhof im Zentrum), GPO (das Hauptpostamt, bloß nicht aussprechen als: »General Post Office«, das kennt kein Taxifahrer, aber wo 'GiiPiiOhh' ist, weiß jeder), Churchgate (ein wichtiger Bahnhof für Lokalbahnen), Regal Cinema ('Rrrigellll') am Colaba Causeway (Toutistenviertel).

Bei Einsteigen nennt man dann das Landmark, und schaut, ob der Taxifahrer denn willens ist, einen dort hinzubringen. Das ist im Regelfall kein Problem, allerdings sind extreme Kurzstrecken unbeliebt, und je nach Gegend versammeln sich Taxifahrer, die alle auf eine Mammutfahrt hoffen. So ist Nariman Point beim Oberoi etwa eine Gegend, wo man häufiger auf Ablehnung stößt, wenn man etwa nur zum 'Rrrigellll' will, selbst nach Babulnath wollen dort nicht alle Taxifahrer fahren. Von Churchgate oder Flora Fountain aus hatte ich dagegen nie Probleme.

Allerdings sollte man grundsätzlich Taxis vermeiden, die sich, insbesondere an Touristenhöhepunkten, einem offenbar deshalb regelrecht aufdrängen, weil man Ausländer ist. Wer von einem völlig Unbekannten mit 'Hello Friend' angesprochen wird, kann davon ausgehen, daß der Unbekannte im wesentlichen zum Portemonnaie spricht. Auch Taxis, die sich regelrecht vor Touristenhöhepunkten versammeln, sind zumeist auf das Touristenbussiness spezialisiert, d.h. insbesondere auf das Kassieren überhöhter Fahrpreise. Taxen, die gegen Mitternacht vor Leopolds oder dem Mondegar stehen, sind oft Profis darin. Man hat im Mittel weniger Streß, wenn man ein paar Meter weiter wandert und sich dort ein 'normales' Taxi nimmt. Da man ohnehin die Wahl hat: mit irgendwie zu neu oder zu gut aussehenden Taxis habe ich auch überdurchschnittlich schlechte Erfahrungen gemacht: Taxifahren ist offenbar kein Job, mit dem man in Bombay auf ehrliche Weise reich werden kann; Taxifahrer sind nomalerweise arme Schlucker, die in ihren Taxis übernachten, und nur 100 bis 150 Rupien am Tag verdienen; den Rest bekommt der Eigentümer des Vehikels. Da Treibstoff vergleichsweise teuer ist, bleiben die Taxis im Regelfall nach der bezahlten Fahrt einfach am Straßenrand stehen, bis sich ein neuer Fahrgast findet; und wenn es mehrere Stunden dauert. Von dem kärglichen Einkommen schicken sie dann eventuell auch noch mal 2000 Rupien im Monat nach Hause, um ihre Familie, die irgendwo auf dem Land wohnt, zu ernähren. Ein gewisses Bestreben, das spärliche Einkommen aufzubessern, ist daher nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Ist man eingestiegen, sollte der Taxifahrer dann das Taxameter einschalten, indem er das Free-Schild ganz nach unten dreht, das klappt in Bombay, anders als anderswo in Indien erstaunlich gut. Dann geht es los, hoffentlich ohne zusätzliche Stadtbesichtigung (damit hatte ich nur einmal bei einer Autorikscha ein Problem).

Der Taxifahrer steuert nun das genannte Landmark an, und man kann erst einmal verschnaufen. Kommt man dem näher, guckt er einen meist etwas verunsichert an oder fragt irgend etwas unverständliches: er erwartet nun, daß der Fahrgast die Navigation übernimmt. An punktuellen Zielen kann man einfach das Fahrziel bestätigen ('Just Rrriiigell'), oder das in der Nähe liegende eigentliche Fahrtziel mit 'left', 'right' oder 'straight' ansteuern. Ist man da, beendet man die Fahrt mit 'Stop' oder 'Drop me here'.

Nun geht’s ans Bezahlen. Wissenswert ist, daß Trinkgeld bei normalen, kürzeren Fahrten »unter Indern« nicht üblich ist (arme Taxifahrer). Ca. 60% der Taxifahrer, und ein noch höherer Anteil an Rikschafahrern versucht von Ausländern überhöhte Fahrpreise zu kassieren. Relativ akzeptabel finde ich noch, wenn der Fahrer vor Fahrtantritt versucht, statt des »Meter« (Zähler) einen individuellen Fahrpreis auszuhandeln, das erste Gebot des Fahrers ist dabei im Regelfall mindestens um 100% überhöht, an Bahnhöfen oder Luxushotels kann es auch schon mal Faktor 4 sein. Da hilft nur, entweder zu wissen, was es eigentlich kosten müßte, oder auf »Meter« zu bestehen (was in Bombay meist kein besonderes Problem ist), oder mehrere Vergleichsangebote einzuholen und kräftig zu feilschen.

Das »Meter« ist in Bombay, wie fast überall in Indien, nicht auf den tatsächlichen Fahrpreis kalibriert, sondern auf irgendeinen Standard, der vielleicht Fahrpreisen von vor Jahrzehnten, Meilen, oder was weiß ich entspricht. Der tatsächliche tarifmäßige Fahrpreis wird durch eine amtliche Umrechnungstabelle ermittelt, die sich eigentlich immer an Bord eines jeden Taxis befindet; selbst wenn einzelne Taxifahrer dies gelegentlich nicht zugeben mögen.

Oft stößt man auf die Version, daß ein Taxifahrer sich mit einem schnellen Blick auf die Tabelle versichert, was ihm denn mindestens zustände, während man noch nach dem Portemonnaies kramt, und die Tabelle möglichst unauffällig wieder verschwinden läßt. In dieser Version enthält der genannte Fahrpreis dann mindestens einen ordentlichen Rundungsfehler (natürlich zu ungunsten des Fahrgastes). Abhilfe ist hier, sich die Tabelle zeigen zu lassen (bei Rikschas schauen, daß es nicht die deutlich teurere Taxitabelle ist), und wenn man überraschenderweise einen ehrlichen Fahrer erwischt hat, kann man ja ein ordentliches Trinkgeld geben.

Mitunter bekommt man aber auch von Profis im Touristengeschäft ohne jede Konsultation der Tabelle ins Blaue hinein irgendeinen Betrag auf glatte 10-er genannt, und hat damit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon einen etwas fetteren § 263, 22,23 StGB (der aber in Indien [offenbar] ebenfalls nicht gilt). Der genannte Preis dann mindestens um 20 Rupien bis zu 100% überhöht, letzteres insbesondere dann, wenn man mit Jeans und T-Shirt um kurz vor Mitternacht leicht angeheitert aus dem Mondegar kommt und ins erstbeste Taxi steigt. Mit einigen Insistieren bekommt man dann meistens doch noch die Tabelle gezeigt, und siehe da, der wirkliche Fahrpreis ist doch glatt 37 Rupies niedriger. Behauptet der Fahrer, keine Tabelle zu haben, ist man auf einen ganz hartnäckigen Betrüger gestoßen, der meistens etwas Zeit braucht, um auf den rechten Weg der Wahrheit zurückzufinden und seine verlorene Tabelle, die unter der Sonnenblende steckt oder unter der Zeitung in der Ablage liegt, wiederzufinden. Die Zeit sollte man ihm dann auch lassen. Der Fahrer guckt einen dann nicht schuldbewußt an, sondern irgendwie mehr so wie: »schade daß es nicht geklappt hat, beim letzten Touristen ging das einfacher«. Da derartige Fahrer dann oft wahrheitswidrig auch noch behaupten, grundsätzlich keinerlei Wechselgeld zu haben, gibt es eigentlich nur zwei akzeptable Lösungen: a) man hat es passend oder annähernd passend oder b) man gibt den Hunderter nicht aus der Hand, bis der das Wechselgeld doch noch rausholt. Einen Fünfhundert Rupien-Schein einzuwechseln, überfordert aber auch ehrliche Taxifahrer.

Hat man ein derartiges Spiel mehrmals durchgespielt, fragt man sich, ob einen denn alle nur noch für einen hirnlosen Geldbeutel halten, aus dem man sich nett ein paar Rupies ziehen kann; und wird schon aufgrund dieser Tatsache etwas verärgert.

Ehrliche Fahrer (ca. 30%) zeigen von sich aus den Fahrpreis in der Tabelle (die einfachste und sicherste Kommunikationsform) und haben sich damit aus meiner Sicht ein nettes Trinkgeld verdient. Man kann dabei im Hinterkopf behalten, daß Taxifahrer schon arme Menschen sind und das Geld dort vielleicht doch besser angelegt ist, als bei der Bettelmafia.

In der Regel hat man es am einfachsten, wenn man sich selbst eine Umrechnungstabelle besorgt. Reicht man den tarifmäßigen Betrag, ggf. leicht nach oben gerundet, am Ende der Fahrt kommentarlos nach vorne, so gibt es im Regelfall keine Probleme. Die überaus praktische Tarif-Umrechnungstabelle besorgt einem bestimmt die freundliche Ausbildungsstelle, aber auch in »Mumbai this Forthnight« ist irgendwo auf den ersten Seiten eine aktuelle abgedruckt. Diese Publikation gibt kostenlos es in vielen besseren Restaurants, Cafes und Hotels.

Die Tabelle hat eine Spalte für Tag und Nacht, Nacht ist als 0.00 bis 5.00 definiert. Näherungsweise ist der Taxameterwert tagsüber mit 14 (13 Rs. kostet nur die erste Einheit) zu multiplizieren (Achtung, Stand 02/2001, Änderungen durch Inflation und Benzinpreiserhöhungen sind möglich). Eine hoffentlich aktuelle Tabelle findet man neuerdings im Netz bei mumbai-central.com

d. Bus

Busfahren macht in Bombay einfach Spaß und ist zudem eine sehr preiswerte Möglichkeit, durch die Stadt zu kommen. Die Aussicht aus den Bussen ist besser als vom Taxi aus, und wer sich an dem Fahrstil der indischen Taxifahrer stört, wird sich in den schweren und rustikalen Bussen (Foto) deutlich sicherer vorkommen. Außerdem habe ich noch keinen Busschaffner erlebt, der irgendwie auch nur versucht hat, von mir den falschen Fahrpreis zu kassieren oder falsch rauszugeben. Und schließlich erfüllen Busse die wichtige Funktion, einen stets mit dem notwendigen Kleingeld auszustatten, so daß man Taxifahrern dann notfalls den Fahrpreis auch richtig passend zahlen kann. Zudem halten die indischen Kollegen im Büro es für verschwenderisch, wenn die Referendare (die Azubis) ständig Taxi fahren. Gegebenenfalls kann man ja morgens, wenn man es eilig hat, das Taxi nehmen. Jedenfalls abends mit dem Bus heim zu fahren lohnt sich schon wegen dem höheren Erlebniswert. Übrigens sind die Stadtbusse im Zentrum von Bombay in einem für indischen Verhältnisse absolut hervorragenden Zustand. Zu schätzen lernt man das aber erst, wenn man Überlandbusse erlebt bzw. »erfährt«.

Behandelt man die indischen Schaffner nach guten europäischen Standard (was in Indien ja nicht so üblich ist), dann sind sie überaus freundlich und hilfsbereit. Guckt man hinreichend hilflos, helfen sie einem die richtige Station zu finden bzw. dort auszusteigen. Weiterhin kann man abends, wenn richtig wenig los ist, bei einem Schaffer einen 100 Rs.-Schein in 10 Stück 10 Rs.-Scheine wechseln. Das ist ein übliches Vorgehen, welches dem Schaffner wohl die abendliche Abrechnung erleichtert und einem selbst für Situationen, wo es nötig ist, das passende Kleingeld verschafft.

Die richtigen Busse herauszufinden ist nicht ganz einfach. Die netten Inder in der Ausbildungsstelle fragen, oder eine überaus umständliche Karte des Busnetzes bei den Verkehrsbetrieben neben dem »Electric House«, Colaba Causeway, kaufen. Ersteres ist einfacher, aber mit etwas Glück hat Betty bei Majmudar auch noch die von mir damals gekaufte Karte. Neuerdings kann man Busverbindungen auch im Internet suchen, muß aber wissen, wie die gewünschten Haltestellen heißen (Siehe Linkseite). Wenn man den gewünschten Bus weiß, muß man ihn nur noch finden: die Haltestellen zeigen zumeist auf der Rückseite »normale Zahlen«, die Busse an der Seite. Mit der Zeit lernt man dann auch die Zahlen im lokalen Schriftsystem (Marathi).

Wer von Babulnath nach Churchgate, zur Flora Fountain oder zum Regal Cinema will, nimmt den Bus 123. Die 108 fährt von Babulnath beim Nariman Point vorbei ebenfalls zum Rigel Cinema. Spät abends habe ich mit der Frequenz des 123 allerdings bessere Erfahrungen gemacht, tagsüber sind die 108-er häufiger. Die 123 fährt mindestens bis etwas nach 11 p.m. ab Rigel, ab Curchgate bis 11.20 p.m.

e. S-Bahn

S-Bahn fahren ist noch authentisch-indischer™ als Busfahren, allerdings braucht man die Bahn im täglichen Referendarleben eigentlich nicht, da man zu sehr im Zentrum wohnt. Man kann aber mal ausprobieren, von Churchgate die zwei Stationen zur Carni Road zu fahren (3 Rs.), das ist eine gute Vorbereitung, wenn man mal zum Nationalpark will. In den Bahnstationen gibt es immer Fahrkartenverkaufsstellen, wo man ansagt, wo man gerne hin möchte und dann das passende Ticket bekommt. Meist gibt es getrennte Boxen für erste und zweite Klasse Tickets. In der ca. zehn mal so teuren ersten Klasse zu fahren lohnt sich allerdings nur, wenn man sich in der extremen Hauptverkehrszeit in die gleiche Richtung wie die Menschenmassen bewegen will und das Gefühl, wie eine Ölsardine in der Konservendose zu reisen, nicht sonderlich schätzt. Wie eng es tatsächlich wird, ist nicht abstrakt beschreibbar, sondern nur erlebbar.

Man kommt, wenn man bei der Station Carni Road in Fahrtrichtung vorne nach links läuft, beim Marine Drive etwa beim süd-östlichen Ende vom Chowpatty- Beach heraus, muß also deutlich weiter laufen als wenn man Bus gefahren wäre.

f. Mietwagen ?!

Wer die Stationsberichte von Kollegen liest, die in den USA waren, fragt sich vermutlich, ob man sich nicht auch für den Aufenthalt in Bombay ein Auto mieten oder kaufen kann. Die Antwort ist ebenso kurz wie einfach: »Forget it«. Wen die Reiseführerliteratur nicht davon abhalten konnte, sich (wie ich) dennoch (rein vorsorglich) einen internationalen Führerschein zu besorgen, wird spätestens beim Anblick des realexistierenden Straßenverkehr in Bombay einsehen müssen, daß die Literatur recht hat. Indiens Straßenverkehr folgt offenbar einem ungeschriebenen, geheimnisvollen »common law«, daß viel mit »weight is might« und Nervenstärke zu tun hat, statt einer kodifizierten Straßenverkehrsordnung wie in anderen Teilen der Welt.

Da Taxis preiswert und zahlreich verfügbar sind, braucht man ein eigenes Auto für den Stadtverkehr ohnehin nicht. Es macht auch finanziell angesichts der Taxitarife keinen Sinn. Wenn man ein Auto für Ausflüge mieten will, mietet man zweckmäßigerweise den Fahrer gleich mit. Das kostet annähernd dasselbe und erspart einem eine Menge tatsächlichen und potentiellen Streß. Brauchen wird man den internationalen Führerschein nur, wenn man in Goa ein Motorrad mieten will, was angesichts des Verkehrs dort als noch vertretbar angesehen werden kann, obwohl es nach europäischem Maßstab immer noch als eine riskante Unternehmung gelten kann.

3. Kommunikation

a. Post

Die indische Post gilt als mäßig zuverlässig, auch die Beförderungszeiten lassen eher auf eine gelassene Arbeitsweise schließen. Postkarten und Briefe nach Europa brauchen im günstigsten Fall zwei Wochen, es können aber auch deutlich mehr werden. Ein Brief mit meiner Beurteilung ist z.B. gänzlich verloren gegangen, so daß diese erneut erstellt werden mußte.

Hübsche Postkarten lassen sich in Bombay deutlich schwieriger auftreiben, als man es aus westlichen Ländern gewohnt ist. Straßenhändler verkaufen oft sehr preiswerte Raubdrucke von Büchern und Postkarten aller Art, die aber qualitativ unbefriedigend sind. Bei Büchern mag man über die Druckqualität hinwegsehen, wenn man Harry Potter in Englisch zu ca. 3 bis 4 DM pro Stück bekommt - auf den Inhalt kommt es an. Bei Postkarten ist man zu derlei Kompromissen kaum bereit. Wenn man sonst nirgendwo fündig geworden ist, kann man z.B. zum Bombay Store (LPB S. 202, Map 4/Pos. 41) gehen: von Flora Fountain aus in Richtung VT laufen und vor der Citibankfiliale rechts abbiegen.

Um auf dem Rückweg mein Fluggepäck zu reduzieren, hatte ich einige meiner Bücher auf dem Postweg nach Hause geschickt. Das Verfahren kann ich allerdings nur eingeschränkt zur Nachahmung empfehlen. Die Prozedur ist recht umständlich: man muß die Sendung vor Versand in Leinentuch einnähen lassen, wozu es spezialisierte Dienstleister auf der Straße vor dem Postamt gibt, danach kann man die Sendung recht umständlich im Postamt auf den Weg bringen; Gesamtdauer nicht unter zwei Stunden. Eine Büchersendung, die billiger ist als ein normales Paket, muß im übrigen so eingenäht werden, daß man von oben und unten in das Paket hineinschauen kann. Die Sendung war dann satte 3 Monate unterwegs - so daß ich mir zu den Examensprüfungen einen neuen Palandt kaufen mußte - und sah bei Ankunft auch etwas mitgenommen aus. Andererseits ist natürlich der Unterhaltungswert recht hoch, wenn man sich ein viertel Jahr später sein Paket vom Zollamt abholt und den Daheimgebliebenen stolz ein original- indisch- eingenähtes Paket vorweisen kann. Verschicken würde ich jetzt allerdings nur noch Sachen, die man mindestens auf längere Zeit entbehren kann.

b. nach Hause telefonieren

Nach gelben, roten oder gar silber- magenta- farbigen Telefonzellen und Telefonkarten Ausschau zu halten ist zwecklos. Die authentisch- indische Telefonzelle besteht aus einer kleinen Bude mit ein bis zwei Telefonen und einem freundlichen Inder, der für das Inkasso zuständig ist. Die Ferngesprächstauglichkeit der Anlage wird durch die übergroße Buchstabenkombination STD/ISD ausgewiesen. Für Gespräche in die Heimat ist es zweckmäßig, wenn ein Display, das den jeweils aktuellen Gebührenstand anzeigt, vom Telefon aus gut sichtbar montiert ist - was inzwischen mehrheitlich der Fall ist. Deutschland erreicht man über die internationale Vorwahl 00 und die übliche Landeskennziffer 49, das Gespräch kostet dann zwischen 2 und 3 DM/Minute, wesentliche Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern gab es nicht.

Für die umgekehrte Richtung (von Deutschland nach Indien): Indiens Landeskennziffer ist 91, die Vorwahl für Bombay 22. Wegen der erheblichen Preisunterschiede empfiehlt sich eine vorherige Preisrecherche z.B. bei Teltarif.

Achtung: im November 2002 wurde in Bombay das Telefonnummernsystem umgestellt. Es empfiehlt sich im Zweifel zu prüfen, ob man eine aktuelle Nummer des gewünschten Gesprächspartners hat.

c. eMail

eMail ist unter dem Gesichtspunkt des Preis/Leistungsverhältnisses und der Zuverlässigkeit klar das zweckmäßigste Medium für die Kommunikation mit der Heimat. Um eMails von beliebigen Standorten zu versenden, hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
Man kann sich eine eMail-Adresse bei Webmail-Anbietern (z.B. ePost.de, Web.de, gmx.de, hotmail.com, yahoo.de) besorgen, oder seine bisherige eMail-Adresse mit einem Pop-zu-Web-Interface verwenden. Letzteres ist oft bei dem Provider, der die bisherige eMail-Adresse verwaltet, verfügbar. Ansonsten gibt es freie Anbieter wie webmail.ig4.de oder popchecker.de, bei denen jeder Mailserver, der dem allgemeinen Standart folgt, abgerufen werden kann.

Ich selbst habe einen GMX-Account verwendet, mit dem ich aber nicht übermäßig glücklich war. GMX hatte zu der Zeit offenbar Überlastprobleme. Als problematisch in der Praxis »abroad« hat sich weiterhin herausgestellt, daß die Seiten aufwendig gestaltet sind, so daß viele Daten übertragen müssen, bis man überhaupt zu den Mails vordringen kann. Teilweise sind in Indien ganze Internetcafes nur über eine einzelne Modem-Einwahl mit dem Netz verbunden, teilweise ist die Übertragung langsam und fehleranfällig. Mit einem schnellen Bildaufbau kann man daher nicht rechnen - da schmerzt es erheblich, wenn der Anbieter ein grafisch sehr aufwendiges Design hat und viele blinkende Werbebanner übertragen will. Bei GMX etwa gehen bis zur Anzeige des Posteingangs ca. 280 KB über die Leitung; der Webmailservice meines Providers, bei dem auch diese Seite liegt, kommt mit ca. 80 KB aus. Als letzte Notmaßnahme kann man im Browser das Laden von Bildern generell abschalten, dies reduziert den Datenstrom kräftig und bei vernünftigen Design der Seite bleibt sie weiter benutzbar.

Noch ein Praxistip bei problematischer Internetanbindung oder (wie bei mir damals) partieller Überlastung des Servers: wenn man einen längeren Text geschrieben hat und das Absenden fehlschlägt, passiert es regelmäßig, daß der eingetippte Text verloren geht. Dann darf man sich alles erneut ausdenken und eintippen, was wenig Heiterkeit auslöst, wenn man an dem ursprünglichen Text eine halbe Stunde geschrieben hatte. Wenn derartige Probleme abzusehen sind, empfiehlt es sich, den Text vor dem Absenden zu markieren und mit »Edit-Copy« in die Zwischenablage aufzunehmen. Schlägt das Absenden fehl, erstellt man die Mail neu und kopiert den Text aus der Zwischenablage einfach in das Text-Feld ein (»Edit-Paste«). Dadurch hält sich dann der Ärger durch verunglücktes Absenden der Mail in Grenzen.

Problematisch finde ich bei Free-Webmail-Anbietern auch, daß die Vorhaltezeit von Mails oft arg begrenzt ist. Man bekommt zwar nominell mehrere MB Speicherplatz, aber selbst wenn man davon nur einen kleinen Bruchteil belegt, werden Mails nach Ablauf einer gewissen Zeit (z.B. 30 Tage) vom Anbieter gnadenlos gelöscht, ohne daß man sich dagegen wehren kann.

Im Rahmen des Kaschmirkonfliktes wurde bekannt, daß indische Behörden routinemäßig den Mailverkehr von und nach Indien mindestens automatisch überwachen. Wer nicht will, daß Staaten und Geheimdienste aller Art mitlesen: die kostenlose Möglichkeit einer verschlüsselten Abfrage bieten meines Wissens unter den größeren Free-Webmail-Anbietern nur web.de und epost.de. Bei providerseitigen Webmail-Lösungen gehört verschlüsselte Abfrage eigentlich zum Standart. Dabei ist zu berücksichtigen, daß nur die Abfrage, also der Transport vom deutschen Server zum Terminal in Indien verschlüsselt erfolgen kann; der Transport der Mail innerhalb von Deutschland natürlich weiterhin offen erfolgt. Wenn man allerdings der eigenen Rechtsordnung deutlich mehr traut als all den Transitländern, die dazwischen liegen, macht es durchaus Sinn, die Mails verschlüsselt abzurufen.

Wer einen eigenen Laptop dabei hat oder den Bürorechner nach Dienstschluß zweckentfremden darf, kann in Erwägung ziehen, den zu versendenden Text bereits mit einem Textverarbeitungsprogramm vorzuschreiben, auf Diskette abzuspeichern und erst später durch Kopieren in die Zwischenablage und Einfügen in das Mailprogramm bzw. Browserfenster (Copy and Paste) zu übertragen. Es spart erheblich Online-Zeit, wenn man einen längeren Statusbericht gemütlich an einem Sonntagmorgen in der Unterkunft formuliert und ihn dann im Internetcafe nur noch abschicken muß.

In Bombay gibt es zahlreiche Internetcafes. Gut erreichbar und mit einer recht vernünftigen Netz-Anbindung fand ich den Anbieter gegenüber von Churchgate in der Einfahrt hinter dem Asiatic-Kaufhaus Richtung Marinedrive am zweckmäßigsten.

4. Zeitvertreib

Ausgehen ist eigentlich der beste Zeitvertreib in Bombay, weil sehr preiswert. Kaum irgendwo sonst bekommt man derart viel für sein Geld geboten. Soviel unterwegs wie in Bombay war ich in Berlin eigentlich nie...

Im folgenden sind ein paar Sachen notiert, die mir ganz gut gefallen haben. Im übrigen gilt: LPB lesen, »Mumbai this fourtnight« besorgen und selbst ausprobieren. Zeit ist ja wohl genug...

Die folgende Zusammenstellung ist ein bißchen auf die Mittagspause von der Flora-Fountain aus ausgerichtet. Da die Kanzlei mittlerweile umgezogen ist, dürften meine Erfahrungen nur noch von begrenztem Nutzen sein. Immerhin kann man ja vom Nariman Point auch mal nach Church Gate laufen.

a. Einige Essensempfehlungen für die ersten Tage

Coffee House: Das ist der Mittagsklassiker der Kanzlei, ein einfaches, sauberes indisches Restaurant. Hier kann man relativ gefahrlos indisches Essen ausprobieren. Empfehlung: Onion Utappa oder Masala Dosa zum Einstieg, für Fortgeschrittene auch Alu Gobi mit Naan. Wer es etwas weniger indisch mag, kann auch Veg. Rice oder Hongkong Rice probieren. Zum Nachtisch ist Eiskaffee ganz nett und mit 35 Rs. im Zweifel teuer als das Hauptgericht. Nach Möglichkeit Palak (Spinat) vermeiden das sieht weder gut aus, noch schmeckt es nett. Kein Falooda oder Milchspeisen, davon habe ich Durchfall bekommen :-(.
Das Coffee House ist nicht im LPB gelistet, es befindet sich am hinteren Ende der Homi Modi Street kurz vor der Apollo Street, von Flora Fountain aus gesehen auf der rechten Straßenseite.

Vaibhav: Ein etwas besseres indisches Standardrestaurant (ca. 20% teuer als Coffee House), es empfiehlt sich nach oben zu gehen. Dort Kashmiri Biryani ausprobieren (38 Rs), man bekommt eine Art gebackenen Fruchtsalat mit Reis, der insbesondere dann köstlich kommt, wenn man langsam genug von dem scharfgewürzten und mitunter totgekochten indischen Essen hat. Für zwei Mark ist es wirklich ein leckeres und angemessenes Mittagessen.
Nicht im LPB gelistet: von Flora Fountain die M.G. Rd. nach Süden in Richtung Regal Cinema laufen und hin und wieder nach links schauen.

Shivala: ist ein weiteres ganz normales indisches Restaurant für Normalsterbliche, und befindet sich gegenüber dem Hauteingang von VT in der .... Rd. Der Laden ist zur Mittagszeit eigentlich immer gerammelt voll, aber es lohnt sich, notfalls auch ein paar Minuten auf einen Platz zu warten. Wenn einem die Speisekarte etwas unverständlich vorkommt, kann man einfach veg. Makhanwala ordern (38 Rs.) und dazu Chapati (dünnens Fladenbrot). Das veg. Makhanwala hier ist nach unseren Experimenten das beste, was man, einschließlich deutlich teurerer Restaurants, an Makhanwala bekommen kann.

Ansonsten kann man das Wörterbuch hinten im LPB benutzen, wobei man ggf. dann ein weiteres Wörterbuch braucht, um die englische Übersetzung ins Deutsche zu übertragen, oder sich von den netten Indern der Ausbildungsstelle oder auch im Restaurant ein paar Sachen empfehlen lassen, die es auszuprobieren lohnt.

Tea Center: Empfehlung: Hingehen und Tagesmenü, bestehend aus Salat, Hauptgericht und Nachtisch, veg. ca. 155 Rs, nichtveg. 185 Rs in zwei Alternativen (jeweils zzgl. MwSt.) ausprobieren; Chicken ist zumeist eine davon und keine schlechte Wahl. Den Salat haben nun schon mehrere Referendare getestet und entgegen den üblichen Empfehlungen der Reiseführer für ungefährlich befunden. Dazu trinkt man klassischerweise Tee, die 6-Tassen-Option ist selbst zu zweit kaum zu schaffen, also lieber mit dem 2 Tassen-Kännchen anfangen. Insgesamt aus meiner Sicht eines der leckersten indischen Essen, das man bekommen kann und trotz des schon gehobenen Preises ein sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis. Es eignet ebensofür eine ausgedehnte Mittagspause wie für einen ausgiebiges Wochenendmittagessen. Leider macht das Center abends schon gegen 8 Uhr zu. Warum das Tea Center nicht im LPB gelistet ist, bleibt rätselhaft. Das Tea Center befindet sich auf der nördlichen Straßenseite der Veer Nariman Rd., Nr. 78, unweit von Churchgate in Richtung Marine Drive. Es ist nicht ganz einfach zu finden, da kaum beschildert; nach Domino, aber wer beim Indian Summer vorbeikommt, ist schon zu weit gelaufen.

Mahesh Lunch Home: (LPM S. 180) Wenn man richtig gut essen will, ohne die Mittagspause zu sehr zu überziehen, ist das Mahesh eine gute Wahl. Menüempfehlung: Pomfreet Tandoori (280 Rs) mit Prawns Gassi (100 Rs) und Steam Rice (50 Rs), reicht für zwei (MwSt. extra; Softdrinks je 25 Rs, so kann man zu zweit locker auf 600 Rs kommen, aber das ist der Spaß wert). Auf dem Rückweg zur Kanzlei kann man im Bombay Store noch schöne Ansichtskarten für die Daheimgebliebenen kaufen (10 Rs/Stück) und dann gleich noch bei der Citybank vorbeischauen um seine dezimierten Bargeldvorräte wieder aufzufrischen. Was man alles in einer Mittagspause schaffen kann...

Gaylord: Bietet sich an, wenn man im Büro viel zu tun und wenig Zeit für das Mittagessen hat. Nach Churchgate laufen, das Gaylord ist in der Veer Nariman Rd. nach Churchgate in Richtung Marine Drive auf der südlichen Straßenseite. Interessant ist weniger das Restaurant, sondern die kleine Bäckerei vorne, wo man sich die Blätterteigpasteten aussucht, bezahlt, dann werden sie in der Microwelle aufgewärmt (nochmal zurückgeben, wenn sie nur lauwarm sind) und man darf sich damit auf die Terasse vor dem Restaurant setzen. So kommt man für 50 - 70 Rs. zu einem auch für europäische Mägen sehr akzeptablen und schnellen Lunch. Wem indisches Essen irgendwie zu indisch schmeckt, ist hier gut aufgehoben und gegebenenfalls dann häufiger zu Gast.

Schräg gegenüber an der Straßenecke, gegenüber Churchgate, befindet sich »Suryodaya«, ein kleiner Supermarkt, wo es leckere Oliven und Weißbrot für das Abendbrot gehetzter und überarbeiteter Referendare gibt, und mit Klopapier kann man sich dort auch eindecken. Wieder eine Mittagspause, wo man so einiges geschafft hat. Wenn man jetzt »nur noch« Zugtickets im Churchgate Reservation Center zu kaufen versucht, überzieht man seine Mittagspause allerdings kräftig.

Beach Candy Club: Hat man erst einmal den durchaus saftigen Eintrittspreis entrichtet (So. 500 Rs, Sa 300 Rs, sonst 200 Rs), sollte dort man auf jeden Fall auch etwas essen, denn das Essen ist von hoher Qualität und -wenn man erstmal im Club ist- auch relativ preiswert. Empfehlung: italienische überbackene Nudeln sind excellent, man bekommt auch Rotwein, der aber -abgesehen vom Seltenheitswert- aus meiner Sicht eher enttäuschend war. Man kann auch Fish'n'Chips essen, das ist aber -abgesehen vom Heimatgefühl- auch nicht das ultimative Erlebnis.

Man geht in den Club, wenn man von Abfällen, Lärm, Staub und Dreck genug hat und sich einfach nur in schöner, sauberer und angenehmer Umgebung erholen will. Betrachtet man es als Kurzheimaturlaub um sich vom Kulturschock Indien zu erholen, geht auch der Eintrittspreis in Ordnung; wenn man also in den ersten Wochen irgendwann die Nase von Indien voll hat, ist das der ideale Ort für ein halbes Wochenende. Und wenn man schon mal da ist, sollte man sich vom Balkon im ersten Stock den Sonnenuntergang gönnen und dann in der sanften frischen Abendbriese einfach dort sitzen bleiben, bis auch oben das Restaurant geöffnet wird. Am nächsten Tag fühlt man sich garantiert besser und kann sich wieder voll in das indische Alltagsgewühl stürzen.

Shalimar Restaurant: Shalimar ist eine Sammelbezeichnung für einen ganzen Eßkomplex, neben einem Fastfoodteil gibt es auch ein richtigtes Restaurant. Empfehlung für letzteres: Chicken Biriani, nicht die »Spicy Version« sondern die andere Chicken Biriani (A) Version; letztere sollte rötlich aussehen, nicht gelb-braun. Diese schmecktum Klassen besser und kostet das gleiche (85 Rs.). Das Restaurant ist nicht im LPB gelistet und befindet sich bei der Mohammend Ali Rd. (LPB Map 8, weit nördlich vom Crawford Market, vor der Bhendi Bazaar Junction). Der Besuch lohnt sich vielleicht als Abschluß der unbedingt sehenswerten (wirklich!) Kalbadevi & Bhuleshwar Walking Tour, LPM S. 137 an einem Wochenende.

Thackers sieht nicht nur elegant aus, sondern hat auch richtig schmackhaftes Essen. Es war für mich das erste Restaurant in Bombay, wo man mir neben den obligtorischen Allzweckwaffen Gabel und Löffel auch unaufgefordert ein Messer gebracht hat. Ich hatte Paneer Tikka Masala (eine Art Käse in Currysoße, lecker , 120 Rs) mit Butter Paratha (eine Art dünnes Fladenbrot, 2 a 35 Rs). Es gehört zwar schon zu den teureren Läden, bietet aber für meinen Geschmack dennoch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Khymber: ist ein richtig teurer Laden (allein der Steamd Rice kostet 125 Rs zuzüglich Tax), das Essen ist schmackhaft, aber anderswo bekommt man, finde ich, definitiv ein besseres Preis-Leistungsverhältnis. Im Teacenter etwa schmeckt es nicht schlechter, und man bekommt ein richtiges Menü für die Hälfte des Preises, den man im Khymber für Hauptgericht (Ich hatte Mutton Mughlai) mit Reis und Minderalwasser bezahlt (ca. 460 Rs.). Offenbar gibt es in Bombay aber genug Leute, die einfach zeigen müssen, daß sie sich soetwas leisten können. Öfter als einmal muß man das bestimmt nicht sehen.

Indian Summer: ist ebenfalls ein recht teurer Laden, wenn auch etwas billiger als das Khymber (der Steamed Rice kostet 90 Rs. zzgl Tax). Das Essen ist lecker, allerdings wird mir der Laden stets als Lieferant der Kakerlakengeschichte in Erinnerung bleiben, die sich in der ersten Hälfte hier abspielte. Das Preis- Leistungsverhältnis halte ich ebenfalls nurfür mäßig.

Leopold Cafe: muß hier nicht extra erwähnt werden, man würde es auch so finden. Wenn man schon mal da ist, sollte man Chicken Tikka ausprobieren, "half" genügt vollkommen. Im übrigen sollte man vermeiden, sich nur im Leopolds und Mondegar aufzuhalten; so schönes da ist, so verpaßt man doch einiges anderes Sehenswertes. Ich weiß, gerade in der Anfangszeit ist die Versuchung so groß, daß man sich schon Leopold-freie Tage vornehmen muß. Ansonsten siehe: LPB S. 178

Lings Pavillion: Wenn man unbedingt nach Colaba will, kann zur Abwechslung auch man auch mal bei Ling's vorbeischauen. Hier gibt es gutes chinesisches Essen in angenehmer Atmosphäre, Preis ca. 200-250 Rs, aber auch deutlich mehr ist möglich. Chicken oder Seafood ist eine gute Wahl. Der »Chinese Tea« ist als Getränk eine gute Alternative zu der sonst obligatorischen Cola und paßt auch besser zum Essen. Das Restaurant eignet sich gut zur kulinarischen Eingewöhnung für frisch eingeflogene Kollegen. Eine Bescheibung findet man bei LPB S. 179: Mir gefällt Ling's besser als das etwa gleichteure Chopsticks und das noch teuere Kamling, die näheren chinesichen Wettbewerber in der Veer Nariman Rd.

Wer mehr auf Bars steht sollte mal bei Sidewok und Not just Jazz bythe Bay vorbeischauen, beide Läden haben mir ganz gut gefallen. Allerdings ist sich- betrinken in Bombay generell prohibitiv teuer, dafür verträgt der von Hitze und Malariaprophylaxe etwas angegriffene eigene Körper dann auch deutlich weniger, als man von zu Hause gewöhnt ist. Ansonsten kann man Abends natürlich auch im Leopolds oder Mondegar sein Bier haben, wobei mir das Leopolds vom Essen her, das Mondegar von der Atmosphäre her besser gefällt; Sidewok ist aber definitiv schicker als alle beide zusammen.

Wer mal richtig fein ausgehen will, sollte es mit dem Trishna versuchen. Pomfreet Tandoori ist jedenfalls außerhalb des Monsuns eine gute Wahl. An dieser Stelle kann man diese bunten Scheine, die einem die Citybank-ATM's so bereitwillig ausspucken dann auch ganz schnell wieder loswerden.

Abraten möchte ich von der Pizzaria, Veer Nariman Rd. / Marine Drive. Dort gibt es eine nette Aussicht, und teures, wenig italienisch schmeckendes italienisches Essen. Sowohl die Pizzen als auch die Spagetti fand ich sehr enttäuschend. Da ist fast jede deutsche Tiefkühlpizza um Klassen besser. Auf gar keinen Fall Pizza mit Salami ordern: vermutlich ist es halt doch etwas schwierig, genießbare Salami ohne Rind- oder Schweinefleisch hinzubekommen; die Leute dort sind an dieser selbstgestellten Aufgabe jedenfalls glorreich gescheitert... Da hilft auch das nette Personal nicht drüber hinweg. Dann lieber die Pizza bei Domino (besser auch ohne Salamiimitat) kaufen und zu Hause essen. Mittlerweile gibt es auch einen Pizza-Hut in Bombay, allerdings bei Vile Parle, da müßte man dann mit der S-Bahn hinfahren. Der Pizza-Hut in Pune war jedenfalls Klasse.

Nicht so gut gefallen hat mir auch das Churchill in Colaba, sowie die beiden Chinesen (Chopsticks und Kamling) in der Veer Nariman Rd.; Ling in Colaba fand ich einfach deutlich besser.

b. Kinos

Englischsprachig sind das Sterling und das Rigel, gemischtes Programm zeigt das New Empire. Eintrittspreise sind meist zwischen 30 und 60 Rs. (1,50 bis 3,00 DM). Für den indischen Film nach dem Büro empfiehlt sich das Eros gegenüber von Churchgate, allerdings ist die Bestuhlung nicht ganz der Filmlänge eines Masala Movies angemessen. Trotzdem, einmal sollte man sich das antun (wirklich!), und nicht zuvor versuchen, ein Bollywood-Movie im Fernsehen anzugucken, da wirkt es irgendwie schlechter und könnte einem die Motivation nehmen. Also auf ins Kino !

c. Fernsehprogramm

Potentiell interessante englischsprachige Sender sind: CNN, BBC, Deutsche Welle, HBO (eine Art Premiere, derzeit noch unverschlüsselt), Star-Movies, Star-World, AXN, Z-Englisch, Z-MGM, Hallmark (verschlungenes H), MTV, National Geografic Channel, Discovery Channel, eventuell noch Star-Plus und Animal Planet. Im Raum neben der Treppe im 3.Stock bei Metha’s von mir in dieser Reihenfolge so einprogrammiert, mal sehen, wie lange die Programmierung hält :-)

Die rein indischen Sender sind weniger interessant, schon weil man praktisch nichts versteht. Wer sich für die berühmten Masala Movies interessiert, sollte besser in Kino gehen, da ist das Gesamterlebnis erheblich besser, zudem sind die neueren indischen Filme technisch weit ansprechender gemacht. Im Fernsehen ist das Filmerlebnis schlechter und hält einen möglicherweise davon ab, sich überhaupt einen indischen Film im Kino anzuschauen, was schade wäre. Über das aktuelle Fernsehprogramm kann man immer in der Bombay Times informieren (es gibt sogar Ally McBeal und Startrek Voyager, Dienstag bzw. Sonntag gegen 23.00 Uhr auf Star-World).

d. Einkaufen

Für die Bürouniform ist die Veer Nariman Rd. in Richtung Horniman Circle empfehlenswert. Ansonsten ist auch der südliche Teil vom Colaba Causeway ganz nett, sowie VAMA für gehobene Ansprüche. Eventuell lohnt es sich, mal einen Sonnabend nach Bandra zu fahren.

Schuhe sind allgemein zwar preiswert, aber auch die besseren Modelle sehen allesamt etwas altbacken aus; richtig up-to-date wirken nur die importierten Turnschuhe, dafür kosten sie dann aber auch annähernd das gleiche wie bei uns. Bei den sehr preiswerten Schuhen sollte man aufpassen, daß man kein Lederimitat aus Plastik erwischt, die Schuhe sind sonst allenfalls kurzfristig brauchbar, und Schweißfüße garantiert. Die relativ nettesten Schuhe habe ich bei Woodland, südlicher Colaba Causeway, sowie VAMA, Kemps Corner, gesehen.

Dafür kann man sich seine derzeitigen Schuhe in Bombay sehr günstig wieder instandsetzen lassen, wenn sie durch das ständige Laufen unter Off-Road-Bedingungen (Foto) erste Auflösungserscheinungen zeigen.

e. Wäsche waschen

Wirkliche Empfehlungen kann ich aus eingener Erfahrung nicht abgeben. Wer bei Metha’s wohnt, kann seine Sachen in der hauseigenen Wäscherei waschen lassen. Diese ist tendenzell ungeeignet für alles, was höherwertiger oder empfindlicher ist als normale Kahkis, Jeans oder Baumwollhemden. Zudem gehen Kleinteile wie Unterhosen oder Socken gelegentlich verloren, größere Teile wie Hemden jedoch nicht. Chemische Reinigungen, die ich selbst probiert habe, kann ich nicht weiterempfehlen; auch nicht die in der Cowasji Patel Street, die von der Kanzlei standardmäßig beauftragt wird.

Von Daniel, Referendar bei der IHK, habe ich erfahren, daß er mit der Reinigung in der Wodehouse Road, Höhe Sassoon Dock gute Erfahrungen gemacht hat.

f. Sport

Eigene Erfahrungen über fortgeschrittene sportliche Betätigung in Bombay habe ich - mit Ausnahme von Segeln gehen mit Akil - nicht. Wer bei Majmudar Referendar ist und gerne segelt (Foto), sollte dies gegenüber Akil erwähnen, eventuell ergibt sich mal die Gelegenheit, einen sehr erholsamen Tag auf dem Wasser zu verbringen. Weitere sportliche Betätigungsmöglichkeiten hat jeffygold, im August 2000 Referendar bei der AHK, zusammengefaßt:

»Nette Jungs zum Fußball spielen findet man im Oval Maiden (z.B. täglich 18:30 Uhr außer sonntags auf Höhe des Secretariat). Einfach fragen ob man mitspielen kann.

Volleyball wird immer sonntags um 10:00 Uhr an der deutschen Schule gespielt. Für Refees und Praktikanten der Kammer ist es genau genommen Pflicht dort zu erscheinen. Vorteilhaft ist außerdem, dass man so günstig sonntags ins Breach Candy kommt. Kontaktperson Ralf (Tel. 3868755)

Tennis kann man im Breach Candy Club, CCI-Club oder WIA-Club spielen. Um im CCI oder WIA zu spielen muss man allerdings ein Mitglied kennen. Auch wegen eines Tennismatches kann man sich an Ralf wenden (Tel. 3868755).

Zum Schwimmen bietet sich wegen der Beckengröße das Breach Candy an. Verbilligter Eintritt ab 18:30 Uhr Rs. 100 (nur werktags). Sonst Wochentags 200, Samstags 300, Sonntags/Feiertags 500. Wenn Du aber ein Mitglied kennenlernst, dass Dich eintraegt, kostet es jeweils nur die Haelfte

Wer es ausgefallener mag kann zum Paragliding. Wenden kann man sich diesbezüglich an Sydney Tel. 8860751 oder 8934803. Auch zu finden im Internet unter www.airandadventure.com. Am Besten erwähnen, dass Ihr von der Kammer kommt.«

5. Landeskundliches Begleitprogramm

Hier ist alles zusammengefaßt, was einem zunächst den Aufenthalt erschwert, später vielleicht nervt, aber irgendwie zur »indian experience« dazugehört.

a. aggesives Touristenbetteln

An Orten, wo Touristen häufig vorbeikommen, hat sich eine eigene, spezialisierte Bettelmafia etabliert. Das aber offensichtlich nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht merkt man dann, wenn man diesen Gegenden, und dazu zählt die nähere Umgebung von VT, die Gegend um Churchgate bis zum Marinedrive, der nördliche Colaba Causway, Cowpatty Beach, der Flughafen sowie die Gegend um das Oberoi, einmal bewußt ausweicht. Läuft man beispielsweise in Fort herum, vielleicht noch etwas abseits der M.G.Rd, begegnen einem nur sehr wenig Bettler, und diese betteln auch nur still vor sich hin und belästigen einen nicht. Am schlimmsten ist aus meiner Sicht der nördliche Colaba Causeway zwischen Mondegar und Leopolds. Dort nervt eine recht aggressive Bettelmafia und Straßenhändler, die einem überteuerten Trödel, Drogen oder ‚Girls‘ andrehen wollen, wobei man ständig mit »Hi Friend« angeredet wird. Interessanterweise läßt sich der Belästigungsfaktor deutlich reduzieren, wenn man Bürouniform trägt: Geschäftsleute kennen das alles schon und sind abgebrühter als frisch aus Europa eingeflogene Traveller (was dazu geführt hat, daß ich auch nach Büroschluß noch gerne mit Krawatte durch die Stadt gezogen bin; das passiert mir in Berlin eher selten). Weniger Belästigungen ist man auch ausgesetzt, wenn man auf der Fahrbahn läuft statt auf dem Fußgängerweg und schnell und gezielt durch die Gegend geht, als wisse man genau, wo man als nächstes hin wolle.

Beim Colaba Causeway hilft es auch etwas, generell auf der westlichen Straßenseite zu gehen, nur sieht man da halt auch etwas weniger. Nur schnell gehen reicht aber nicht gegen die jungen Mädchen mit mitgeführtem Kleinkind von der Bettelmafia, diese rennen ggf. hinterher, wenn sie nicht Schritt halten können, und versuchen einem dann den Weg zu verstellen, oder hängen einem sich gleich an den Arm. Es hilft eigentlich nur, auf Körperkontakt von deren Seite scheinbar aggressiv zu reagieren und die Bettelmafia im übrigen mit Nichtachtung zu strafen.

Mitunter ist auch ganz interessant, Bettlern, die stets die Geste für »Essen wollen« machen, tatsächlich ein zumutbares Nahrungsmittel anzubieten, am besten eines, daß so nicht mehr weiter verkauft werden kann. Es ist überraschend, wie schnell diese hungrigen Menschen dann plötzlich satt werden, im nächsten Anlauf wird dann ganz unverblümtnach Rupies gefragt. Nice try.

Wenn der arme Kerl dagegen glücklich die angebotene Nahrung aufißt, hat man wenigstens dem Richtigen geholfen. Die Bettelprofis in Europa sind da schon schlauer: sie nehmen die angebotene Nahrung sichtlich dankbar entgegen, verstauen sie in ihrer mitgeführten Tasche und entsorgen sie etwas später unauffällig im nächsten Papierkorb... (so gesehen in der Berliner U-Bahn). Ja, die Welt ist hart.

Die neuste Masche in Bombay dagegen, auch wirklich an Geld zu kommen, ist hier wohl im Moment, den Besucher zu animieren, überteuertes Milchpulver bei einem speziellen Händler (Komplizen?) für das obligatorisch mitgeführte Baby einzukaufen.

Kommt man allerdings öfter vorbei, bemerkt man, die auch die Bettelmafia auf ihre ordentlichen Reviere achtet, sich scheinbar an Arbeits- und Ruhezeiten wie auch die (gewerkschaftlich erkämpfte?) Mittagspause hält. Und wenn man kurz vor Mitternacht beim Cowpatty Beach vorbeikommt, kann man mit etwas Glück beobachten, wie die ganze dortige Mafia einträchtig in Richtung Schlafplatz zieht; und da sieht man dann alle die den ganzen Tag über am ganzen Chowpatty Beach verteilt tagsüber »gearbeitet« haben und einem jeweils einige kostbare Minuten ihrer Arbeitszeit umsonst geopfert haben. So hat auch diese Welt ihre beruhigende Ordnung.

b. Schlepper

Ebenfalls nervig ist das Schlepperunwesen, daß touristische Zentren befällt. Sobald der gewünschte Zug ausgebucht ist findet sich bestimmt ein netter Inder, der sich ganz hervorragend auskennt und einen gerne zur nächsten Busgesellschaft begleitet, die einen auch mit dem Reisebus an das gewünschte Ziel bringt. Was einem der nette, ganz passabel englisch sprechende Herr allerdings nicht verrät ist, daß seine Anwesenheit den Ticketpreis um 10% bis 30% erhöht und man ohnehin die gleiche Leistung mit hoher Wahrscheinlichkeit woanders noch erheblich günstiger bekommen würde.

Das gleiche Schema steckt dahinter, wenn einen ein Taxi- oder Rikschahfahrer unbedingt in ein ganz bestimmtes Hotel bringen will, das ursprünglich gebuchte Hotel angeblich abgebrandt oder aus irgendwelchen Gründen plötzlich geschlossen ist oder einem ungefragt irgendeinen Laden zeigen will u.ä.

Es bleibt nur, in touristischen Zentren aufgedrängte derartige Hilfeleistungen möglichst höflich zurückzuweisen, sich auf den Lonely Planet zu verlassen oder bereits vor dem Aussteigen im Flugzeug, Bus oder Zug mitreisende Inder um Tips oder Hinweise zu bitten. Diese sind zumeist auch ohne finanzielle Interessen hilfsbereit oder hilfreich.

c. Overpricing

Das erhebliche Wohlstandsgefälle zwischen den entwickelten Industriestaaten und Indien sorgt dafür, daß in den Augen einfacher Inder jeder Tourist pauschal als reich angesehen wird. Entsprechend wird gerne versucht, tendenziell stärker an Touristenhöhepunkten, von den vermeintlich reichen Touristen extrem überhöhte Preise zu nehmen. Dabei kann der zunächst geforderte Preis im Nahrungsmittelbereich oft um den Faktor 2 gegenüber dem Marktpreis überhöht sein, bei Tand und Tinnef kann es auch schon mal Faktor 10 werden. Wie heißt es so schön »Bargaining expected«. Allerdings bekommt man in Fort oft auch recht reale Preise für Obst genannt, und das Mineralwasser kostet auch ohne langes Handeln den aufgedruckten Preis. Ein wirklich gutes Angebot für Wasser ist nach meinen Erfahrungen allerdings, wenn man eine mit 12 Rs. ausgezeichnete Flasche Wasser für 10 Rs. bekommt. Auch dies ist in Bombay möglich.

Oft ist es geld- und zeitsparend, einfach in das nächste gehobene Kaufhaus oder einen Supermarkt zu gehen und sich den gewünschten Artikel dort zu besorgen.

Mittlerweile führt der indische Staat dieses Overpricing ganz unangefochten dadurch an, daß bei staatlichen kulturellen Sehenswürdigkeiten von Ausländern der bis zu 50-fache (in Worten fünfzig-fache) Eintrittspreis im Vergleich zu Einheimischen verlangt wird. Es gab mittlerweile Hinweise, daß der indische Staat auf die zahlreichen Proteste gegen die dadurch selbst für westeuropäische Maßstäbe deutlich überteuerten Eintrittspreise reagieren will und in Erwägung zieht, von Ausländern »nur noch« das 25-fache des Normalpreises zu nehmen. Nach europäischer Rechtsauffassung (die in Indien keine Geltung hat) bleibt dies noch immer eine ungerechtfertigte Diskriminierung aufgrund der Nationalität, aber immerhin wäre es ein Schritt in die richtige Richtung

d. Aktuelles

Zur Einstimmung kann man sich unter www.lonelyplanet.com unter der Rubrik »The Thorn Tree« - »Indian Subcontinent« im Forum über Aktuelles informieren oder Fragen stellen, dort werden mitunter dann auch die neusten Touristenabzockgeschichten von Travellern veröffentlicht.

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