Referendarwahlstation in Bombay

I. Warum eigentlich Indien?

»Wie bist Du eigentlich auf Indien gekommen?«, wird man oft gefragt. Nun bei mir war es irgendwie Zufall, aber im Nachhinein bin ich froh darüber.

Wer in seiner Auslandswahlstation etwas nettes für seinen Lebenslauf tun will, geht zumeist in die USA, wer einen Auslandsaufenthalt ohne viel Bürokratie vorweisen will bleibt in der EU, und wem dies alles zu überlaufen ist, nach Australien, Südafrika oder Neuseeland. Will man seinen eigenen Kulturkreis verlassen und eine völlig andere Kultur kennenlernen, scheiden alle vorgenannten Möglichkeiten aus. Es bleiben dann eigentlich nur noch Asien, Afrika, der arabische Raum oder vielleicht Mittel- und Südamerika.

Unter dieser Auswahl hat Indien den Vorteil recht akzeptabler Lebenshaltungskosten, eines Rechtssystems, das weitgehend dem englischen Recht entspricht, sowie eines vergleichsweise sicheren und geordneten Zusammenlebens. Auch die Sprachbarriere ist hier relativ überwindbar: zwar sprechen die meisten einfachen Leute nur Hindi oder eine der anderen lokalen Sprachen, aber bei der Mittel- und Oberschicht können gute Englischkenntnisse, die fast schon als Statussymbol gelten, vorausgesetzt werden. Auch das gesamte Rechtssystem funktioniert ausschließlich in Englisch. Dies betrifft die Schriftsätze und Hauptverhandlung vor Gericht ebenso wie die meisten größeren Verträge. So gesehen ist Indien schon aus fachlicher Sicht eine gute, vernünftige Wahl.

Dazu kommt eine faszinierend völlig andere Kultur, die einen erleben läßt, daß vieles, was man zu Hause als selbstverständlich voraussetzt, so selbstverständlich gar nicht ist.

Allerdings ist Indien nicht für jeden geeignet. Hygienefanatiker werden vermutlich eine etwas schwerere Zeit haben. Auch wer zu den besonderen Fans von Art. 3 Grundgesetz zählt, wird den Aufenthalt vermutlich nicht voll genießen können, da das deutsche Grundgesetz im Allgemeinen, und gerade Artikel 3 im Besonderen in Indien keine Geltung hat. Wer beim Anblick einer Ratte oder Kakerlake einen Herzinfarkt bekommt, dürfte in Indien - den medizinischen Erfahrungssatz, daß man nicht mehr als drei Herzinfarkte übersteht, vorausgesetzt- bestenfalls einige Tage überleben. Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß Indien auch deshalb kein ganz einfaches Land ist, weil man grundlegende kleine Kulturtechniken des Alltags wie Einkaufen, Benutzung öffentlicher Telephone, Taxifahren, Zugtickets kaufen u.ä. teilweise neu erlernen muß. Dies stellt, wenn man auf sich alleingestellt ist, in den allerersten Tagen eine Herausforderung dar, die mit der fachlichen durch das völlig andere Rechtssystem durchaus konkurrieren kann (ich danke an dieser Stelle Kollegin Doris für den kleinen Crashkurs in Sachen Bombay). Es empfiehlt sich, im Zweifel ausgiebig Erkundigungen einzuziehen. Inder sind in der Regel sehr freundlich und hilfsbereit, man muß eigentlich nur fragen.

Man muß kein hartgesottener Abenteurer sein, schon jeder Normalbürger dürfte eigentlich voll auf seine Kosten kommen (und nicht nur, weil Indien doch recht preiswert ist). Bombay ist eine hervorragende Stadt, um Abends auszugehen, man trifft viele nette Inder und auch sonst Leute aus aller Welt. Noch abwechslungsreicher kann man es kaum haben. Eigentlich kann man auch ganz nett essen gehen, aber trotzdem nimmt ein normaler Referendar, von Ausnahmen abgesehen, in Indien meist deutlich ab. Da die meisten Europäer eigentlich nicht verärgert sind, wenn sie abnehmen, könnte man den Indienaufenthalt auch als preiswerte Superdiät vermarkten.

Die beste Reisezeit ist der Winter, etwa November bis April. Dann ist es stets um 31-35 Grad (man gewöhnt sich daran, und Büros haben ohnehin eine Klimaanlage) und man kann nette Postkarten nach Hause schreiben wie: 'Es ist jetzt kälter geworden, wir haben nur noch 31 Grad' und sich bei CNN anschauen, daß in Berlin gerade -5 Grad sein sollen (wie kann es nur so kalt sein).

II. Reisevorbereitungen

Bevor es losgehen kann, sind zunächst einige administrative Kleinigkeiten erledigen...

1. Ausbildungsstelle

Natürlich braucht man zunächst eine Ausbildungsstelle. In Bombay bilden Referendare aus:

a. Die Deutsch- Indische Außenhandelskammer

(zumeist mehrere Referendare)
 
Kontakt: Indo German Chamber of Commerce
Maker Tower 'E'
1st floor
Cuffe Parade
Mumbai (Bombay) 400005
Tel: +91 22-56652121
Fax: +91 22-56652120
Web: http://www.indo-german.com/
Hinweis (02/2003): Die Webseite hängt sich auf, wenn man keine Cookies zuläßt.

Einen Überblick über Ausbildungsmöglichkeiten für Referendare bei Außenhandelskammern gibt es auf der DIHT/AHK-Webseite. Freundlicherweise ändert der dortige Webmaster im Schnitt alle 6 bis 9 Monate die Fundstelle, unter der das entscheidende Dokument aufgerufen werden kann. Wenn der Link also einmal wieder nicht mehr aktuell ist... auf der Seite nach "Referendar" suchen.

Auf der Webseite der Deutsch-Indischen-Juristenvereinigung gibt es einen Bericht über eine Ausbildung bei der Zweigstelle der Außenhandelskammer in Kalkutta. In Ermangelung eigener Erfahrungen bleibt mir nur, an dieser Stelle darauf zu verweisen, in der Hoffnung, daß es in Bombay weitgehend ähnlich zugehen wird. Ein Kollege, der von der AHK in Dehli nach Bombay versetzt wurde, fand es übrigens in Bombay im Vergleich zu Dehli »much better«.

b. Die Kanzlei Majmudar & Co.

Kontakt: Akil Hirani
Managing Partner
Majmudar & Co.
International Lawyers
96, Free Press House, 9th floor
Free Press Journal Marg
Nariman Point
Mumbai 400 021, INDIA

Tel: +91 22 5630-7272
Fax: +91 22 5630-7252
Web: www.majmudarindia.com

Die Kanzlei ist mittlerweile (Juni 2003) umgezogen zum Nariman-Point. Als ich dort war, hatte die Kanzlei noch Büroräume an der Flora Fountain (Damaliger Blick aus dem Besprechungsraum, Gebäude). Der neue Standort dürfte repräsentativer sein, aber verkehrstechnisch ungünstiger liegen.

Akil als Ansprechpartner für Referendare hat neben seiner indischen auch eine kalifornische Anwaltszulassung. Eine Anwesenheit an 5 Tagen die Woche wird vorausgesetzt, die den Referendaren übertragenen Aufgaben können, wenn man sich bewährt, wirklich anspruchsvoll und interessant werden. Am Anfang sollte ich einige juristische Dokumente übersetzen, schon bei dieser Arbeit habe ich einiges über unterschiedliche juristische Denkkonzepte gelernt. Später hatte ich viel mit vertrags- und steuerrechtlichen Problemen zu tun, unter anderem dem Entwurf eines Mietvertrages für ein halbes Bürogebäude, einem Softwareerstellungs- Rahmenvertrag für ein ganz großes internationales Softwareunternehmen und einem Vertrag zur schlüsselfertigen Errichtung eins mittleren Kraftwerkes. Bei passender Gelegenheit konnte ich den Prozeßanwalt des Büros mehrfach zum Bombay High Court begleiten.

Vertragsgestaltende Tätigkeit steht in Indien unter einem sehr starken steuerrechtlichen Einfluß, da es keine einheitliche MWSt. gibt, sondern getrennte sales tax, works contract tax, service tax u.s.w., die in verschiedenen Bundesstaaten jeweils in unterschiedlicher Höhe anfallen und im Zweifel auf den gesamten Vertragswert erhoben werden, wenn der Vertrag unter einen Steuertatbestand fällt. Daher ist es sehr üblich, größere Projekte in 4 bis 6 steuergerechte Teilverträge aufzuteilen, wobei man dann viel Zeit auf die Abstimmung der Leistungsbeschreibungen und Mängelgewährleistungen in den einzelnen Teilen verbringen kann, die zusammen nach Möglichkeit dann das ganze Projekt abdecken sollten. Selbst bei besseren Mietverträgen ist eine Aufteilung in den eigentlichen Mietvertrag und in Serviceleistungen (Instandhaltung, Wartung, Reinigung u.s.w.) üblich, da dann nur der Serviceanteil der Besteuerung unterliegt. Wegen astronomischer Verfahreslaufzeiten vor dem High Court in Bombay, 15 Jahre sind bei normalen Verfahren durchaus üblich, tut man bei der Vertragsgestaltung gut daran, keine Regelungslücken oder sonstige Mängel im Vertrag zu haben, die später eine richterliche Klärung herausfordern.

Indien folgt als ehemalige britischen Kolonie weitgehend dem englischen Rechtsystem. Zwar gibt es mittlerweile viele eigene Gesetze auf Bundes- oder Bundeslandebene, im übrigen folgt man aber englischen und amerikanischen Präzedenzfällen. Ebenso entsprechen Gesetzes- und Vertragssystematik sowie Auslegungsregeln dem angloamerikanischen Rechtskreis. Die neueren indischen Gesetze versuchen zumeist, die jeweilige Materie umfassendst zu regeln. So hat das indische Steuergesetz etwa das Format eines Palandt und enthält schon durch den Gesetzgeber Erläuterungen, die Kommentarcharakter haben. Der dazugehörige Kommentar ist daneben schon etwas dünner als das Gesetz selbst.

Bei Verträgen ist man ebenfalls zuerst einmal mit einer großen Menge Papier (bzw. einer längeren Datei) konfrontiert. Wie auch überall sonst im angloamerikanischen Rechtskreis ist alles bis ins kleinste Detail akribisch geregelt. Ein Vertrag baut sich immer mit Definition seine eigene kleine, hoffentlich vollkommene Welt. Extremes Beispiel für die allgegenwärtigen Definitionen: »ISO shall mean the International Standards Organization« - wer hätte das gedacht. Dann folgt eine ebenso akribische wie ausführliche Regelung von Haupt- und Nebenleistungspflichten, Leistungsstörungen und Mängelgewährleistung, Kündigung und Vertragsabwicklung, so daß ein ordentlicher Vertrag schnell mal mit 25 A4-Seiten zu Buche schlägt. Da ich mich an der Uni mehrere Jahre mit fremdsprachlichem Rechtsstudium (Englisch / Amerikanisch) beschäftigt hatte, hielt sich der juristische Kulturschock dann doch in Grenzen. Trotzdem empfand ich es als gewöhnungsbedürftig, angesichts dieser Masse an Text schnell die entscheidenden Passagen herauszufiltern. Aber mit etwas Übung ging es bald besser und schneller.

Insgesamt fand ich die Station interessant und sehr lehrreich, allerdings ist eigentlich nichts examensrelevant. Da die Kanzlei zu 100% indisch ist, ist der landeskundliche Teil praktisch kaum zu überbieten. Aus meiner Sicht kann die Station weiterempfohlen werden.

c. Lütkehaus Consulting


Portelet Management (India) Pvt. Ltd.,
Web: www.portelet.de

Eigene Erfahrungen habe ich hier ebenfalls nicht. Wer an dieser Stelle seinen Bericht über diese Ausbildungsstelle (a) einfügen möchte oder (b) gerne verlinkt sehen würde, ist eingeladen, sich bei mir zu melden.

Bei einem Erfahrungsaustausch im Leopolds mit Referendar-Kollegen in Bombay stellte sich heraus, daß die Arbeitsbelastung für die Kammerreferendare deutlich am geringsten war, die für Kollegin bei Lütkehaus deutlich am höchsten. Akil und Christian haben mal eine Zeit lang recht eng zusammen gearbeitet, allerdings haben sich die Beziehungen mittlerweile erheblich angekühlt.

d. Sonstige Möglichkeiten

Das deutsche Konsulat in Bombay bildet jedenfalls nicht regelmäßig Referendare aus, da die Kapazitäten recht begrenzt sind. Andererseits ist aber auch nicht völlig ausgeschlossen, daß Praktikanten oder Referendare bei passender Gelegenheit eine Chance bekommen. Kurze Ausbildungszeiten (d.h. < 3 Monate) hält das Konsulat wegen des üblicherweise erheblichen Einarbeitungsaufwandes für wenig sinnvoll.

Kontakt: German Consulate
"Hoechst House"
10th floor
Nariman Point
193, Backbay Reclamation
Mumbai - 400 021
Web: über Deutsche Botschaft in Indien
Tel: (0091-22) 2283 2422
Fax: (0091-22) 2202 5493

Die Referendarausbildungsplätze in Botschaften und Konsulaten werden im Normalfall direkt über das AA in Berlin nach einem recht bürokratischen Verfahren vergeben, man soll sich nach deren Vorstellungen genau im Zeitraum zwischen 1 Jahr und 7 Monaten vor Antritt der gewünschten Station bewerben; weitere Details zum Verfahren findet man beim Auswärtigen Amt. Dort ist Bombay (Mumbai) nicht als mögliche Ausbildungsstelle aufgeführt. Im Gegensatz dazu werden Praktikantenplätze direkt von den Botschaften bzw. Konsulaten vor Ort vergeben. Ob es in Einzelfällen möglich ist, daß auch Referendare die zentrale Bewerbung beim AA umgehen, da sie sich bereits mit einem Konsulat geeinigt haben, ist nicht bekannt.
Ansprechpartnerin des Konsulates für Juristisches ist Frau Hutt, der wir als externe Referendare eine sehr nette Führung durch das Konsulat und eine kurze Einführung in die juristische Tätigkeit beim Auswärtigen Dienst verdanken.
 
Übrigens führt das Konsulat eine (freiwillige) Liste mit deutschen Staatsbürgern, die sich langfristig im Land aufhalten, um diese in Not- oder Katastrophenfällen benachrichtigen zu können. Wer will, kann sich auch als Referendar während seiner Zeit dort eintragen lassen.

Nach einer bayrischen Publikation hat EBIC (European Business Information Centre) ebenfalls einmal Referendare ausgebildet. Nach einer aktuellen Auskunft (Mitte 2001) wird dies nicht mehr fortgeführt.

Weitere Ausbildungsstellen in Bombay sind mir derzeit nicht bekannt; nach meiner Einschätzung hätten jedoch Blindbewerbungen bei indischen Kanzleien durchaus Aussicht auf Erfolg.

2. Bewerbung

Wer sich in Indien bewirbt, sollte die Zeit zur Erstellung eines englischen bzw. amerikanischen Lebenslaufes und eines englischen Anschreibens opfern.

Englisch ist in Indien die Sprache des Rechtssystems und man wird ohnehin die meiste Zeit englische Verträge durchschauen oder überarbeiten. Nachdem ich nun mehrere Bewerbungen von »konkurrierenden« Referendaren aus Deutschland gesehen habe, kann ich noch immer nicht verstehen, wie man ein (selbst in deutsch schon fehlerhaftes) Anschreiben, Lebenslauf und die obligatorische Ausbildungsbestätigung in deutsch nach Indien faxen kann und auf Erfolg hofft. Wer sich bei Majmudar in deutscher Sprache bewirbt, riskiert um ein englisches »writing sample« gebeten zu werden.

Hilfe zum Aufbau eines amerikanischen Lebenslaufes gibt es z.B. bei dem netten Bewerbungsführer von Lexis. Auch die von der DAJV (Deutsch-Amerikanische Juristen-Vereinigung) versandten Broschüren (Praktikumsleitfaden und Bewerbungsführer) sind eine gute Option, allerdings sind sie nicht unbedingt übermäßig preiswert und die Beschaffung ist etwas zeitaufwendig, da die DAJV nicht immer sofort (oder besser unverzüglich) auf eine Bestellung reagiert. Es muß aber davor gewarnt werden, die Formulierungen aus DAJV- Broschüren eins zu eins zu übernehmen, weil man sie mittlerweile einfach zu häufig in Bewerbungen liest (was ich aber auch erst im Nachhinein gelernt habe :-)).

Das System der deutschen Examensnoten ist allen obengenannten Ausbildungsstellen hinreichend bekannt; infolgedessen interessiert man sich auch für die Note im ersten Staatsexamen.

Einzelne OLG gewähren sehr großzügige Fristverlängerungen für die Benennung der Auslandswahlstation, wenn man höflich nachfragt und einen ordentlichen Antrag mit netter Begründung stellt (wozu ist man Jurist?). Auch lediglich ein einziger verbleibender Monat ist bei Bewerbungen per eMail eine lange, unter Umständen sehr ereignisreiche Zeit.

3. Visum

Das benötigte Visum bekommt man von der indischen Botschaft oder Konsulaten, wobei strittig ist, ob Referendare ein »Studentenvisa« [Kategorie S] (h. M. im süddeutschen Raum) oder ein »other Visa« [Kategorie X] (Ansicht der Botschaft in Berlin) zu bekommen haben. Unstreitig ist, daß Referendare willkommen sind und relativ problemlos ein Visa erhalten. Man sollte herausstellen, daß man ausreichend in bzw. von Deutschland bezahlt wird. Rein vorsorglich sollte man allerlei offizielles Papier mit sich führen, wie Gehaltsnachweis, Kopie der Überweisung des OLG an die Auslandsstation, Zusage der indischen Ausbildungsstelle, auch das »Leaflet for Training Abroad« (PDF-Datei) des KG hat sich als hilfreich erwiesen. Ich durfte dem Konsularbeamten in Berlin dann über eine halbe Stunde das deutsche Ausbildungssystem für Juristen erklären (natürlich auf englisch); andere Kollegen hatten es einfacher. Da das Visa grundsätzlich ab Tag der Ausstellung gültig ist und es nach bisherigen Erfahrungen als gesichert gelten kann, daß man als deutscher Normalreferendar eins bekommt, sollte man nicht allzu früh ein Visa beantragen, ca. 3 bis 4 Wochen vor Abflug reichen. Kosten für das Visa: knapp 100 DM.

4. Flugtickets

Mit nennenswerten Last-Minute-Angeboten kann man eigentlich nicht rechnen, es gilt das Gegenteil, möglichst relativ früh buchen, ein Monat vorher gilt schon als recht knapp. Möglichst ein gutes Reisebüro aufsuchen, das gewillt ist, etwas Zeit in die Suche zu investieren, oder selbst im Internet suchen. Die günstigsten Angebote sind stark vom gewünschten Abflugort abhängig. Relativ preiswert sind zumeist Alitalia, Swiss Air, KLM, und einige arabische Airlines. Mein Flug Berlin-Bombay und zurück hat bei Alitalia 1250 DM (Nov. 2000-Januar 2001) gekostet.

5. Impfungen und Malariaprophylaxe

Ein Besuch bei einem tropen- bzw. reisemedizinischen Institut ist anzuraten, zweckmäßigerweise nicht später als 6 bis 8 Wochen vor Abflug, notfalls reichen aber auch vier Wochen. Eine Übersicht über Impfempfehlungen für Indien gibt es z.B. bei Reisemedizinsichen Infoservice der LMU München, oder etwas ausführlicher bei den Reisemedizin Infoseiten von Andreas Kaunzner. Für Diphtherie, Polio und Tetanus sollte ohnehin auch für Deutschland ausreichender Impfschutz bestehen, ansonsten sind dies die ersten auf der Liste der notwendigen Impfungen.

Weiterhin sind Impfungen gegen Hepatitis A und Typhus für Indienreisende sehr empfehlenswert, da Hepatitis B dabei nur minimalen Aufpreis kostet, läßt man es üblicherweise gleich mit machen. Überlegenswert sind noch Tollwut (habe ich nicht machen lassen), eventuell Meningokokken- Meningitis, falls es gerade aktuelle Warnungen gibt. Aus meiner Sicht braucht man jedenfalls als Referendar in Bombay keine Tollwutimpfung, zumal man sich weit überwiegend ohnehin nur in den besseren Gebieten der Stadt aufhält. Wer paranoid ist, kann sich auch dagegen impfen lassen, der Aufwand ist allerdings hoch und der Nutzen eingeschränkt: je nach Tiefe der Verletzung durch das tollwütige Tier braucht man keine, einen oder mehrere Booster, d.h. die Impfung erspart einem im Regelfall einer potentiellen Infektion die Nachbehandlung nicht, sondern verkürzt sie nur: aus meiner Sicht ist in diesem Fall dann die Station vor Ort aber ohnehin beendet, da ich diese Behandlung in Indien nicht auf mich nehmen würde. Insgesamt habe ich für Impfungen ca. 400 DM ausgegeben.

Ob eine Malariaprophylaxe sinnvoll bzw. erforderlich ist, ist ebenfalls strittig. Das Tropenmedizinischen Institut Berlin empfiehlt Resorchin und Paludrine als Prophylaxe (Kosten: ca. 150 DM für drei Monate Aufenthalt und einen Monat Nachbehandlung in Deutschland), im süddeutschen Raum wird überwiegend die Ansicht vertreten, für Bombay sei dies nicht erforderlich und es reiche, Lariam zur Behandlung des Ernstfalls mitzunehmen. Bedenkenswert ist, daß die Malariaprophylaxe gerade bei Langzeitaufenthalten spürbar belastend ist, d.h. man merkt am nächsten Tag deutlich, daß man zuvor Resorchin eingenommen hatte. Die »offizielle« Empfehlung für Malariaprophylaxe bei touristischen Kurzreisen findet sich bei der DTG, eine qualifizierte tropenmedizinische Beratung ist aber zu empfehlen, da bei Langzeitaufenthalten eine andere Risiko-Nutzen-Abwägung anzustellen ist.

Weiterhin sollte man sich für den Anfang eine kleine Reisapotheke zusammenstellen. Pflaster und Jod nicht vergessen, Durchfallmittel, Elektrolyte, ACC und Paracetamol, Insektenschutz (Autan), etwas Hautsalbe, eventuell auch Mittel gegen Fußpilz wegen unterwegs teilweise fragwürdiger Hygiene im Sanitärbereich. Auch Multivitamintabletten für die gesamte Zeit halte ich wegen der in Indien zwangsweise etwas einseitigen Ernährung(wenig frisches Obst und Gemüse) für empfehlenswert. Für den Anfang sollte man auch etwas Toilettenpapier mitnehmen, bis man herausgefunden hat, wie und wo man in Indien welches bekommt. Insgesamt ist es kein Problem, im Gesundheitsbereich zur Reisevorbereitung ca. 700 DM auszugeben.

Bereits an dieser Stelle soll erwähnt werden, daß das Leitungswasser in Indien nach unseren Maßstäben unabgekocht als gesundheitsgefährdend einzustufen ist, so daß man im Regelfall industriell gereinigtes und abgepacktes Trinkwasser kaufen muß, dies ist mit 50 bis 60 Pf. pro Liter allerdings bezahlbar.

6. Kleidung

Im Büro ist ein langärmliges, formales Hemd und Krawatte angesagt, als Hosen mindestens Khakis oder besser. Für gelegentliche Besuche im Highcourt ist ein dunkles Sommerjackett mitzubringen. Einen Dreiteiler o.ä. kann man getrost zu Hause lassen, so etwas ist hier - temperaturbedingt - absolut unüblich. Als sehr kalt gilt in Bombay eigentlich alles unter 25 Grad. Normal sind schon während der Wintermonate 31-35 Grad. Kurze Hosen sind für Inder regelmäßig kulturell inakzeptabel, auch im Freizeitbereich. Allerdings findet man gelegentlich in westlich orientierten, gehobenen Kreisen hin und wieder den bewußten Tabubruch.

Sehr hochwertige deutsche Hemden und insbesondere teure Wollhosen sollte man nicht (!!!) mitbringen. Hemden und Hosen sind in Bombay ohnehin billiger, die indischen Wäschereien sind im übrigen nicht auf hochwertige europäische Sachen eingerichtet und bügeln sie in der Regel deutlich zu heiß, insbesondere sehen Wollhosen selbst nach einem gehobenen Dry- Cleaning recht mitgenommen aus (eigene leidvolle Erfahrung).

Die normale indische Standard-Waschverfahren besteht in einem Einweichen in Seifenlauge, dann Ausschlagen der Sachen, anschließend wird das Kleidungsstück in die Sonne gehängt. Danach wird mit erheblicher Hitze gebügelt. Bereits hochwertige deutsche Baumwollhosen überstehen eine indische Standardreinigung nicht ohne Schaden, auch ein Indien gekauftes höherwertiges westliches T-Shirt hat Substanzbeeinträchtigungen erlitten. Aber auch robusten Sachen sieht man diese Mißhandlung mit der Zeit an. Einerseits bekommen die Hemden mit der Zeit den typisch indischen Grauschleier, andererseits leidet das Gewebe. Die indischen Sachen scheinen im Hinblick auf diese Behandlung von vornherein robuster ausgelegt; außerdem schmerzt es angesichts des geringeren Anschaffungspreises weniger, wenn sie hinüber sind.

Ob tatsächlich nur Luxushotels die Kunst ordentlich beherrschen, gute europäische Sachen ohne Substanzbeeinträchtigung zu reinigen, konnte ich nicht abschließend klären; aus meiner Sicht sieht es aber so aus. Also kann ich nur empfehlen, die Cerruti-Hemden und Boss- oder Brax- Hosen u.ä. zu Hause lassen. Kurzärmlige Hemden sind nur im Freizeitbereich üblich und für das Büro inakzeptabel. Wer etwas weiter ins Binnenland fahren will, und dazu zählt wohl schon Pune, sollte einen wärmeren Pullover dabeihaben; diesen benötigt man auch in klimatisierten Luxusbussen, bei denen der Luxus bei brütender Hitze draußen in kühlschrankähnlichen Temperaturen drinnen besteht (authentisch indisch™).

7. Literatur

a. über das Reiseziel

Der Klassiker unter den Reiseführern für Indien ist der »Lonely Planet India«, der gemeinhin als die Bibel der Indienreisenden gilt (Preis 26 US$). Mitunter bekommt man ob seiner Uninformiertheit von »richtigen Travellern« dann den freundlichen Hinweis: »Read the Bible...«, das heißt dann »Hättest Du im Lonely Planet nachgelesen, hättest Du die entsprechende Information gefunden«. Das größte Problem des Lonely Planet India ist seine übergroße Popularität, ein Geheimtip, der dort steht, ist damit dann einfach keiner mehr, der Schleichweg wird zum ausgetretenen Massentrampelpfad. Dies hat auf der anderen Seite auch Vorteile, da die Auslistung von unseriösen Anbietern auf wiederholte Nutzerbeschwerden hin eine spürbare bis empfindliche wirtschaftliche Sanktion ist. Ein bißchen hat man den Eindruck, daß dieses Buch irgendwie für »The Hitch Hiker's Guide to The Galaxy« Pate gestanden haben muß.

Vom gleichen Verlag gibt es einen Stadtführer »Lonely Planet Mumbai (Bombay)« (im folgenden immer als »LPB« zitiert) für vergleichsweise teure 15 US$. Die Anschaffung des Stadtführers lohnt sich aber wegen der besseren Handlichkeit zum täglichen Mit- Herum- Schleppen, vor allem aber wegen des darin enthaltenen sehr brauchbaren Kartenmaterials auch zusätzlich zu dem gesamt- India Guide auf jeden Fall.

Unter den deutschsprachigen Reiseführern hat mir der APA-Guide und »Indien- der Norden« vom Verlag Reise-Know-How recht gut gefallen. Wer etwas Zeit vor seinem Examen hat, kann ja mal in einer etwas besseren Bibliothek vergleichslesen.

Die deutsche Botschaft in Indien hat eine Seite dem Thema Leben und Arbeiten in Indien ins Netz gestellt. Sie ist zwar etwas auf Neu Delhi zugeschnitten, aber sehr lesenswert.

b. Wörterbuch

Ein gutes Wörterbuch benötigt man wohl selbst bei fortgeschrittenen Englischkenntnissen, ein juristisches Fachwörterbuch muß aber nicht sein. Notfalls kann man auf das juristische Lexikon des Büros zurückgreifen.

Ich selbst fand ein elektronisches Wörterbuch sehr hilfreich, weil man um Größenordnungen schneller eine Übersetzung findet, als wenn man sich durch Unmengen von Papierseiten ackert. Dies macht unbekannte Wörter dann auch bei rudelweisem Auftreten leichter bekömmlich, das Ding ist zudem handlich und gewichts- und platzsparend. Leider sind derartige Spielzeuge zumeist recht teuer, bei der Anschaffung sollte man auf ausreichenden Wortschatz achten. Wenn man ein sehr preiswertes mit 8000 Wörter pro Sprache kauft, findet darin praktisch nur die Worte, die man ohnehin schon kennt, mehr aber auch nicht. Es sollten deutlich mehr als 40.000 pro Sprache sein, idealerweise mehr als 100.000. Einfach ein Papierwörterbuch gleicher Wortzahl angucken und sich fragen, ob das wohl ausreichend wäre.

c. Juristisches

Im fachlichen Bereich sollte man sich vor dem Mitschleppen von Schönfelder, Palandt und Co. nach der Notwendigkeit erkundigen. Das doch recht erhebliche Gewicht derartiger Werke belastet die für einen Langzeitaufenthalt ohnehin recht knapp kalkulierten 20 kg Airlinegepäck meist so heftig, daß man die Bücher gleich ins Handgepäck auslagern muß. Nimmt man noch Notebook, Fotoausrüstung und ähnliches mit, erreicht dann auch das Handgepäck schnell ein »untragbares« Gewicht. Bei Majmudar & Co. gibt es einen recht aktuellen Schönfelder, und den Palandt braucht man im Zweifel ohnehin nicht.

Worüber man noch nachdenken kann ist, eine Einführung in das englische Recht mitzunehmen, dies wäre wohl insbesondere dann anzuraten, wenn man keine Vorkenntnisse mitbringt. Indiens Rechtssystem folgt weitgehend dem englischen Recht, dies betrifft sowohl die Gerichtsverfassung als auch das Case-Law-System. Leider hat man wegen der schriftlichen Prüfungen unmittelbar vor der Auslandsstation praktisch keine Zeit und Nerven, sich nun auch noch extensiv auf das englische Recht vorzubereiten. Wer bereits an der Uni Fremdsprachliches Rechtsstudium betrieben hat, wird es erheblich leichter haben als jemand, der nur mit - wenn auch gutem - Schulenglisch anreist. Wenn ich auch sonst kein Fan von Alpmann-Skripten bin, so ist doch deren zweibändige Einführung in das Englische Recht, die ich bei einem Kollegen gesehen habe (Danke!), gut und informativ geschrieben, die jeweiligen Übersetzungen von möglicherweise kritischen Wörtern als Randbemerkung erleichtern den Lesefluß und das Verständnis.

8. Krankenversicherung

Wie immer empfiehlt sich eine private Auslandsreisekrankenversicherung. Wer als beamteter Referendar eine private Ergänzungskrankenversicherung hat, sollte sich genauer informieren, ob und gegebenenfalls welche Lücken bleiben. Eine Kollegin hat z.B. berichtet, daß sie in den ersten zwei Monaten neben der Station in Indien keinen Urlaub nebenbei nehmen dürfe, dann falle der Beihilfeanteil aus (?). Jedenfalls sollte man den Status abchecken.

Im Zweifelsfall kann man - was gesetzlich Versicherte ohnehin müssen - für vergleichsweise wenig Geld und Aufwand den Versicherungsschutz als Auslandsreisekrankenversicherung getrennt nachkaufen. Wer eine Dauerauslandspolice hat, sollte sich nach der maximal zulässigen Reisedauer erkundigen, die beträgt meist (zu kurze) 6 bis 8 Wochen, kann aber oft gegen relativ lächerliche Beträge vom Anbieter verlängert werden, dabei gleich nachfragen, ob Auslandspraktikum (Referendariat) dem Versicherungsschutz irgendwie entgegensteht.

Insgesamt stellte sich dieser Teil der Reisevorbereitung für mich nach nettem eMailkontakt mit meiner Versicherung als relativ unkompliziert dar.

Die Kosten für drei Monate separate Auslandkrankenversicherung betragen um die 60 DM. Eine kleine Marktübersicht unterhält Martin Atzenhofer (der mir hoffentlich das Deep-Linking verzeiht) auf seinen Indien-Seiten.

9. Kosten

Mit der weiteren Abschaffung des Beamtenstatus für Referendare und weiteren Gehaltskürzungen dürften die noch recht tragbaren Lebenshaltungskosten in Indien als Auswahlkriterium für die Auslandsstation noch deutlich an Gewicht gewinnen. Zwar weist das Auswärtige Amt für Bombay 5% höhere Lebenshaltungskosten als in Deutschland aus, was für Beamte +5% Kaufkraftausgleich bedeutet, aber wer aus einer deutschen Großstadt kommt, dem dürfte mit Ausnahme der Wohnungsmieten nichts sonderlich teuer vorkommen. Trotzdem hat das Auswärtige Amt so unrecht nicht: Nach europäischem Standard zu leben kostet annähernd dasselbe wie in Europa. Wer allerdings mit etwas weniger zufrieden ist, kann einiges an Geld sparen bzw. mit seinen paar Mark ziemlich viel unternehmen. Wo sonst können es sich die armen Referendare leisten, mal eben in den besten Restaurants der Stadt essen zu gehen und als Wochenendausflug für ein Taschengeld eine halbe Weltreise zu unternehmen?

a. Miete

Am heftigsten schlägt die monatliche Miete zu Buche. Für ein hübsches Zimmer in Untermiete bei einer Familie in sehr guter Wohnlage muß man mit ca. 650 DM/Monat rechnen, mit Abstrichen in schlechterer Lage geht es auch für weniger, unter 400 DM/Monat ist zumutbar m.E. nicht möglich. Üblicherweise helfen die Ausbildungsstellen in Bombay bei der Organisation einer Unterkunft, auf deren Rat kann und sollte man sich verlassen.

Eine gute Wohnlage zeichnet sich in Bombay insbesondere durch eine Lage im westlichen Teil der Stadt in Meernähe aus, und ist zugleich nicht allzu weit vom Stadtzentrum entfernt. Beides zusammen ist das Geld, was man dafür bezahlt, wert. Bombay hat ein erhebliches Problem mit Umwelt- und Luftverschmutzung, so daß in recht sauberer Luft zu wohnen ebensoangenehm wie notwendig ist.

Auch eine große Entfernung zum Stadtzentrum ist bei einer Unterkunft ein erhebliches Problem, weil der öffentliche Nahverkehr zwar effizient ist, aber insbesondere die S-Bahnen chronisch überfüllt sind. Was bei uns als volle S- oder U- Bahn gilt, ist nach hiesigen Maßstäben noch halb leer. Man kann das nicht beschreiben, man muß es erlebt haben. Viele Normalverdiener in Bombay müssen morgens und abends je 1,5 bis 2 Stunden in diesen überfüllten Verkehrsmitteln zubringen. Daher ist die - selbst nach unseren Maßstäben - recht hohe Miete im Zentrum von Bombay ihr Geld wirklich wert.

Auch die erste Nacht in Bombay sollte man noch vor Abflug klären (dringende Empfehlung).

b. Transport

Der Nahverkehr in Bombay ist nach europäischen Maßstäben spottbillig. Busfahren kostet zwischen 10 und 25 Pfennig, Kurzstrecke S-Bahn 15 Pfennig, die maximale Langstrecke, mit der man was anfangen kann, 40 Pf. Selbst Taxi ist bei kürzeren Strecken im Regelfall billiger als der ÖPNV zu Hause. Die fünf Kilometer von meiner Unterkunft zum Büro kosten knapp 2,50 DM. Daß ich dennoch viel mit dem Bus unterwegs gewesen bin liegt daran, daß der rustikale Charme dieser Fahrzeuge einfach nicht zu überbieten ist. Es macht hier großen Spaß, Bus zu fahren: sämtliche Fenster sind weit offen, Türen gibt es ohnehin nicht: da kommt beinahe Cabriofeeling auf. Empfehlen kann ich auch, in einem Doppeldecker oben einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Sollte das Fenster vor einem noch nicht offen sein: einfach hochschieben und genießen (und nette Fotos kann nebenbei auch noch machen).

c. Essen

Ein normales indisches Essen in einem bodenständigen Restaurant kostet einen meist zwischen 1 bis 2 DM, die Cola dazu in der Regel 65 Pfennig. In der gehobenen Mittelklasse bezahlt man um die 5 bis 10 DM, auch in den besten Lokalen der Stadt kommt man mit 10 bis 25 DM aus, wenn man nicht gerade irgend etwas völlig exotisches wie Hummer oder Königskrabben essen will.

»Mineralwasser«, worunter in Bombay zumeist nur gesundheitlich unbedenkliches, industriell in Flaschen abgefülltes Wasser verstanden wird, kostet pro Liter 50 bis 60 Pfennig, Cola für 1,5 Liter 2 DM. Bier ist im Freiverkauf mit 2 DM die Flasche und in Restaurants mit üblicherweise 5 DM für die Flasche im Vergleich zur sonstigen Preisstruktur exorbitant teuer.

d. Services

Alles, was mit menschlicher Arbeitskraft zu tun hat, ist in Indien extrem billig. Kleidung waschen lassen kostet pro Stück 40 Pf mit Bügeln (zwangsweise), und für mich war es das erste Mal, gebügelte Jeans zu haben. Ferngespräche nach Europa kosten gut 2 DM/Minute, die effektivste Kommunikation nach Hause ist e-Mail, Internetcafes sind zahlreich verfügbar und kosten zwischen 2 und 3 DM pro Stunde. Ein Friseurbesuch ist wohl schon um 1 DM zu haben, aber ich bin rein vorsorglich zu einem etwas besseren gegangen, was 1,75 DM gekostet hat.

e. Fazit

Ca. 1250 DM/Monat incl. Unterkunft und einiger Exkursionen sind bei für ein akzeptables Leben als Trainee in Bombay ausreichend. Man kann auch mehr Geld ausgeben ... und so viel Gegenwert bekommt man dafür wahrscheinlich selten wieder geboten; mehr als 250 DM/Woche excl. Unterkunft auszugeben scheint mir allerdings nur schwer zu schaffen, selbst wenn man ständig gut Essen bzw. Trinken geht.

10. Geld

Der Kurs indische Rupie zur DM schwankt, je nach Dollarkurs, mehr oder weniger heftig. In erster Näherung kann man davon ausgehen, daß 20 Rs. = 1 DM sind. Meist ist es sogar etwas günstiger. Neben den zwei Klassikern, im Ausland an sein Geld zu kommen, Travelerschecks und Kreditkarte, gibt es noch eine dritte Möglichkeit:

a. Die Überraschung

Die gute alte EC-Karte. Diese funktioniert über das Maestro-Zahlungsverbundsystem an einigen ausgewählten Geldautomaten auch in Indien und ermöglicht direkte Abhebungen vom heimischen Konto zu erstaunlich günstigen Sätzen, für die Bargeldbeschaffung schlägt sie damit auf jeden Fall locker jede Kreditkarte. Das weiß oft genug nicht einmal die Hausbank in der Heimat oder erzählt es jedenfalls nicht einfach so herum. Bitte nachschauen, ob die EC-Karte das Maestro- oder Cirrus- Symbol trägt, am System teilnehmende Geldautomaten sind dann im Internet unter http://www.mastercard.com/ speziell http://www.mastercard.com/cgi-bin/atm/atm.cgi?country=ind&city=Bombay gelistet. Bisher hat sich noch niemand gemeldet, bei dem es nicht geklappt hat, obwohl diese Nachricht stets ungläubiges Staunen auslöst. In Bombay bietet sich insbesondere die Citybankfiliale in der MG Road zwischen Flora Fountain und VT auf der östlichen Straßenseite an (Das Gebäude [Bild] sieht übrigens ganz nett aus). Die beiden linken Automaten geben nur maximal 3000 Rs pro Transaktion aus, der rechte hat eine Verbindung zum internationalen Netzwerk und gibt angeblich bis zu 15.000 Rs pro Transaktion her (ich selbst habe das Limit aber nicht ausgeschöpft). Für die Abhebnungen hat mir mein kontoführendes Institut die ganz normalen Fremdabhebegebühren in Rechnung gestellt.

[Ergänzung Frühjahr 2003] Mit zunehmender Bekanntheit scheinen sich die Konditionen für den Majestro-Auslandseinsatz inzwischen verschlechtert zu haben. Nunmehr wird offenbar auf breiter Front eine 1%-ige Auslandsgebühr verlangt. Dies wird je nach individuellen Konditionen wahrscheinlich immer noch deutlich besser als eine Geldbeschaffung per Kreditkarte sein, aber bringt keine umwerfenden Vorteile mehr gegenüber Travellerschecks - mit Ausnahme eines Liquiditätsvorteils, da man letztere im Voraus kaufen muß. Es empfiehlt sich also, den Preisaushang der eigenen Bank oder Sparkasse mal etwas näher im Augenschein zu nehmen.

b. Kreditkarte

Und damit ist auch schon verraten: man braucht eigentlich keine Kreditkarte in Bombay. Nützlich kann sie dennoch sein: um in Bombay Zugtickes zu kaufen. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Will man eine, stellt sich die Frage, ob Visa oder Master(Eurocard). Letztere soll angeblich etwas mehr Akzeptanzstellen in Indien haben, aber vermutlich wird man den Unterschied kaum feststellen. Eventuell ist Visa unter dem Gesichtspunkt vorzuziehen, daß sich die heimische EC-Karte das majestro-System mit Master/Eurocard teilt. Visa dagegen hat mit Visa-Elektron ein anderes (eigenes) System. Fällt Majestro aus, wären EC-Karte und Euro/Mastercard gleichzeitig lahmgelegt. Redundanz-Überlegungen sprechen daher eher dafür, EC-Karte mit einer Visacard zu kombinieren - aber das sollte jeder für sich selbst entscheiden. Manche Anbieter nehmen mittlerweile ziemlich exorbitante Auslandseinsatzgebühren, was aus meiner Sicht dem Sinn der Kreditkarte als Auslandszahlungsmittel ziemlich entgegenläuft.

c. Traveller Schecks

Bei den Reiseschecks kann man zwischen American Express und Thomas Cook wählen.

Dabei möchte ich denjenigen, die (wie ich) bei Flora Fountain arbeiten werden, von AmEx abraten. AmEx hat zwar auch an der Flora Fountain eine Filiale, aber die ist in der Regel recht unwillig und schickt einen gerne mal runter nach Colaba. Dort ist nach deren Vorstellungen die eigentliche Traveller-Geldausgabestelle (LPB Karte 3, Nr. 12; neben dem Rigel-cinema). Da runter zu wandern heißt meist, seine Mittagspause mal wieder kräftig zu überziehen, wenn man nebenbei auch noch Mittagessen will. AmEx in Colaba macht Abends so rechtzeitig zu, daß man auch nach Büroschluß kaum eine Chance hat; zusätzlich legt AmEx dort das Ende der ausgehängten Öffnungszeit überaus großzügig aus... aber was heißt das schon in einer Stadt, deren öffentliche Uhren bis zu einer Viertelstunde voneinander abweichen. Da Thomas Cook das Büro direkt an der Flora Fountain (LPB Karte 4, Br. 46) hat und zudem bessere Öffnungszeiten bietet, sind sie an dieser Stelle einfach die bessere Wahl.

Wer allerdings in Colaba wohnt und an der Flora Fountain nichts zu tun hat, für den liegt dann Amex günstiger. Also an dieser Stelle bitte eine individuelle Entscheidung treffen.

Travelerschecks kann man sich in DM oder Dollar ausstellen lassen. Vorteil für DM: kein Wechselkursrisiko. Vorteil Dollar: bessere Akzeptanz. Beim Einlösen bei AmEx bzw. Thomas Cook in Bombay selbst hat man bei DM-Reiseschecks kein Akzeptanzproblem, aber Zugschalter z.B. akzeptieren nur Dollar oder Pfund Sterling- Reiseschecks, auch in anderen, kleineren Orten könnte es Probleme geben.

d. Das globale Konto

Wer ein Konto bei der Citybank hat oder eröffnet, kann mit seiner Bankkarte weltweit in jeder Citybankfiliale, also auch in Indien ganz normal auf das Konto zugreifen, den Kontostand überprüfen und Geld ohne zusätzliche Gebühren abheben. Da es in Bombay einige zweckmäßig plazierte Filialen gibt, ist das Angebot nicht ganz uninteressant. Wer also ohnehin seine Bankverbindung wechseln will, hat hier einen netten Anlaß, obwohl ich bezweifle, daß man im Staatsexamensstreß die Nerven und Zeit für derartige Aktionen aufbringt.

Ein Kollege hat für den Auslandsaufenthalt ein Konto bei der Citybank eröffnet und sich seine Bezüge dahin überweisen lassen, zugleich relativ wenig Travelerschecks mitgenommen, was auch gut funktioniert hat. Es geht aber nach meiner Erfahrung auch sehr gut auch ohne Citybankkonto.

e. Empfehlung

Ca. 90% des voraussichtlichen Geldbedarfes in Travellerschecks mitnehmen, davon vielleicht zwei Drittel in DM, diese zuerst einlösen und zugleich probieren, ob das mit der EC-Karte auch mit dem eigenen Konto funktioniert. Wenn nicht, hat man ausreichend Zeit darüber nachzudenken, wie man in Indien an sein Geld kommt, bzw. muß halt die recht teueren Kreditkartengebühren bezahlen :-).

Zur Euroumstellung: Ich hätte keine Bedenken sofort zur der Umstellung Travellerschecks in Euro nach Bombay mitzunehmen, da man die Schecks direkt bei AmEx bzw. Thomas Cook (d.h. bei ihren offiziellen Zweigstellen) einwechseln kann. Diese sollten die neue Währung in Griff haben, selbst in Indien. Wenn man auf dem flachen Land unterwegs ist und bei Provinzbanken einwechseln muß wäre ich vorsichtiger: Informationswege können in Indien manchmal etwas länger sein.

11. Unentbehrliches und Entbehrliches

Indienreisende sollten unbedingt eine Taschenlampe besitzen: Treppenhäuser sind nicht immer ausreichend ausgeleuchtet und können abends bereits stockfinster sein. Stundenlange Stromausfälle gehören jedenfalls außerhalb von Bombay zum Alltag. Ohne Taschenlampe wäre es dann schwer, den gewünschten 7 a.m.-Bus mit vollständigem Gepäck zu erreichen. Ein eigenes Vorhängeschoß mitzubringen kann nicht schaden; es sollte stabil sein, aber nicht zu teuer aussehen. Die Anschaffung eines Moskitonetzes ist - selbst für Bombay - ebenfalls überlegenswert. Befestigungsmaterial nicht vergessen. Zweckmäßig ist es jedenfalls, etwas Anti-Mücken-Lotion wie etwa Autan dabeizuhaben. Wer es mit seinem ökologischen Gewissen nicht vereinbaren kann, immer Wegwerf-Plasteflaschen für Trinkwasser zu kaufen, kann eventuell mit Wasserentkeimungstabletten und Katadyn-Filtern experimentieren; unter Convenience- und Kostengesichtspunkten lohnt es sich aber nicht. Alles dies sollte man in einem guten Laden für Globetrotterbedarf bekommen.

Nochmals: nicht zuviel Kleidung mitnehmen, vor Ort ist sie deutlich billiger. Dagegen hat mich das Angebot an Schuhen dort nicht überzeugt. Das Design wirkt altbacken, die Verarbeitung billig und die lokalen Modelle sind aus meiner Sicht unbequem. Zu Hause gibt es Schuhe zwar nicht billiger, aber sie sind qualitativ deutlich besser und fußfreundlicher. Allerdings: betreffend Kolleginnen, d.h. weibliche Referendare, kann ich hinsichtlich der Kleidung keine Empfehlung aus eigener Erfahrung abgeben. Das Angebot von aus europäischer Sicht tragbarer Sachen für Frauen scheint mir aus der Erinnerung deutlich geringer als in der Herrenabteilung zu sein; dies liegt daran, daß Männer in der indischen Geschäftswelt vergleichsweise überrepräsentiert sind und weit häufiger in westlich aussehender Bürouniform unterwegs sind als Frauen, die auch ins Büro weit öfter in traditioneller Kleidung (Sari) kommen.

Gastgeschenke werden zwar nicht erwartet, es empfiehlt sich jedoch jedenfalls die erlaubte Alkoholmenge beim Zoll (0,95 Liter) vielleicht in Form einer guten Flasche Rotwein auszuschöpfen, da hochwertige alkoholische Getränke in Bombay extrem teuer sind. Die kann man dann entweder verschenken oder selbst trinken.

12. Zeitaufwand

Wenn ich versuche, den Zeitaufwand für die Organisation des Auslandsaufenthaltes ehrlich zusammenzurechnen, so schätze ich den Gesamtzeitaufwand auf ca. 60 bis 80 Stunden, die man dann so nebenbei neben dem Normalen leistet. Diese Zeit (also fast zwei normale Arbeitswochen) fehlen einem natürlich irgendwo dann bei der Examensvorbereitung.

Hinzu kommt, daß man nach vielfach bestätigten Erfahrungen während der Auslandsstation üblicherweise allenfalls nur sehr begrenzt dazu kommt, sich auf die folgende mündliche Prüfung im 2. Staatsexamen vorzubereiten. Das fängt bei der einfachen Tatsache an, daß man im Fluggepäck schon aus Gewichtsgründen kaum ausreichend Literatur mitnehmen kann. Aber auch das Leben und die Arbeit im Ausland lassen nicht die nötige Zeit. Schließlich gibt es schon im normalen Leben soviel zu sehen, zu lernen und zu erleben, daß auch Kollegen aus »einfacheren Ländern« berichten, daß mit einem wesentlichen Lernerfolg während der Auslandsstaion im Hinblick auf die mündliche Prüfung nicht gerechnet werden kann.

Aus meiner Sicht ist ratsam, allerspätestens einen Monat vor der mündlichen Prüfung zurück zu sein. Dies kann man entweder durch Teilung der Wahlstation oder durch angesammelten Urlaub zum Ende der Wahlstaion erreichen. In Ländern, in denen die Wahlstation 6 Monate dauert (wie bei mir in Berlin) scheint mir eine hälftige Teilung noch vertretbar. Bei Wahlstationen von 4 Monaten Dauer ist eine hälftige Teilung aus meiner Sicht problematisch, da 2 Monate für eine Auslandsstation zu kurz sind: der Einarbeitungsaufwand ist nicht zu unterschätzen, d.h. sobald man sinnvoll etwas Anspruchsvolles machen kann, wäre man schon wieder beim Kofferpacken für die Heimreise. Mitunter hält sich auch bei den potentiellen Ausbildungsstellen die Begeisterung doch sehr in Grenzen, wenn jemand nur einen so kurzen Aufenthalt plant. Gleich aus dem Flieger in die mündliche Prüfung zu stolpern, scheint mir aber ebenfalls nicht sinnvoll. Da wäre aus meiner Sicht eigentlich nur noch die Urlaubslösung sinnvoll. Aber selbstverständlich ist an dieser Stelle jeder eingeladen, sich eine eigene Meinung zu bilden und weitere Auffassungen zu hören.

Letztlich wird man immer Kompromisse zwischen dem »persönlichkeitsbildenden Auslandsaufenthalt« und »Examensrelevanz« machen müssen. Ich für mich finde, daß es das wert war.

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