Puzzlestücke



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Puzzlestücke

Kurze Geschichten.
Kein vollständiges Bild, nur Streiflichter.

Die Königs- kakerlake


... letztens in einem Luxusrestaurant.... wirklich teuerer Laden, ich habe über 20 DM für Essen und ein Bier bezahlt (und das ist wirklich, wirklich wahnsinnig teuer für ein Essen in Bombay)..

.. wandert doch eine Kakerlake die Wand lang, nur eine kleine. Und dann auf meinen Tisch. Obwohl sie offenbar das gleiche machte wie ich (auf Nahrungssuche sein) war ich etwas unsolidarisch. Ich habe das Glas, daß einem immer für Wasser bereitsteht und zum Glück noch leer war, genommen, und über sie gestülpt (1:0 für die Menschheit). Da rannte sie dann immer im Kreis und an dem Glas innen hoch und runter. Und ich habe ich unglaublich über das original indische Erlebnis (TM) gefreut, wie gesagt, es war einer der besten Läden der Stadt :-)

Danach habe ich die Kakerlake mit Mißachtung gestraft und sie weiter im Glas rumkrabbeln lassen. Die war wohl etwas aufgeregt, weil sei einfach nicht rauskam, ist immer weiter im Kreis geflitzt. Dabei habe dann unauffällig beobachtet, was weiter passiert, und so getan, als wäre nichts geschehen. Nun, schon nach fünf Minuten ist ein Kellner auf meine arme Gefangene aufmerksam geworden, und hat sie dann - was weiß ich befreit, umgesetzt oder was auch immer. Einerseits schien es den Leuten da etwas peinlich zu sein, andererseits hatten sie offenbar eine gewisse Routine. Im nachhinein habe ich mich geärgert, daß ich die Kakerlake nicht fotografiert habe, wie sie da unter dem Glas so herumrennt. Das wäre sicherlich auch ein erlesener Spaß gewesen.

Als ich dann in meine Unterkunft kam, habe ich da plötzlich (und am selben Abend) eine Königskakerlake vorgefunden. Ich habe sie Königskakerlake genannt, weil sie so riesengroß war, ca. 5 cm lang, ehrlich. Keine Ahnung, ob sie beabischtigte, sich ob der Behandlung ihrer Artgenossin zu beschweren, oder was sie in meinem Zimmer wollte. Da ich kein Wasserglas dabei hatte, habe ich eine leere Plastikflasche aufgeschnitten und mich auf die Jagd gemacht. Das Biest war verdammt schnell und ziemlich wachsam. Immer, wenn ich mich unauffällig rangepirscht hatte, hat sie sich ob des Schattens verzogen. Das haben wir bestimmt 10 Minuten gespielt und ich habe sie nicht gekriegt: die Dinger bekommen doch eine ziemliche Geschwindigkeit, wenn sie nur wollen.

Danach habe ich etwas neues ausprobiert und habe sie kräftig mit Autan (Pumpspray) eingesprüht. Das hat sie zwar leider nicht umgebracht, aber schien doch ein gewisses Handicap für sie zu sein, weil es ihre Reaktion und insbesondere Höchstgeschwindigkeit kräftig vermindert hat. Und dann habe ich sie recht schnell mit meiner aufgeschnittenen Plastikflasche einfangen können: 2:0 für die Menschheit.

Als Trophäe habe ich einige Fotos geschossen, Königskakerlake in aufgeschnittener Plastikflasche von vorne, von der Seite und von unten. Danach habe ich sie, mitsamt ihrem durchsichtigen Gefängnis in einen offenbar unbenutzten Schrank auf dem Balkon gesperrt, auch um sie meinem Mitreferendar mal zeigen zu können. Der will sie aber gar nicht sehen.

Also bleibt sie da erst mal drin, vielleicht ändert der Kollege seine Meinung und außerdem, was soll ich sie rauslassen, dann kommt sie vielleicht wieder in mein Zimmer und dann verschwende ich weiteres Autan, das muß ja nicht sein.

Soviel zur Kakerlakenjagd, insgesamt war es doch recht unterhaltsam. Jedenfalls bin ich froh, daß ich mein Moskitonetz habe, weil es das Bett sowohl von oben, als auch von unten abschirmt.

[Anmerkung: Wundersamer Weise war es die einzige Kakerlake, die sich während meines gesamten Aufenthaltes nach meiner Wahrnehmung in mein Zimmer verirrt hatte. Die Kakerlakenfotos sind bedauerlicherweise alle nichts geworden, weil mein extra für die Reise gekaufter Billig-Fotoapparat (Billig wegen Verlustrisiko) solche Nahaufnahmen nicht scharfgestellt bekam.]

High Court

... ich habe heute drei Stunden im High Court verbracht. Die indischen Richter terminieren nicht so exakt wie in Deutschland, sondern nur auf den Tag genau. Während man in Deutschland einen Gerichtstermin für z.B. 11.45 Uhr bekommt und im Regelfall davon ausgehen kann, daß die Verhandlung dann auch so einigermaßen um die Zeit anfängt, gibt es hier nur eine Liste der Fälle, die (hoffentlich) an diesem Tag behandelt werden. Also kommen morgens alle und warten geduldig, bis sie dran sind. Es kann auch passieren, daß der Richter eine umfangreichere Verhandlung nach hinten verschiebt, dann heißt es weiter warten...
Das DDR-Syndrom


.... was typisch indisch ist - man macht eine Tür auf und ist plötzlich in einer anderen Welt - von der lauten, überfüllten Straße durch ein halb verfallenes Gebäude (die Mieten sind wegen Mietpreisbindung wie in der damaligen DDR zu niedrig, um einen ordentlichen Erhalt des Gebäudes zu sichern, daher lassen die Eigentümer die Gebäude systematisch verfallen und hoffen, daß sie irgendwann zusammenbrechen, um dann ein neues Gebäude zu errichten, das dann für viel, viel mehr Geld vermietet werden kann) - [Tür auf] in ein hochmodernes Büro. Und so befinden sich viele, angesehene Firmen in ziemlich heruntergekommenen Gebäuden - zumal es wirklich lange dauert, bis ein solides, englisches Gründerzeitgebäude einsturzgefährdet ist. Daher sieht es einfach nur sehr heruntergekommen aus, aber die Büros darin sind hochmodern und alle erfreuen sich der niedrigen Miete - solange das Haus halbwegs sicher steht. Teilweise könnten einige der Mieter problemlos das ganze Haus kaufen, wenn sie nur wollten - aber warum sollten sie, denn die anderen Mieter im Haus werden sie nicht los und daher lohnt es sich für keinen der Beteiligten, das Haus instand zu halten - ein klassischer Fall von ökonomischer Fehlsteuerung durch eigentlich gut gemeinte Gesetze. Eine Art staatlicher Zwang, die Gebäude in einen ordentlichen Zustand zu versetzen, besteht faktisch nicht - die Eigentümer behaupten, das ihnen mögliche zu tun und wenden notfalls in der Hoffnung auf einen baldigen Neubau Schmiergeldzahlungen auf, damit sich nichts ändert. Daher sehen viele, schöne alt-ehrwürdige Häuser unheimlich verfallen aus, was wirklich schade ist, da es - weil hier bombenreiche Weltkriege nie richtig tobten - viele ehemals sehr schöne alte Häuser gibt. Teilweise ziehen Firmen in Neubauviertel, die auf neu vom Meer gewonnenen Neuland stehen, von den Indern für fürchterlich modern und schick gehalten werden - aber irgendwie eine Mischung aus Marzahn-Charme und Manhattan- Feeling ausstrahlen. Aus meiner Sicht sehr trostlos und wenig lebenswert.
Taxis

... auch ein Grund, warum ich gerne Bus fahre: in dem schweren Ding fühlt man sich sicherer als in einem prähistorischen, altersschwachen Taxi. Autos fahren herum mit eingerissener C-Säule (das ist die hintere Säule, die das Dach trägt), bei manchen Taxis kann man durch den Fußboden die Strasse betrachten. Trotzdem habe ich innerorts nur vergleichsweise wenig Unfälle gesehen, vielleicht auch deshalb, weil einiges was bei uns als Unfall mit der Folge des Wartens auf die Polizei gilt, hier noch als normaler Verkehr angesehen wird...
Unfallschutz

... fürs heil Ankommen ist regelmäßig »Ganesh« zuständig, der nette, gemütlich - dickbäuchige, sympathische Gott mit Elefantenkopf, der oft als Abbild oder kleine Figur, gerne noch von Blumenkränzen umgeben, auf dem Armaturenbrett direkt hinter der Windschutzscheibe ständig nah am Geschehen sitzt. Und bei dem Fahrstil der Inder hat der arme Kerl vermutlich ständige alle Hände voll zu tun, aber soweit ich gesehen habe und es mich angeht, erledigt er seine Aufgabe wirklich gut.

Einerseits fahren die Leute hier wirklich asozial, es wird um jeden Zentimeter selbst dann gekämpft, wenn es evident nichts bringt - dagegen ist die deutsche Autobahn etwas für gemütliche, ältere Herren - zum anderen besteht die besondere Kunstfertigkeit eines indischen Verkehrsteilnehmers darin, haarscharf an anderen Verkehrsteilnehmern vorbeizurasen. Das ganze unter wildem Gehupe, wenn es eng wird, und eng ist es eigentlich ständig - und stets nach dem Motto: »Wer bremst verliert« ...
Überlandbus

... die Fahrt mit dem Bus von Pune nach Bombay hat satte 7 Stunden für gute 200 km gedauert, das macht ein Durchschnittstempo von unter 30 km/h. Versprochen waren eigentlich 4-5 Stunden Fahrtdauer.

Es ist nicht ungewöhnlich, daß der Bus zunächst ca. 45 Minuten Verspätung bei Abfahrt hatte, danach ist es normal, daß er ca. noch ein bis anderthalb Stunden durch die Stadt kurvt, um vor vielen kleinen Reisebüroläden weitere Kunden einzusammeln. Irgendwie hatten wir bei unserem Laden den Bus verpaßt, obwohl wir sehr pünktlich da waren und die ganze Zeit gewartet haben. Es war irgendwas zwischen Mißverständnis und Mangel an Information von deren Seite. Die Lösung war, daß wir ca. 20 Minuten mit einem Motorrikscha zu einem weiter draußen liegenden Pickup-Point gefahren wurden bzw. sind (wir haben dafür ca. 35 Rs bezahlt, aber der Laden hat es organisiert), wo der Bus weitere Passagiere aufzunehmen hatte und dort auf unsere Ankunft warten sollte.

Adrenalin pur, aber im nachhinein war es ein Erlebnis: die haarsträubende Fahrt im recht dichten Feierabendverkehr, das Motorrikscha immer laut hupend sich mit wahnsinniger Geschwindigkeit sich durch den Verkehr schlängelnd, und die Frage, ob wir unseren Bus noch kriegen. Alternativ hätten wir wohl für gut ca. 50 DM mit einem Sammeltaxi fahren können. Aber wir sind dann so rechtzeitig dort angekommen, daß die Leute an dieser Haltestelle noch beim Einsteigen waren und wir damit unseren Bus wiederhatten.

Leider hatten wir einen Luxusbus mit Klimaanlage gebucht. Und da es die Inder in dieser Gegend üblicherweise immer warm haben, ist kühl wohl ein besonderer Luxus. Konsequenterweise lief ständig die Klimaanlage auf voller Leistung (man hatte ja für diesen Luxus bezahlt), obwohl es eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Ich hatte zum Glück einen Pullover mit und lange Jeans an, aber gefroren habe ich trotzdem. Ich schätze die Innenraumtemperatur auf deutlich unter 18 Grad, vermutlich sogar so um die 15 Grad. Manche Passagiere saßen mit kurzärmligen T-Shirt da!
 
[Bei Überland-Busverbindungen kann man in Indien in erster Näherung von einem normalen Durchschnittstempo von 30 bis 35 km/h ausgehen. Die Bahn ist schneller und schafft bis zu sagenhaften 50 bis 60 km/h (Durchschnittsgeschwindigkeit).]
Verkehr

... aus stadtplanerischer Sicht ist Bombay wohl eine völlige Fehlkonstruktion: die Stadt ähnelt einem Trichter (das ist die Form der Halbinsel, auf deren Spitze die Stadt liegt). Das Zentrum befindet sich nun in der äußersten, schmalen Spitze, und das ist der Ort wo die ganzen Massen arbeiten. Jeden morgen strömt also alles in diese Trichterspitze, und abends geht es in die andere Richtung. Und da im Zentrum so wenig Platz ist, sind Grund und Boden, und damit auch jegliche Wohn- bzw. Bürofläche kostbar und teuer. Daher sitzen die Leute in den Büros recht eng gedrängt. Das führt dazu, daß schon eine Menge Leute täglich in diese Trichterspitze passen, und die müssen alle dorthin gelangen.
Nun - glücklicherweise gibt es nicht wirklich viele Autos hier - verglichen mit der Anzahl der Leute, die hier leben, ansonsten würden wohl alle nur noch im Stau stehen. Die meisten Leute fahren mit einer Art S-Bahn. Das sind robuste, sehr lange Züge, deutlich breiter (mindestens 1 Meter, schätze ich mal), als unsere S-Bahnen. Sie haben ein recht rustikales Aussehen, keine Türen, unverglaste, dafür aber vergitterte Fenster und viele Ventilatoren an Bord. Was nach unseren Maßstäben als volle Bahn gelten würde, gilt hier allenfalls als halbvoll, und die Leute sind halt auch schlanker als die normalen Europäer. Obwohl ein Zug nach dem anderen kommt, sind die Züge morgens und abends brechend voll, so voll wie ich es in Berlin nur zu Zeiten von Großveranstaltungen wie etwa der Loveparade erlebt habe. Diese Züge legen ziemliche Entfernungen zurück, und es ist üblich, daß die »normalsterblichen« Einheimischen hier anderthalb bis zwei Stunden morgens und abends mit diesen S-Bahnen zur Arbeit fahren, und wer gut verdient kann sich sogar eine Fahrzeit von nur einer Stunde leisten. Und da die Züge so voll sind, ist keinesfalls ein Sitzplatz garantiert - im Gegenteil. Und dann braucht man bei den hiesigen Temperaturen sowohl die fehlenden Fenster und Türen, als auch die vielen Ventilatoren - es ist jetzt wieder etwas kälter hier geworden, jetzt haben wir »nur« noch 33 Grad.
Weihnachts- segeln


... gab es eine besondere Weihnachtsüberraschung am 24.12: mein Ausbilder hat mich um 11 Uhr morgens angerufen und wir sind - Überraschung - segeln (ja SEGELN !) gegangen. Hier sind weiterhin 33 Grad - und bestes Segelwetter. Mein erstes Weihnachtssegeln überhaupt. Ich fand es ganz wunderbar. Wir haben ein Boot vom altehrwürdigen Royal Bombay Yacht Club gemietet - der Club ist hier eine Institution mit langer englischer Tradition.
Das Boot hatte ebenfalls Tradition, ein altehrwürdiges offenes Holzboot mit einem wahnsinnig schweren Schwert, daß nur über eine Winde hochgezogen werden kann, so daß es fast wie ein Kielboot auf dem Wasser lag. Das Boot war sehr ordentlich in Schuß gehalten und die Miete billiger als ein Plasteboot von der TU zu mieten. Nach indischem Verständnis gelten die Plasteboote allerdings als sportlicher und besser. Das Holzboot war auch etwas schwerfällig, noch etwas mehr als die Seahorses der TU, und recht schwer. Dafür lag es souverän ruhig auf dem Wasser und war kaum in fortgeschrittene Seitenneigung zu bringen. Wahrscheinlich war das Boot für erheblich mehr Wind ausgelegt. Ein Küsten - bis Hochseeboot eben. Der Wind war relativ schwach, wurde etwas weiter vom Land weg etwas mehr, und blieb sehr gleichmäßig. Ich glaube, so lange bin ich noch nie geradeaus gesegelt, ohne Wende u. ä. Es war sehr erholsam.
Weiter von der Stadt weg wurde auch die Luft spürbar besser. Ich habe ein paar Fotos gemacht. Und habe mich wunderbar erholt. Aber es hatte schon etwas irreales - »Weihnachtssegeln«.
 
Zugtickets

... inzwischen habe ich meinen Trip nach AGRA gebucht. Aber es ist harte Arbeit. Zunächst erst einmal greift man sich ein Formular und versucht herauszufinden, welchen Namen und welche Nummer der Zug hat, mit dem man fahren will. Glücklicherweise stehen die populäreren Züge zumeist in den mitgebrachten Reiseführern.
 
Sodann reiht man sich in die Wartegemeinschaft ein. Es gibt verschiedene Schalter, für Militär (meist leer), für Bahnbeamte (meist leer), für Frauen (recht voll), mehrere für Normalbürger (brechend voll) und einen für Leute, die mit Kreditkarte bezahlen wollen und dafür happige 30 Rupien (das ist schon mehr als ein durchschnittliches Mittagessen hier) Aufpreis zu bezahlen bereit sind. Da das nicht ganz so viele Inder sind, ist der Schalter noch etwas leerer als der Frauenschalter, trotzdem kann man gerne 2 Stunden warten.
 
Ein weiterer Vorteil des Kreditkartenschalters ist aber, daß die Wartegemeinschaft dann aus gebildeten und gut Englisch sprechenden Indern besteht, denn wer sonst leistet sich schon eine Kreditkarte. Also kann man sich umfassend mit den Indern über Reispläne, Grund und Umstände des Aufenthaltes und Indienerfahrungen unterhalten. Wenn dann der Bahnbeamte weniger gut Englisch spricht, dann hilft die Wartegemeinschaft gerne beim Übersetzen und Erklären meines Begehrens, weil sie ja nun schon bestens darüber informiert ist und es außerdem auch in ihrem Interesse etwas schneller geht.
 
Zunächst wollte ich am Freitag Abend mit dem Schlafwagen hinfahren, wäre am Sonnabend Abend dort angekommen, hätte am Sonntag das Taj Mahal angeguckt und wäre am Montag Morgen zurückgefahren, um dann Dienstag Morgen wieder mit dem Schlafwagen in Bombay anzukommen und hätte schon Dienstag wieder im Büro arbeiten können (Fahrzeit 23 Stunden für 1350 km, macht wohl ein Durchschnittstempo von 50 bis 60).
 
Schon vor Neujahr hatte ich versucht, das zu buchen, also ca. dreieinhalb Wochen im Voraus. Da war der Freitagabendzug schon ausgebucht, weitere Durchgangszüge an diesem Tag gibt es nicht, und Umsteigen kann man in akzeptabler Reisezeit vergessen. Also habe ich versucht, das um einen Tag zu variieren. Und Sonnabend Abend war frei, also habe ich das dann so gekauft. Allerdings ist mir am nächsten Tag aufgefallen, daß ich dann Montag für das Taj hätte, und da ist es immer zu. Also habe ich gestern in der Mittagspause den ganzen Spaß umgebucht. Abfahrt nun zwei Tage vor, Rückfahrt einen Tag vor, so daß ich nunmehr in AGRA zwei Tage habe (Sonnabend und Sonntag) und vom Büro halt Freitag und Montag frei brauche - von deren Seite geht es klar.
 
Nun, nach 2 Stunden warten und tatkräftiger Hilfe der Wartegemeinschaft habe ich nun den ganzen Spaß umgebucht bekommen. Zu den ursprünglichen 2 Kreditkartenbuchungen - je eine für Hin- und Rückfahrt sind nun drei weitere hinzugekommen, ein Storno, eine Umbuchungsgebühr und eine neue Zahlung. Darüber hinaus bin ich nunmehr stolzer Besitzer von zwei Tickets und zwei weiteren Rückbuchungstickets für die alten Tickets, die ich aber nun leider nicht mehr habe. Darüber hinaus mußte ich dann zusätzlich zu den einen Reservierungszettel, den die Leute ja nun schon haben, einen weiteren neuen Reservierungszettel und noch einen weiteren Reservierungszettel als Storno für den ersten Reservierungszettel ausfüllen, jeweils ganz korrekt mit Zugnummer und Bahnhöfen und Adresse und Reisezeit, Alter und Geschlecht (Ich weiß nicht, ob der Satz so ganz verständlich ist) – Bürokratie halt. Das gilt auch für den Stornoreservierungszettel (genau das gleiche Formular), obwohl eigentlich schon auf den alten Tickets alles relevante draufstand. Dann die ganzen Kreditkartenbuchungen unterschreiben... das ganze Verfahren ist unsäglich umständlich.
 
Der Grund für alle Buchungs- und Überfüllungsprobleme liegt wohl darin, daß die indischen Eisenbahnen sehr knapp kalkulierte Züge einsetzen. Die sind dann halt immer voll, und voll heißt hier etwas ganz anderes als bei uns: Was bei uns als voll gilt, ist hier mindestens halb leer. Daher ist es der Bahn eigentlich völlig egal, ob ich ihr nun ein Ticket abkaufe oder nicht, der Zug wird ohnehin ausgelastet sein...
 
Etwas Verspätung





[Hier ein paar Zeilen über die Rückfahrt meines Wochenendtrips nach Agra. Eigentlich wollte ich ja am übernächsten Tag (23 Stunden Fahrzeit mit dem Zug) wieder pünktlich in Bombay sein, um rechtzeitig im Büro zu erscheinen. Also bin ich am Abend vor Abfahrt des Zuges früh ins Bett und habe meinen Wecker gestellt - unnötig, wie sich herausstellen sollte...]


Am nächsten Morgen um 5 Uhr hat mich der Lautsprecher einer naheliegenden Moschee geweckt, obwohl ich eigentlich erst um 6.45 Uhr aufstehen wollte. Nun - nun kommt das wahrlich indische, kurz darauf gab es einen Stromausfall, und der arme Vorbeter mußte ohne elektronische Verstärker weitermachen. So konnte ich in Ruhe weiterschlafen (Danke!). Als Rache für meine Dankbarkeit für den Stromausfall dauerte dieser dann fort, als ich um 6.45 aufstehen mußte, so daß ich meine Sachen im Schein meiner Taschenlampe packen durfte. Das hatte ich schon auf dem Trip nach Aurangabad geübt. Es klappte ganz gut, und als ich fertig war, wurde es langsam auch hell.

Ich habe im Hotel um 7.15 ausgescheckt, bin noch mal kurz zum frühnebelumflossenen Taj (Flußseite) gewandert, das in den ersten Sonnenstrahlen schimmerte, und bin dann zum Bahnhof gefahren. Der Zug sollte um 8.30 Uhr kommen, und ich wollte ihn auf keinen Fall verpassen. Um 8.05 war ich da. Wer in der Folgezeit nicht kam, war mein Zug. Zunächst befürchtete ich, ich hätte ihn im allgemeinen Chaos trotz ständiger Anwesenheit doch verpaßt, als die Uhr schon 8.45 zeigte und ich immer noch auf dem Bahnsteig stand. Doch dann stellte sich heraus, daß der Zug nur etwas Verspätung habe.

Leider haben sie mit der Wahrheit nur scheibchenweise herausgerückt, sonst hätte man noch etwas unternehmen können, denn der Zug sollte der verspäteteste Zug werden, den ich je gesehen habe. Ursprünglich sollte er 8.30 morgens losfahren, tatsächlich kam er dann erst um 15.19 Uhr, die letzten 10 Minuten Verspätung gingen auf das Konto einer Kuh (Foto), die sich direkt im Bahnhof auf die Gleise verirrt hatte, der Rest davor ist unbekannt. Daher war ich am nächsten Tag nicht wie geplant um 7.45 Uhr in Bombay, um pünktlich um 10 im Büro zu sein, sondern bin erst um 14 Uhr angekommen und war dann 15 Uhr im Büro. Aber die netten Kollegen haben es gelassen genommen. Zugverspätung von 7 Stunden in Indien: kein Problem, völlig normal.
 
[Heftige Verpätungen sind bei diesem Zug ab Agra nicht unüblich, da der Zug (Punjab Mail) auf der Rückfahrt schon einen halben Tag unterwegs ist, bis er durch Agra kommt. Die Hinfahrt ist in dieser Hinsicht weniger problematisch: Der Zug setzt in Bombay ein.]
GMX

 
Geht Manchmal niX

... wie dem auch sei, für den ernsthaften Dauereinsatz halte ich GMX mittlerweile für absolut ungeeignet. Dauernd ernsthafte Pannen, dann bekommt man regelmäßig »Ihre Mailbox ist vorübergehend nicht erreichbar«, was wohl auf Überlastung hindeutet, ein paar Minuten später geht es dann wieder, oder auch weiterhin nicht. Zu manchen Zeiten ist jede dritte Anfrage überlastet, was den Dienst quasi unbenutzbar macht, eventuell verliert man sogar die mühsam eingetippte Antwort auf eine gerade erhaltene eMail. Das ist doch krank, und ärgert besonders, weil man im Internetcafe ja pro Zeit bezahlt. Zum Glück kostet es hier umgerechnet nur 2 bis 3 DM pro Stunde, aber für die hiesige Preisstruktur sind 40-60 Rupien schon eine Menge Geld. Ein einfacher Tagelöhner kriegt vielleicht 100 bis 120 Rupien am Tag.
Und die maximale Vorhaltezeit von 30 Tagen für jegliche Mails ist ein Witz, allerdings ein schlechter. Was nützt es einem, wenn sie einem großzügig 10 MB Speicherplatz für Mails anbieten, wenn sie gleich alles wieder weglöschen...

[Probleme macht eben nicht nur den rein indische Alltag. Ich weiß nicht, ob sich das mittlerweile gebessert hat: nach Rückkehr aus Indien habe ich den Account gekündigt. Ein Mailservice mit WWW-Frontend ist aber ganz empfehlenswert, da man dann von jedem Internetcafe der Welt aus seine eMails lesen und schreiben kann.]

Nachtrag, 6.11.2002: GMX verspricht nunmehr, die Vorhaltezeit auf 3 Monate zu erhöhen. Zugangsprobleme sind in der letzten Zeit ebenfalls nicht bekannt geworden.
 

Fan Club

You step off the train and your fan club is waiting. »chai, chai, kopi,chai,«  »carry your bag sir,«  »baba baba, rupees,«   »taxi, you like taxi?« Jesus, how do I escape? Ah, up those stairs, across the bridge and down again.
»I have cheap hotel sir, 250 double, clean, good. Take you for tenrupees.«  »Rickshaw,«  »Can you at least wait till I get out of the station«  »Where you want to go?« »Nowhere«  »what time is it mate?«  »Three sir, you need hashish, marijuana, girl?«  »How much?«  »Hashish 1000«  »haha, no!«  »good quality, sir«  »I dont smoke« (Not at those prices).  »You... how much«  »Nothing, you got any postcards?«  »I have shop.«
Chorus: »taxi, taxi, rickshaw«  »The LP hotel, on the meter.«  »No meter.«  »How much then?«  »Fifty«  »Haha, you... how much?«  »Thirty«  »Baba, rupees.«  Give her one, no two, maybe she can feed that kid.  »Who'll take me for ten?«  »Come, come, sit down«  »You know where it is?«  »Come sit.«  Give him twelve when we get there, he looks at it astoundingly, »Twelve?«  »You did say ten remember.«  »Twelve??«  He holds it up, silly, I take two back.
... »Hi you have a room for me?  I rang this morning.«  »You did?«....
 
[Gepostet von »gazzed« im Lonely Planet Forum »Thorntree«, Mai 2001]

 
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Thomas Güther     Kontakt: - oder über Kontaktformular.