Stephen

W.

Hawking

 

Stephen William Hawking - Die Belegarbeit™

© 1995 by Burghard Güther


Das Inhaltsverzeichnis

Seite

Die Biographie

Die Einleitung

3

Kapitel 1 ­ Die Kindheit

4

Kapitel 2 ­ Studium (Oxford)

7

Kapitel 3 ­ Studium (Cambridge)

9

Kapitel 4 ­ Schwarze Löcher

12

Das Schlußwort

21

Das Werk

Schwarze Löcher - Allgemein relativistisch betrachtet

22

Der Urknall - Allgemein relativistisch betrachtet

23

Schwarze Löcher - Quantenmechanisch betrachtet

23

Der Urknall - Quantenmechanisch betrachtet

26

Die Umkehrung des Zeitpfeiles?

26

"Denn dann würden wir Gottes Plan kennen..."

27

Anhang

Die Kurzbiographie

28

Das Personenverzeichnis

29

Der Literaturnachweis

30


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Die Einleitung

"Zur Weihnachtszeit gingen wir immer zum Weihnachtsmärchen. Einmal zeigten sie Aladin. In einer Szene wurde Aladins Palast von Zauberkräften emporgehoben und flog durch die Luft davon.

Als wir das Theater verließen, brauchten wir lange, um nach Hause zu kommen, weil Stephen darauf bestand, nach dem Palast zu suchen. Er wußte, daß Dinge, die nach oben fliegen, auch wieder herunterkommen müssen. So war er davon überzeugt, daß dieser Palast irgendwo in Hampstead zu finden sein müsse. Es dauerte lange, bis wir ihn davon abgebracht hatten."

Das erzählt seine Mutter über den sehr jungen Stephen Hawking. Seine außergewöhnliche wissenschaftliche und konsequente Denkweise wird vielleicht schon in diesem Zitat deutlich.

Heute ist Stephen Hawking der wohl bedeutendste Wissenschaftler auf dem Gebiet der theoretischen Physik. Er hat wesentlich zum modernen Verständnis des Universums beigetragen, unsere Vorstellungen über Phänomene wie Schwarze Löcher revolutioniert und wartete mit neuen Erkenntnissen über Ursprung und Natur des Universums auf. Er hat Dutzende wissenschaftlicher Preise gewonnen, wurde in die Royal Society aufgenommen, von Queen Elizabeth II. zum Commander of the British Empire und zum Companion of Honour ernannt.

Damit nicht genug. Obwohl er ein hochrangiger Wissenschaftler ist, besitzt er unter den Jugendlichen von heute Kultstatus, der höchstens mit Einsteins Popularität vergleichbar ist. Sein populärwissenschaftliches Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" wurde weltweit über zehn Millionen Mal verkauft. Und natürlich gibt es auch einen Stephen Hawking Fan-Club in Chicago. Er wird als "Einsteins Erbe" und "Master of the Universe" bezeichnet.

Er hat dies alles erreicht, obwohl er an einer unheilbaren Krankheit leidet, aufgrund der er inzwischen schon fast vollständig gelähmt ist, nicht mehr sprechen kann und unfähig wäre, seinen Kopf zu heben, wenn er nach vorne fiele. Er wiegt inzwischen nicht mehr als 45 Kilogramm. Er muß sich mit Hilfe eines Sprachcomputers verständlich machen, den er mit den Fingerspitzen bedient. Trotzdem gilt er als äußerst willensstarker Mensch und läßt sich durch nichts bremsen. Was es mit der Biographie und dem Werk dieses Mannes auf sich hat, dem soll in dieser Belegarbeit nachgegangen werden.


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Kapitel 1: Die Kindheit

Stephen William Hawking wurde am 8. Januar 1942 in Oxford geboren. Dies ist - wie er selbst gern betont - der dreihundertste Todestag Galileo Galileis. Da allerdings an diesem Tag nach seiner Schätzung noch rund zweihunderttausend andere Kinder geboren wurden, mag dieser Zufall nicht ganz so groß erscheinen.

Stephens Eltern waren nicht besonders wohlhabend. Frank Hawking war zwar Enkel eines reichen Landwirtes aus Yorkshire, aber der hatte in der großen englischen Agrarkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein gesamtes Vermögen verloren. Isobel war die zweitälteste Tochter von sieben eines Hausarztes im schottischen Glasgow und später in Devon. Beide Familien ermöglichten ihren Kindern ein Studium in Oxford, obwohl dies für sie nicht ohne Opfer möglich war.

Frank studierte Medizin und wurde Spezialist für Tropenkrankheiten. Von 1935 bis Kriegsausbruch 1939 beschäftigte er sich mit der Erforschung epidemischer Krankheiten in Ostafrika. Als er vom Krieg hörte, reiste er nach England zurück und meldete sich freiwillig für die Armee. Ihm wurde allerdings gesagt, daß er dringender in der medizinischen Forschung gebraucht werde.

Isobel arbeitete nach ihrem Studium in Oxford in diversen Berufen, die ihr allesamt nicht besonders gefielen, unter anderem als Steuerberaterin. Schließlich wurde sie Sekretärin in einem medizinischem Forschungsinstitut, eine Beschäftigung, für die sie überqualifiziert war, die aber Aufstiegschancen bot. Dort lernte sie dann Frank Hawking Anfang des Krieges kennen.

Stephens Eltern lebten zu dieser Zeit in dem Londoner Vorort Highgate. Sie hatten dort billig ein Haus gekauft, als alle Welt dachte, London würde durch deutsche Luftangriffe dem Erdboden gleichgemacht. Der 2. Weltkrieg trat in eine entscheidende Phase: Die USA waren wegen des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor in den Krieg eingetreten, und im Osten schlug die Rote Armee die Truppen Hitlers auf der Krim zurück und leiteten somit den Rückzug der Deutschen ein. Der Luftkrieg Deutschlands gegen England tobte unerbittlich, und es verging kaum eine Nacht, in der London nicht von der deutschen Luftwaffe bombardiert wurde. Da Stephen an einem sicheren Ort zur Welt kommen sollte, reisten seine Eltern kurz vor der Geburt nach Oxford. Die Deutschen hatten nämlich versprochen, Oxford und Cambridge nicht zu bombardieren (im Gegenzug verschonten die Engländer Heidelberg und Göttingen).

Die Eltern kehrten mit dem etwa zwei Wochen alten Stephen aus Oxford wieder nach London zurück. Als er zwei Jahre alt war, traf zwar eine V2-Rakete ein Nachbarhaus, aber das Hawking'sche Haus überstand den Krieg, wenn auch leicht beschädigt.

Nach dem Krieg bekam der Vater eine Stelle als Leiter der Abteilung Parasitologie am National Institute of Medical Research, und 1950 zog die Familie nach St. Albans, wo sich das Institut befand. St. Albans liegt ungefähr 30 Kilometer nördlich von London. St. Albans war - im Vergleich zu Highgate - ein "langweiliger und konservativer Ort". Ein Schulkamerad meinte: "Es war ein schrecklich selbstgefälliges Städtchen, voller aufstrebender Leute, kurz: zum Ersticken."

Stephen Hawking hatte zwei Schwestern. Mary war 18 Monate jünger als er und Philippa 5 Jahre. Mit 13 Jahren bekam Stephen noch einen Adoptivbruder - Edward. Letzteren ignorierte er meist, während er seine Schwestern mit Hilfe seines besten Freundes John McClenahan zu ärgern versuchte.

Das viktorianische Haus der Hawkings in der Hillside Road 14 war voll mit Büchern und exotischen Gegenständen, die Frank von seinen regelmäßigen Reisen mitbrachte. Die Familie galt als ziemlich exzentrisch und verrückt. Sein Vater war sehr sparsam und kümmerte sich - von einigen Anfangsreparaturen abgesehen - nicht viel um das Haus. Er scherte sich nicht groß darum, was andere Leute deswegen über ihn dachten. Zum Beispiel kaufte er sich ein altes Londoner Vorkriegstaxi für 50 Pfund. Mit diesem unternahmen sie einige Ausflüge, die John McClenahan wie folgt schildert: "So saßen wir in wehender Luft und brausten mit sechzig, siebzig Sachen die Straße entlang - viel mehr war aus der Kiste nicht herauszuholen. Es paßte zu dieser Familie, solche verrückten Dinge zu tun. Wir hatten kein Auto, wie damals die meisten Leute in England, wenn sie nicht ziemlich wohlhabend waren. Und ein abgetakeltes klappriges Londoner Taxi als Auto zu haben, das war noch ungewöhnlicher."

Mittlerweile ging Stephen an die staatliche "St. Albans School". Sein Vater war der Meinung, in seiner eigenen beruflichen Laufbahn dadurch behindert worden zu sein, daß er keine angesehene Schule besucht hatte. Das ist verständlich, wenn man das Establishment in England betrachtet: die meisten Parlamentarier oder Wissenschaftler in leitenden Positionen hatten angesehene Privatschulen besucht. Deshalb sollte Stephen mit 13 Jahren an der Stipendienprüfung für die "Westminster School" teilnehmen, die damals eine der geachtetsten war.


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Leider mußte er diese wegen Krankheit ausfallen lassen. Sein Vater war nicht in der Lage, eine private Schule zu bezahlen, und deshalb besuchte Stephen auch weiterhin die St. Albans School. Er ist allerdings der Meinung, daß dies seiner Ausbildung keinen Abbruch getan hat. Die St. Albans School besaß immerhin ein sehr hohes Niveau. Ihre Geschichte läßt sich als ehemalige Klosterschule bis in das Jahr 948 zurückverfolgen.

Im britischen System werden die Schüler in drei Leistungsgruppen eingestuft: A, B und C. Stephen war stets in der höchsten Stufe - A - vertreten, war dort aber nur ein mittelmäßiger Schüler. "Es war aber auch eine sehr große Klasse" scherzte Hawking später. Trotzdem galt er schon immer als besonders intelligent. Sehr zu schaffen machten ihm und seinen Lehrern aber seine schlechte Handschrift und seine Unordnung.

Stephen interessierte sich schon im Alter von neun Jahren für Technik. Er nahm Uhren und Radios auseinander - wieder zusammensetzen allerdings konnte er sie seltener. Er wollte der Funktionsweise dieser Dinge auf den Grund gehen. "Ich erinnere mich noch, wie er auf einem Trecker oder einem anderen landwirtschaftlichen Gerät bei irgendeinem befreundeten Bauernjungen saß und sich eingehend mit den technischen Einzelheiten befaßte, während die anderen Kinder buchstäblich auf ihm herumkletterten, ihm fast auf den Kopf traten, ohne daß er es zur Kenntnis nahm." - seine Mutter.

Zu seinem Freundeskreis gehörten die Jungen Basil King, John McClenahan, Bill Cleghorn, Roger Ferneyhaugh und Michael Church. Gemeinsam bildeten sie eine Clique, die viel Zeit miteinander und mit Hausaufgaben, Brettspielen, Fahrradtouren, Basteleien und Diskussionen verbrachten. Hausaufgaben gab es sehr viele, sie mußten jeden Tag ein paar Stunden damit zubringen. Die Brettspiele wurden von Stephen erfunden. Sie hatten aber einen entscheidenden Mangel: sie wurden bald so kompliziert, daß das Überdenken eines einzigen Spielzuges mit allen Konsequenzen einen ganzen Abend dauerte. Stephen fand dennoch Gefallen daran, eine eigene Welt mit komplexen Regeln erschaffen zu haben. "Stephen war immer sehr kompliziert in seinem Denken, und ich glaube, es war vor allem diese Kompliziertheit, die ihn daran interessierte." (Isobel Hawking). Die Spiele fanden meist in Stephens Zimmer statt, eine "Mischung aus Zauberhöhle, chaotischem Arbeitszimmer und der Karikatur eines Erfinderlabors". Nach den Brettspielen kam die Bastelei mit Modellflugzeugen oder Elektronik. Dort allerdings erlebte er eher Mißgeschicke. Stephen war relativ ungeschickt mit den Händen, ein Grund sicherlich dafür, daß er nie ein Musikinstrument lernte. "Ich hatte generell den Eindruck, daß er zwei linke Hände hatte." - John McClenahan.

Ende 1954 begann sich das Interesse der buntgemischten Clique der Mystik und Religion zuzuwenden. Religiöser Eifer breitete sich unter den Freunden aus. Stephen soll sich diesem Fimmel gegenüber eher rational und mit einer gewissen ironischen Distanz verhalten haben. Er betrachtete die Dinge eher mit kritischem Verstand und war mehr an den Reaktionen der Bekehrten fasziniert als selbst mit Überzeugung beteiligt.

Michael Church: "Ich nahm ihn nicht ernst, weil er so ein kleiner Schlaumeier war, ein guter Freund, sicher, aber ohne den großen Durchblick, ohne großes Verständnis für den Sinn des Lebens und was das ganze soll. Eines Nachmittags hockten wir in seiner Bude, die unglaublich chaotisch war, eine Wissenschaftlerklause wie aus dem Comic, und fingen an, uns über das Leben, philosophische Fragen und so fort zu unterhalten, die mich damals, wenn ich mich richtig erinnere, sehr interessierten, und deshalb zog ich mächtig vom Leder. Plötzlich merkte ich, daß er mich auf den Arm nahm und dazu brachte, einen Narren aus mir zu machen. Es war ein niederschmetternder Augenblick. Ich hatte das Gefühl, daß er von ganz weit oben auf mich herabsah, daß er mich beobachtete, amüsiert und distanziert. Da wurde mir zum erstenmal klar, daß er irgendwie anders war, nicht einfach intelligent, nicht einfach klug, nicht einfach originell, sondern außergewöhnlich. Da war ein Hochmut von grundsätzlicher Art oder, wenn Sie so wollen, ein sicheres Gefühl für das, was es mit der Welt auf sich hat." Es liegt eine gewisse Ironie darin, daß Stephen zu dieser Zeit den Schulpreis im Fach Religion gewann.

Nach der Religion kam der Okkultismus und die außersinnlichen Wahrnehmungen. Das wiederum sprach auch Stephen an, der versuchte, den Fall eines Würfels durch bloße Geisteskraft zu beeinflussen. Denn immerhin war dies eine quantifizierbare, experimentelle Arbeit, die die Chance bot, es zu widerlegen oder zu beweisen. Das kam der Wissenschaft weit näher.

Bald jedoch hörte Stephen den Vortrag eines Wissenschaftlers, der sich mit Experimenten über paranormale Effekte beschäftigt hatte. Er zeigte, daß dem Experiment immer Mängel nachzuweisen waren, wenn entsprechende Effekte erzielt wurden, und daß die Versuche immer ergebnislos blieben, wenn die Experimentaltechnik korrekt war. Stephen gelangte zu dem Schluß, daß nur Menschen, die auf demselben geistigen Stand stehengeblieben waren, den er damals hatte, an Okkultismus glauben können.

Mit vierzehn wußte Stephen, daß er Mathematik studieren wolle, denn eine außergewöhnliche mathematische Begabung zeigte sich nun. Ein Schulkamerad: "Während ich mir den Kopf über die komplizierte mathematische Lösung einer Aufgabe zerbrach, wußte er die Antwort einfach so - er brauchte überhaupt nicht


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nachzudenken." John McClenahan berichtet: "Ich weiß nicht mehr genau, warum wir darüber sprachen, aber es ging um eine Tasse Tee, die zu heiß zum Trinken ist. Die Frage war, ob sie schneller abkühlt, wenn man zuerst die Milch hineingießt oder erst später. Ich hatte überhaupt keine Idee, wie man die Frage angehen könnte. Doch Stephen kam sofort auf die Lösung - es war wie eine Erleuchtung. Ich weiß den Gedankengang heute: Jeder warme Körper verliert Wärme mit einer Rate proportional der vierten Potenz seiner absoluten Temperatur. Stephen sagte, deshalb werde der Tee um so rascher abkühlen, je später man ihn mit der Milch mische."

Im britischen Bildungssystem muß der Schüler für das Abitur nach der Junior School fünf Jahre lang die Senior School besuchen, an deren Ende er an den Prüfungen für den Ordinary (O)-Level teilnahm. Besteht er diese, so kann er nach weiteren zwei Jahren den Advanced (A)-Level ablegen. Das Problem in diesen zwei Jahren ist die hohe Spezialisierung. Jeder Schüler hat nämlich nur noch in 3 Fächern Unterricht. Diese können gewählt werden. Allerdings muß dabei die zukünftige Karriere berücksichtigt werden, denn man kann nicht etwas studieren, was man nicht gewählt hatte. Deshalb wurde in den letzten beiden Schuljahren seine Spezialisierung zum Diskussionsthema in der Familie. Stephen wollte Mathematik und Physik belegen. Sein Vater allerdings wollte, daß sein Sohn auch Medizin studiert und deshalb sollte er Biologie belegen. Er sah für Mathematik keine geeigneten Zukunftschancen. Für Stephen war die Biologie nur geeignet, um Dinge zu beobachten und zu beschreiben, aber nicht um sie von Grund auf zu erklären: "Mein Vater wollte, daß ich Medizin studiere, aber ich zeigte nicht das geringste Interesse an der Biologie, die mir zu deskriptiv und nicht fundamental genug erschien." Und außerdem: "Die intelligentesten Jungen wählten Mathematik und Physik, die weniger intelligenten Biologie." Hätte es damals schon die Molekularbiologie gegeben, wäre seine Karriere eventuell anders verlaufen.

Als Kompromiß belegte er zusätzlich noch Chemie. In dieser Zeit begann sich die alte Clique aufzulösen, da nicht alle naturwissenschaftliche Kurse gewählt hatten. Basil King und John McClenahan allerdings gingen auch in die naturwissenschaftliche Richtung.

Mit Freunden baute er 1958 eine kleine Rechenmaschine, eine "Logical Uniselector Computing Engine (LUCE)". Dieser Computer wurde aus den ausgeschlachteten Teilen einer Telefonvermittlungsanlage gebaut. Das Problem war nicht der theoretische Entwurf, sondern Fehler in der komplizierten praktischen Umsetzung. Zahlreiche Lötstellen mußten korrigiert werden. Der Computer konnte einige nutzlose, aber ziemlich komplizierte logische Probleme lösen. Er fand sogar Erwähnung in einer Lokalzeitung. Er wurde viele Jahre später allerdings vom jetzigen Leiter des Fachbereiches Informatik entdeckt und als nutzloser Plunder weggeworfen.

Als die Familie 1959 ein Jahr nach Indien fuhr, blieb Stephen bei Freunden der Familie, um sein Abitur zu beenden. Gleichzeitig bewarb er sich in Oxford für einen Studienplatz in den Naturwissenschaften. Sein Vater bestand darauf, daß Stephen am selben College (University College) studieren solle wie er. Dort gab es allerdings keine Mathematikdozenten, so daß er sich um ein Stipendium in der Fächerkombination Naturwissenschaft (Natural Science) bewarb.

Die Aufnahmetests erstreckten sich über zwei Tage und bestanden aus fünf zweieinhalbstündigen schriftlichen Arbeiten und mehreren mündlichen Prüfungen. Geprüft wurde Physik und Mathematik, aber auch Allgemeinwissen. Nach zehn Tagen lud man ihn zu einem weiteren Gespräch ein. Er hatte 95 Prozent der Physikaufgaben richtig beantwortet und war in den anderen Tests nur wenig schlechter. Ein paar Tage nach dem zweiten Gespräch bekam er einen Brief, in dem ihm ein Vollstipendium (Scholarship) angeboten wurde.


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Kapitel 2: Studium (Oxford)

Als er sich im Oktober 1959 in das College einschrieb, war er mit siebzehn Jahren einer der Jüngsten seines Jahrganges. Die ersten zwei Jahre in Oxford waren für Hawking eine ziemlich unglückliche Zeit. Keiner seiner Freunde kam mit ihm nach Oxford. Die meisten Studenten waren zwei Jahre älter, da die Wehrpflicht erst kurz zuvor abgeschafft worden war. Immerhin kam Michael Church 1960 noch nach Oxford. John McClenahan ging nach Cambridge.

Die Arbeit im College war langweilig, und so geriet er in einen negativen Kreislauf von Unterforderung und Überdruß, da er wenig Mühe hatte, die mathematischen oder physikalischen Fragen zu lösen. Zudem fanden die Prüfungen nur am Ende des ersten Jahres sowie im letzten Jahr statt, und die Studienordnung schrieb nur geringe Verpflichtungen vor. Das gab Gelegenheit, wenig zu tun. Stephen Hawking dazu: "Damals gehörte es in Oxford nicht zum guten Ton, fleißig zu sein. Entweder war man ohne irgendwelche Mühe brillant, oder man fand sich mit seinen Grenzen ab und nahm einen drittklassigen Abschluß in Kauf. Wer fleißig arbeitete, um ein besseres Examen zu machen, galt als <grey man>, die schlimmste Bezeichnung, die es damals im Oxforder Wortschatz gab."

Hawking gehörte zu ersterer Kategorie. Er machte sich nur gelegentlich Aufzeichnungen und besaß wenige Bücher. Dies alles tat aber seinen Fortschritten in der Physik keinen Abbruch. So zum Beispiel gewann er mit "einem Minimum an Aufwand" den Physikpreis der Universität im zweiten Jahr, um den sich alle Studenten bemühten.

Sein Tutor, Robert Berman, sagt über ihn: "Er war ohne Zweifel der begabteste Student, den ich jemals hatte. Ich habe zwar später noch etwa dreißig Studenten erlebt, die ein besseres Examen abgelegt haben, aber die waren nicht nur intelligent, sondern auch sehr fleißig. Stephen dagegen war nicht einfach intelligent, er war mehr als das. Aber gemessen an normalen Maßstäben war er wirklich nicht gerade fleißig. Er hatte es einfach nicht nötig. Woche für Woche fertigte er seine Arbeiten für die Tutorensitzung an. Und ich denke, darauf beschränkte sich meine Aufgabe in diesem Fall: ihn einfach dazu zu bringen, sich eine gewissen Zeit mit dem physikalischen Stoff zu beschäftigen. Ich bilde mir nicht ein, ihm irgend etwas beigebracht zu haben."

Derek Powney erinnert sich an folgende Begebenheit:

"Wir sollten ein Kapitel lesen in einem Buch namens "Elektrizität und Magnetismus". Am Ende des Kapitels standen 13 Fragen, und unser Tutor Robby Berman sagte, wir sollten so viele lösen, wie wir können. Richard und ich schafften zusammen 1 1/2 Aufgaben, Gordon wollte keine Hilfe und schaffte eine. Stephen hatte, wie immer, noch nicht begonnen. Wir meinten, daß das so nicht gehe, und er solle zum Frühstück aufstehen, was er sonst nie tat. Diesmal kam er tatsächlich zum Frühstück, verzog sich aber während der drei Morgenvorlesungen in sein Zimmer. Danach fragten wir ihn, wieviel Aufgaben er denn nun geschafft habe. Seine Antwort war Anlaß zu Gelächter, denn er meinte, die Zeit habe nur für die ersten zehn gereicht. Als er uns auf unser Lachen hin fragend ansah, begriffen wir plötzlich, daß er wirklich zehn Fragen beantwortet hatte."

Ein andermal zerknüllte er bei der Rückgabe einer Hausaufgabe diese und warf sie anschließend in den Papierkorb, obwohl sich der Tutor sehr beeindruckt von seinem Beweis eines komplizierten Theorems gezeigt hatte und es keinem seiner Mitschüler gelungen war, diese Aufgabe zu lösen. Das war nicht etwa ein Zeichen von Arroganz, sondern zeigte nur die Lockerheit der Studenten, bei der Hawking sicher keine Ausnahme darstellte.

Außerdem war Stephen der Typ Student, der, wenn er ein Buch durcharbeiten sollte, lediglich die Fehler darin heraussucht. Patrick Sanders, einer seiner Tutoren, berichtet darüber:

"Ich zeigte ihm das Buch, das wir während des Semesters durcharbeiten mußten. Er warf einen Blick hinein und schien auf Anhieb eine Abneigung dagegen zu haben. Trotzdem bestand ich darauf, daß wir das erste Kapitel in der ersten Woche durcharbeiteten und daß er zwei der Aufgaben löste, die ich ihm stellte. Bei der nächsten Tutorensitzung hatte er keine Aufgaben gelöst, sondern nur Fehler im Buch angekreuzt. Er legte es mir vor, und wir führten eine kurze Diskussion über das Thema, wobei sich herausstellte, daß er mehr darüber wußte als ich."

Um sich der Tatenlosigkeit zu erwehren, fand er bald ein anderes Betätigungsfeld: er begann mit dem Rudern. Die Rudermannschaften von Oxford und Cambridge haben eine jahrhundertealte Tradition. Jedes Jahr war der Wettkampf zwischen den beiden Universitäten ein großes Ereignis. Da Ruderer von kräftiger Statur sein müssen,


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wurde Stephen Steuermann, wofür er gut geeignet war. Während des Semesters übten die Ruderer praktisch jeden Tag, Hawking widmete diesem Sport also viel Zeit: immerhin bedeutete es einen Ausgleich zur wachsenden Langeweile. Ein anderer Aspekt spielte dabei wohl eine wesentlich bedeutsamere Rolle: die Geselligkeit des Ruderklubs lösten ihn aus seiner Isolation und integrierten ihn als angesehenes Mitglied einer wichtigen Gruppe Studenten. So kam es, daß er sich im dritten Jahr in Oxford wesentlich wohler fühlte.

Gordon Berry, ein Mitstudent und Freund von Stephen zeigt im folgenden Zitat, welche Folgen Stephens Ruderaktivitäten auf seine physikalischen Fähigkeiten hatte:

"Wir blieben die ganzen drei Jahre auf dem Fluß. Das war wohl damals unser Leben. An drei Tagen sollten wir Praktika machen, die Übungen in den Experimentallabors, von neun Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags. Aber natürlich mußten Steve und ich jeden Nachmittag auf den Fluß, sechs Tage die Woche. Auf eines mußten wir verzichten, und das waren die Praktika. Steve und ich entwickelten eine große Fertigkeit darin, Daten sehr, sehr rasch zu sammeln. Ein Mindestmaß an Daten zu sammeln und mit ihnen ein Höchstmaß an Datenanalysen zu veranstalten, so daß es aussah, als hätten wir ein richtiges Experiment durchgeführt. Dazu mußten wir das ganze ein bißchen aufbauschen - wir mußten die Leute, die die Experimente beurteilten, davon überzeugen, daß wir alles Notwendige getan hatten - und das, obwohl sie wußten, daß wir nicht im Labor gewesen waren. Beim Schreiben der Berichte über unsere Experimente mußten wir sehr sorgfältig vorgehen. Wir haben nie geschummelt, sondern nur intensive Interpretationsarbeit geleistet."

Am Ende des dritten Jahres in Oxford standen Prüfungen an. Jetzt erst rächte es sich, daß er in drei Jahren dort nur ungefähr 1000 Stunden gearbeitet hatte, also ungefähr eine Stunde pro Tag. Das war aber selbst für ihn zu wenig, denn die Prüfungen waren so aufgebaut, daß die Intelligenten, die sehr fleißig waren, besser abschnitten als die Hochbegabten, die wenig arbeiteten. Stephen Hawking bekam es mit der Angst zu tun und arbeitete nun immerhin drei Stunden pro Tag. Da in der Prüfung den Studenten die Wahl zwischen verschiedenen Fragen gelassen wurde, wollte er nur theoretische Physik bearbeiten. Faktenwissen wollte Stephen aus verständlichen Gründen umgehen. Er hoffte, mit dieser Taktik die Prüfung erfolgreich zu bestehen.

Vor der Prüfung mußte er sich für seine Weiterarbeit zwischen zwei Gebieten der Physik entscheiden: die der Teilchenphysik und die der Kosmologie.

"Allerdings erschien mir die Teilchenphysik weniger interessant, weil sie damals, obwohl neue Teilchen entdeckt wurden, über keine angemessene Theorie verfügte, bestenfalls konnte man die Teilchen, wie in der Botanik, in Familien einordnen. In der Kosmologie dagegen gab es eine eindeutig definierte Theorie, Einsteins allgemeine Relativitätstheorie." Außerdem hatte er "das Gefühl, Kosmologie sei aufregender, weil sie wirklich die große Frage zu beinhalten schien: Woher kommt das Universum?"

Um bei Fred Hoyle, dem angesehensten britischen Astronomen dieser Zeit, in Kosmologie zu promovieren, hatte er sich um ein Promotionsstudium in Cambridge beworben. Das Studium wurde aber davon abhängig gemacht, daß er ein "sehr gut" in der Abschlußprüfung bekam. So kam es, daß er am Prüfungsmorgen mit einer bösen Ahnung sein Zimmer verließ. Diese Ahnung bestätigte sich insofern für ihn, daß er genau zwischen 1 und 2 stand. Er mußte also in die mündliche Prüfung. Hier würde sich sein Schicksal entscheiden. Er wußte, daß er einen ziemlich schlechten Ruf in der Universität besaß, was Nachlässigkeit und Faulheit betraf. Er wußte aber nicht, welch hohe Meinung man von seinen Fähigkeiten hatte. Hinzu kam - so Robert Berman - daß Hawking bei den mündlichen Prüfungen in seinem Element war und die Prüfer, wenn sie nur eine Spur von Intelligenz besaßen, merken mußten, daß Hawking klüger war als sie.

Als der Prüfungsleiter ihn nach seinen Zukunftsplänen befragte, antwortete Hawking: "Wenn sie mir eine Eins geben, gehe ich nach Cambridge. Wenn ich eine Zwei bekomme, bleibe ich in Oxford." Sie gaben ihm die Eins.


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Kapitel 3: Studium (Cambridge)

Im Oktober 1962 ging Stephen Hawking nach Cambridge. Statt zu Fred Hoyle kam er aber zu Dennis Sciama, von dem er noch nie etwas gehört hatte. Er war eine Zeitlang enttäuscht, aber dann merkte er, daß Dennis Sciama der bessere Doktorvater war: Fred Hoyle reiste in der ganzen Welt umher und hätte nur wenig Zeit für ihn gehabt. Sciama hingegen war ein hilfreicher und anregender Mentor und auch ein brillanter Wissenschaftler.

Fachlich war das erste Semester deprimierend: Hawking bemerkte, daß er Defizite in der Mathematik hatte. Aus diesem Grunde kam er mit den schwierigen Gleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie nicht recht voran. Doch es sollte noch schlimmer kommen.

Stephen hatte schon gegen Ende seiner Zeit in Oxford bemerkt, daß er sich bei bestimmten manuellen Tätigkeiten zunehmend ungeschickter anstellte: teilweise fiel es ihm schwer, seine Schnürsenkel zuzubinden, ein andermal fiel er so unglücklich die Treppe hinunter, daß er für kurze Zeit sein Gedächtnis verlor. In Cambridge traten diese Ungeschicklichkeiten häufiger auf.

Ende 1962 fuhr er über Weihnachten zu seinen Eltern. Diesen fiel auf, daß etwas mit ihm nicht stimmte. Sein Vater ging davon aus, daß er sich mit einem seltenen Erreger infiziert hatte. Zu Beginn des zweiten Semesters wurde er in einer Klinik untersucht. Die Ärzte konnten zunächst nur sagen, daß es keine multiple Sklerose war. Aber Hawking begriff, daß sie mit einer Verschlechterung seines Zustandes rechneten. Man riet ihm, zunächst nach Cambridge zurückzufahren. Voller Sorgen wartete er dort auf die Ergebnisse seiner Tests. Er erfuhr, daß er an einer seltenen und unheilbaren Krankheit litt - amyotropher Lateralsklerose (ALS).

ALS greift die Nerven des Rückenmarks und einiger Teile des Gehirns an, die für die Motorik zuständig sind. Dadurch bildet sich die Muskulatur zurück und eine Lähmung tritt ein. Alle anderen Funktionen des Gehirns bleiben erhalten - der Patient bleibt gewöhnlich bei klarem Verstand, bis der Tod durch Lähmung der Atem- oder Herzmuskeln eintritt. Die Krankheit verläuft schmerzlos - in den letzten Stadien der Krankheit wird den Patienten nur gegen Depressionen Morphium gegeben.

Hawking sollte nach Voraussage der Ärzte nur noch zweieinhalb Jahre zu leben haben. Ihn befielen Depressionen. "Presseberichte, ich hätte damals sehr viel getrunken, sind völlig übertrieben. Ich fühlte mich wie der tragische Held in einem Drama. Ich begann sogar, Wagner zu hören." Die Ärzte hatten ihm gesagt, er solle mit dem Dissertationsstudium fortfahren. Da er aber nicht damit rechnen konnte, lange genug zu leben, um seine Dissertation fertigzustellen, fehlte ihm begreiflicherweise die Motivation. Er hatte das Gefühl, daß es nichts gäbe, wofür es sich zu leben lohne.

Allerdings verlangsamte sich der Krankheitsverlauf. Zwei Jahre später mußte Hawking zwar einen Stock benutzen, aber Lähmung und Tod schienen zunächst aufgeschoben. Hawking faßte Mut. Als Glück für ihn zeigte sich die Tatsache, daß er sich für die theoretische Physik entschieden hatte, ein Gebiet, auf dem er am ehesten selbst mit einer Lähmung noch arbeiten könnte.

"Meine Träume waren damals ziemlich wirr. Bevor meine Krankheit erkannt war, hat mich das Leben ziemlich gelangweilt. Nichts schien mir einer Mühe wert zu sein. Doch kurz nachdem ich aus dem Krankenhaus gekommen war, träumte ich, ich sollte hingerichtet werden. Plötzlich begriff ich, daß es eine Reihe wertvoller Dinge gäbe, die ich tun könnte, wenn mir ein Aufschub gewährt würde. Eine Auswirkung meiner Krankheit war: Wenn einem ein früher Tod droht, begreift man, welchen Wert das Leben hat."

Hawking begann, die allgemeine Relativitätstheorie zu verstehen. Mit seiner Dissertationsarbeit ging es vorwärts. "Zum erstenmal in meinem Leben arbeitete ich wirklich hart. Und zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß es mir gefiel." Als noch wichtiger für ihn stellte sich dann allerdings ein anderes Ereignis heraus.

Bei seiner Sylvesterparty 1962 wurde Stephen Hawking die Gymnasiastin Jane Wilde vorgestellt. Der junge Physiker wirkte auf sie schrecklich intelligent, exzentrisch und ziemlich arrogant. Andererseits aber war er interessant und sein Humor gefiel ihr gut. Nachdem sie sich nach Stephens Krankenhausaufenthalt wiedertrafen, begann sich langsam eine Beziehung zwischen ihnen zu entwickeln. Jane begann im Westfield College in London Sprachen zu studieren. Es ist klar, daß diese Bekanntschaft mit Jane für Stephen ein Wendepunkt im Leben war.

Einige Zeit darauf verlobten sich Jane Wilde und Stephen Hawking. "Entscheidend war jedoch, daß ich mich mit einer Frau namens Jane Wilde verlobte. Das gab mir einen Grund zu leben, aber es bedeutete auch, daß ich mir eine


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Stellung suchen mußte, wenn wir heiraten wollten." "Auf einmal hatte ich etwas, wofür es sich zu leben lohnte. Ich war wieder entschlossen zu leben. Ohne die Hilfe von Jane hätte ich weder die Kraft noch den Willen gehabt weiterzumachen."

Ein Ereignis sorgte dafür, daß Stephen schon vor Abschluß seiner Dissertationsarbeit in der internationalen kosmologischen Forschung bekannt wurde:

Er lebte zwar im Trinity Hall College, aber er arbeitete im Fachbereich für angewandte Mathematik und theoretische Physik (DAMTP) der Universität. Das bedeutete, daß er nicht nur mit Studenten seines Colleges zusammenarbeitete, sondern mit vielen anderen Studenten und Tutoren aus anderen Colleges. Fred Hoyle, der auch zur Cambridger Universität gehört, machte sich das intellektuelle Potential der DAMTP zunutze und betreute dort eine Gruppe von Doktoranden. Jayant Narlikar war einer von ihnen. Er hatte sein Büro neben dem von Hawking. Damals herrschte noch eine Atmosphäre der freien Kommunikation, und so kam es, daß Hawking sich für die Arbeiten von Narlikar zu interessieren begann, der Berechnungen für Hoyle vornehmen sollte. Da er sich mit seinen eigenen Projekten etwas lustlos herumschlug, faszinierte ihn das Material.

Kurze Zeit später kündigte Fred Hoyle an, seine Ergebnisse in der Royal Society in London vorzustellen. Er neigte dazu, auch vorläufige und unbewiesene Theorien in die Öffentlichkeit zu bringen und bediente sich der Medien virtuos, was er damit begründete, nur das öffentliche Aufsehen könnte helfen, die nötigen finanziellen Mittel für die Forschung aufzutreiben. Fred Hoyle hatte sich mit der Steady-State-Theorie beschäftigt, die besagt, daß sich das Universum ausdehnt, da aber am Rand alte Sterne absterben und in der Mitte neue entstehen, bietet es im großen und ganzen gesehen immer den gleichen Anblick - einen unveränderlichen Zustand. Hoyle hatte diese Theorie mit dem Mathematiker Hermann Bondi und dem Astronomen Thomas Gold entwickelt. Im übrigen war es auch Hoyle, der den Ausdruck "Big Bang" (Urknall) prägte, allerdings in der Absicht, sich darüber lustigzumachen. Seit 1965 verdichteten sich aber die Anzeichen wie Mikrowellenstrahlung und Radioquellen, die für die Urknall-These sprechen. Schließlich gaben die meisten Steady-State-Anhänger diese Theorie auf. Auch Dennis Sciama. Fred Hoyle hingegen hielt wohl noch sehr lange an ihr fest.

Die Theorie, die Hoyle vor der Royal Society vorstellte, hatte er nicht - wie üblich - jemandem zur Begutachtung vorgestellt. Insofern galt dieses Vorgehen als ziemlich kühn. Als er mit seinem Vortrag fertig war, erntete er Beifall und forderte das Publikum zur Diskussion auf. Da erhob sich Stephen Hawking und sagte: "Die Größe, von der Sie sprechen, divergiert." Das Publikum verstummte, denn es begriff sofort, daß der letzte Teil der Theorie falsch sein mußte, wenn Hawking recht hatte.

"Natürlich divergiert sie nicht!", entgegnete Hoyle.

"Sie tut es doch!", beharrte Hawking.

"Woher wissen sie das?", fragte Hoyle.

"Weil ich daran gearbeitet habe!", sagte Hawking.

Es stellte sich heraus, daß Hawking recht hatte. Er schrieb einen Artikel über die entsprechenden mathematischen Ergebnisse. Dieser machte ihn schon in der kosmologischen Forschung bekannt, noch bevor er seinen Doktor bekam.

Unterdessen suchte er immer noch ein Thema für seine Dissertationsarbeit. Sciamas Forschungsgruppe in der DAMTP begann sich mehr und mehr mit den Theorien des britischen Mathematikers und Physikers Roger Penrose zu beschäftigen. Dieser ging der Frage nach, was passiert, wenn ein Stern unter der Kraft seiner eigenen Gravitation kollabiert, wenn ihm der Brennstoff ausgegangen ist. Penrose kam zu dem Ergebnis, daß der Stern zu einem Punkt von unendlicher Dichte schrumpft (selbst wenn es nicht vollkommen symmetrisch erfolgt). Dies führt nach Einstein zu einer unendlichen Krümmung in der Raumzeit. Solche Krümmungen nennt man Singularitäten, und diese sollten sich im Inneren von Schwarzen Löchern befinden.

Hawking übertrug diesen Vorgang auf die Entstehung des Universums. Er ging der Frage nach, ob das Universum aus einer Singularität entstanden war. Zunächst übertrug er die mathematischen Berechnungen von Penrose und begann dann, sie in seine Dissertation aufzunehmen. Da diese Doktorarbeit auch noch aus seinen ersten beiden Jahren stammten, kam er teilweise zu recht wirren Ergebnissen. Doch das brillante letzte Kapitel über die Anwendung der Singularitätstheorie auf das gesamte Universum machte alles wieder wett und die Prüfer erkannten dem damals Dreiundzwanzigjährigen die Doktorwürde zu.

Hawkings Doktorarbeit war auch aus dem Antrieb entstanden, daß er eine Stelle finden mußte, wenn er heiraten wollte. In der britischen Universitätslaufbahn bestand der nächste Schritt meist in einem Forschungsstipendium. Hawking hatte schon während der Zeit seiner Doktorarbeit von einer freien Stelle im Conville und Caius (gesprochen: "Kies") College gehört und seine Bewerbung vorbereitet. Nach den Bestimmungen mußte Hawking zwei Wissenschaftler angeben können, die seine Arbeiten befürworten konnten. Der erste war natürlich sein Doktorvater Dennis Sciama. Als zweiten schlug Sciama Hermann Bondi vor.


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"Nach einem Vortrag, den er in Cambridge hielt, bat ich ihn um diesen Gefallen. Er sah mich etwas geistesabwesend an und erklärte sich einverstanden. Offenbar erinnerte er sich aber nicht an mich, denn als ihn das College anschrieb und ihn um die Referenzen bat, erwiderte er, er habe noch nie von mir gehört. Heute, da sich so viele um Forschungsstipendien bemühen, könnte ein Kandidat alle Hoffnungen begraben, wenn einer der von ihm genannten Gewährsleute erklären würde, der Bewerber sei ihm unbekannt. Doch damals waren die Zeiten noch etwas ruhiger. Das College informierte mich in einem Schreiben über die peinliche Situation, und mein Doktorvater frischte Bondis Gedächtnis auf. Daraufhin schrieb Bondi mir eine Empfehlung, die wahrscheinlich viel besser ausfiel, als ich es verdiente."

Der College-Rat von Caius entschied sich trotz des peinlichen Mißgeschickes für Hawking. Dabei spielte sicher auch eine Rolle, daß den anwesenden Dozenten der Ruf schon zu Ohren gekommen war, den Hawking sich erworben hatte. Durch die Stelle finanziell gesichert, konnte Hawking im Juli 1965 Jane Wilde heiraten. Das Fellowship sollte dem jungen Wissenschaftler ermöglichen, sich seinen Forschungsarbeiten ohne eigene Mittel zu widmen, und so hatte Hawking wenige Verpflichtungen.


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Kapitel 4: Schwarze Löcher

Im Juni 1965 besuchte Hawking einen Sommerkurs in allgemeiner Relativitätstheorie im Staat New York. In diesen Sommerkursen wurden Doktoranden und Dozenten von namhaften Wissenschaftlern mit neuen Entwicklungen auf dem jeweiligen Gebiet bekanntgemacht und erhielten Anregungen, wie sich neueste Entdeckungen in ihre eigenen Arbeiten eingliedern können. Auch Hawking kehrte mit neuen Ideen zu seiner Arbeit über Schwarze Löcher zurück. 1966 gewann er einen Preis für einen Aufsatz mit dem Titel "Singularitäten und die Geometrie der Raumzeit". Seine Forschungen waren hauptsächlich eine Weiterführung des letzten Kapitels seiner Dissertationsarbeit.

Stephen arbeitete inzwischen mit dem Mathematiker Roger Penrose zusammen, der sich den Schwarzen Löchern auf mathematischem Wege genähert hatte und der Stephens Dissertationsarbeit damit beeinflußte. Gemeinsam mußten Hawking und Penrose neue mathematische Verfahren entwickeln, um ihre Theorien zu beweisen. Ähnlich wie Einstein war Hawking kein überragender Mathematiker, währenddessen Penrose mehr Mathematiker als Physiker war. Hinzu kommt noch, daß Hawking auch später aufgrund seiner Behinderung viel mehr im Kopf arbeiten muß, als alle anderen Wissenschaftler. So z.B. kam es Hawking sehr entgegen, daß Penrose gern mit visuellen Hilfsmitteln (Diagrammen und Grafiken) arbeitete. Dafür hatte Hawking aber ein vorzügliches Gedächtnis. So hat er einer Sekretärin einmal aus dem Gedächtnis vierzig Seiten Gleichungen diktiert und sie 24 Stunden später gebeten, einen winzigen Fehler zu korrigieren, den er dabei gemacht hatte. Die beiden Wissenschaftler ergänzten sich zweifellos ziemlich gut, und langsam kamen sie zu dem Ergebnis, daß das Universum am Anfang der Zeit in einer Singularität begonnen habe und daß eine Kontraktion des Universums das exakte Gegenteil der Expansion darstellt.

Diese Erkenntnis war Hawkings erste wissenschaftliche Arbeit, die auf seine Dissertationsarbeit zurückging. Inzwischen hatte man sogenannte Pulsare entdeckt. Nach monatelanger Diskussion kam man zu dem Schluß, daß es sich um rotierende Neutronensterne handeln müsse. Neutronensterne sind kompakte Körper, so kompakt, daß sie nur wenig größer als Schwarze Löcher waren. Und so begann man, das Konzept der Singularitäten ernst zu nehmen und die Arbeit wurde zu einem bedeutenden Beitrag zur Kosmologie.

Für Hawking sah es nun um einiges freundlicher aus. Über einige Umwege fand das Ehepaar Hawking schließlich auch eine Wohnung, die sie zu einem vernünftigem Preis mieten konnten. Nach der Teilnahme an einer Konferenz in Miami, an der er einen Vortrag über Relativitätstheorie hielt, verschlechterte sich aber sein Gesundheitszustand zunehmend. ALS kann in Schüben fortschreiten, nach Phasen schneller Verschlechterung stoppt der Krankheitsverlauf eine Zeitlang oder verlangsamt sich. Hawking bekam schon jetzt Schwierigkeiten, eine Treppe zu überwinden. Ein Bekannter erinnert sich, daß Hawking zu dieser Zeit eine Viertelstunde gebraucht habe, um die Wendeltreppe, die zur Schlafzimmertür führte, zu überwinden. Er wollte sie aber unbedingt selbstständig zurücklegen. In dieser Hinsicht konnte er eine halsstarrige Art entwickeln. Er wollte keine Zugeständnisse der Krankheit gegenüber machen und lehnte jede Hilfe ab, solange er noch gerade so alleine zurecht kam. Diese Einstellung half ihm wahrscheinlich im Kampf gegen die Krankheit. "Einige Leute würden das Entschlossenheit nennen, andere Sturheit. Ich habe es mal so, mal so empfunden. Doch ich nehme an, daß es diese Einstellung war, die ihn aufrecht erhielt.", so Jane Hawking.

Im Sommer 1966 konnte Jane Wilde endlich in die gemeinsame Wohnung in Cambridge ziehen, da sie bis zu diesem Zeitpunkt ihrem Studium in modernen Sprachen in London nachgehen mußte. 1967 wurde ihr erstes Kind geboren, Robert Hawking. "Für Stephen war es offensichtlich ein neuer starker Antrieb, daß er für dieses winzige Geschöpf verantwortlich war.", meint seine Frau Jane. Ihr fiel allerdings die schwere Aufgabe zu, sich neben dem Haushalt und ihrem Mann auch noch um das Kind kümmern zu müssen; und das, obwohl nur "Stephen all die glänzende Preise einstrich." Das zweite Kind, die Tochter Lucy, wurde 1967 und ein zweiter Sohn, Timothy, 1979 geboren.

Ende der sechziger Jahre mußte Hawking Konzessionen hinsichtlich seines körperlichen Zustandes machen. Er tauschte seine Krücken gegen einen Rollstuhl aus. Zwar mußte er sich damit eingestehen, daß er körperlich eine Niederlage erlitten hatte, aber er sah die Sache auch positiv: der Rollstuhl verschaffte ihm eine größere Beweglichkeit. Hawking hatte inzwischen das Angebot angenommen, eine Weile am Institute of Astronomy in Cambridge zu arbeiten, welches ursprünglich von Fred Hoyle geleitet wurde. Danach wurde ein junger Physiker namens Simon Mitton Verwaltungsdirektor. Die Sekretärinnen, die für Hawking arbeiteten, beschrieben ihn als reizbar und ungeduldig und beschwerten sich bei Mitton über unzumutbare Arbeitsbedingungen. Alle Aufträge wolle Hawking möglichst sofort erledigt haben.


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Roger Penrose hingegen spricht davon, daß Hawking angesichts von Schwierigkeiten ungewöhnlich fröhlich und humorvoll reagierte. Aber er gibt zu, Hawking auch schon reizbar gegenüber Mitmenschen erlebt zu haben. Einerseits liegt dies sicherlich an Hawkings Charakter, andererseits könnte es sich um ein Kompensationsmechanismus gegen Depression handeln, den viele ALS-Patienten entwickeln.

Hawking hatte schon immer recht undeutlich und mit einem eigenartigen Akzent gesprochen. Aufgrund seiner Krankheit wurde seine Sprechweise weiter stark beeinträchtigt. 1972 mußte man sich schon sehr konzentrieren, um zu verstehen, was er sagte.

Bei ihrer Arbeit über schwarze Löcher entdeckten Roger Penrose und Stephen Hawking zu ihrer großen Überraschung Analogien zwischen der Thermodynamik und Schwarzen Löchern. So läßt sich zum Beispiel das von ihnen entdeckte Gesetz, daß sich die Oberfläche Schwarzer Löcher nicht verkleinern kann, mit der Regel von der Zunahme der Entropie vergleichen. Während Hawking darin nur eine zufällige Übereinstimmung sah, interpretierte der junge Physiker Jacob Bekenstein von der Princeton University es als reale Eigenschaft Schwarzer Löcher und machte dies zur Grundlage seiner Doktorarbeit. Auf diese weiterführenden Interpetationen reagierte Hawking sehr erbost und wandte sich dagegen. Der Streit hielt Monate an, bis Hawking später zu dem Ergebnis kam, daß Bekenstein Recht hatte. "Am Ende stellte sich heraus, daß seine Überlegungen im Grunde genommen richtig waren, wenn auch auf eine Weise, mit der er sicherlich selbst nicht gerechnet hatte."

Inzwischen veröffentlichte Hawking mit einem alten Freund George Ellis das Buch "The Large Scale Structure of Spacetime", welches außerordentlich kompliziert war und weit entfernt davon, populärwissenschaftlich zu sein. Zwar konnte es teilweise in Bezug auf Hawkings Arbeiten über Schwarze Löcher nicht auf dem laufenden bleiben, und wichtige quantenmechanische Aspekte wurden erst in der zweiten Auflage berücksichtigt, aber es wurde für ein Buch in dem rein wissenschaftlichen Verlag "Cambridge University Press" ein Erfolg und rief Aufsehen hervor.

Im September 1973 reiste Hawking nach Moskau. Dort beschäftigten sich Jakow Boris Seldowitsch und sein Team ebenfalls mit Schwarzen Löchern. Sie hatten entdeckt, daß rotierende Schwarze Löcher Strahlung aussenden und glaubten, diesen Effekt durch eine partielle Verbindung von Relativitätstheorie und Quantenmechanik erklären zu können. Allerdings gingen sie von der Annahme aus, die Strahlung werde von der Rotationsenergie gespeist. Hawking gewann während dieses Besuches die Überzeugung, daß die Russen auf ein interessantes Phänomen gestoßen waren, sich ihm jedoch auf die falsche Weise näherten. Allerdings sah auch er die Lösung in einer Verbindung von Relativitätstheorie und Quantenmechanik, ein Ziel, das bis heute für seine Forschungen bestimmend ist. Beide Theorien könnten gegensätzlicher nicht sein.

Für das Strahlungsproblem kam er nach monatelanger Arbeit zu dem für ihn unsinnigen Ergebnis, daß auch nichtrotierende Schwarze Löcher Strahlung aussenden. Einen Fehler in seinen Berechnungen konnte er jedoch nicht feststellen, und so zog er schließlich Sciama ins Vertrauen. Dieser überredete Hawking, seine Ergebnisse auf einer Konferenz im Februar vorzustellen. Dort stieß er zunächst auf Verblüffung und auch Ablehnung. Eine Veröffentlichung in der Zeitschrift "Nature" sorgte dann dafür, daß sich Wissenschaftler überall auf der Welt mit den Ergebnissen zu beschäftigen begannen. Allerdings sprach der erste Vortrag nur einen begrenzten Kreis an, und seine Veröffentlichung war zu formal und speziell, so daß nur ein paar Experten, die auf dem Gebiet arbeiteten, es verstehen konnten. Erst auf einem Vortrag in Boston 1976 mit dem Titel "Sind Schwarze Löcher weißglühend?" wurde das Ergebnis in das Bewußtsein der meisten Wissenschaftler gedrängt. Wie in der Wissenschaft üblich, dauerte es noch eine Weile, aber schließlich zeigten sich die Fachleute von Hawkings revolutionären Ergebnissen überzeugt. Die Strahlung Schwarzer Löcher bezeichnet man seitdem als Hawking-Strahlung.

Einen Beweis für den eigenen Humor Hawkings und anderer Wissenschaftler stellt die Wette mit dem Amerikaner Kip Thorne, einem namhaften theoretischen Physiker, darüber dar, ob Cygnus X-1 ein Schwarzes Loch ist. Cygnus X-1 ist eine Röntgenquelle, auf die man im Laufe der Suche nach möglichen Kandidaten für Schwarze Löcher stieß. Der Stern wird auf etwa acht bis zehn Sonnenmassen geschätzt. Hawking wettete um ein Jahresabonnement des "Penthouse", daß dieser Stern kein Schwarzes Loch ist. Kip Thorne setzte ein Vierjahresabonnement der Satirezeitschrift "Private Eye" dagegen. Für Hawking war diese Wette so eine Art Versicherungspolice. Wenn er gewann und sich Cygnus X-1 nicht als Schwarzes Loch herausstellte, hatte er seine wissenschaftliche Arbeit an etwas noch nicht real Beobachtetes "verschwendet". Dann hätte er wenigstens den Trost des Zeitschriftenabonnements. Wenn er Recht behielt und es tatsächlich ein Schwarzes Loch wäre, konnte er es sich auch leisten, Thorne einen Trost zukommen zu lassen.

Die Anzeichen verdichteten sich immer mehr, daß Cygnus X-1 in der Tat ein Schwarzes Loch ist, so daß das Gegenteil bald nur mit umständlichen Erklärungen der beobachteten Daten zu erklären wäre. Die Wette wurde 1974 geschlossen, 1990 war Hawking der Meinung, die Indizien dafür wären inzwischen so stark, daß er die


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Wette "verloren" habe. Er brach heimlich in Thornes Büro ein, suchte den Vertrag und besiegelte seine Niederlage mit einem Daumenabdruck. Im folgenden Jahr löste er den Wetteinsatz ein.

Die Entdeckung der Strahlung Schwarzer Löcher begann das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit auf Hawking zu lenken. Natürlich schrieben sie auch viel Unsinn über den "Kosmonauten der Schwarzen Löcher" und die exotischen Objekte, "die ganze Sonnensysteme zum Frühstück verputzten". Aber seine Leistungen wurden auch in Fachkreisen gewürdigt. Im März 1974 bereits wurde er im Alter von 32 Jahren in die Royal Society aufgenommen, eine der größten Auszeichnungen für einen Wissenschaftler. Sechs weitere bedeutende wissenschaftliche Preise folgten allein in den Jahren 1975 bis 1976: die Eddington-Medal der Royal Astronomical Society, die Pius-XI.-Medaille der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, die an "junge Wissenschaftler mit hervorragenden Leistungen" vergeben wird, den Hopkins-Prize, den Dannie Heinemann-Prize, den Maxwell-Prize sowie die Royal Society Hughes-Medal.

Bald darauf erhielt Stephen Hawking eine Einladung vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena. Ein Sherman Fairchild Distinguished Scholarship finanzierte ihm ein Forschungsjahr für gemeinsame kosmologische Studien mit dem Physiker Kip Thorne. Caltech ist im Gegensatz zu Cambridge natürlich ein recht unorthodoxer Ort. Die ganze Familie zog für das Jahr mit nach Kalifornien (was sie sehr genossen). Im Caltech lernte Hawking den Physiker Don Page kennen, mit dem er später viel zusammenarbeiten sollte.

Zurück in Cambridge wurde der Familie klar, daß sie eine neue Wohnung brauchte. Mit Hilfe der Verwaltung seines Colleges fanden sie eine Erdgeschoßwohung in der West Road, welches sich gut eignete: erstens mußte Stephen keine Treppen mehr überwinden und zweitens war das Haus nur zehn Minuten für Hawkings Rollstuhl vom DAMTP entfernt. Mittlerweile wurde es für Stephen schwierig, allein ins Bett zu kommen. Anstatt eine zu teure Krankenpflegerin zu bezahlen, beschloß man, einem Forschungsstudenten eine Unterkunft in der Wohnung zu gewähren. Dieser sollte Hawking helfen und so Jane entlasten. Es galt nicht nur als Ehre für den entsprechenden Studenten, sondern war auch eine Übereinkunft zu gegenseitigem Vorteil: schließlich konnte der Student hautnah Einsichten in Hawkings Denkweise gewinnen.

Don Page war einer der ersten Logiergäste; er hatte nämlich ein Stipendium für insgesamt drei Jahre in Cambridge mit Hawkings Hilfe bekommen. Don Page half zum Beispiel auch, Gespräche mit Journalisten oder Wissenschaftlern zu "dolmetschen". Hawking konnte mittlerweile nur noch so undeutlich sprechen, daß allein geübte Zuhörer ihn verstehen konnten. Sein Zustand hatte sich außerdem soweit verschlechtert, daß er sein dreirädriges Invalidenauto nicht mehr benutzen konnte - stattdessen fuhr er nun mit dem Rollstuhl zur DAMTP. Jane war erleichtert, denn sie hatte das Invalidenfahrzeug im Verkehr für ziemlich gefährdet gehalten. Eigentlich zu Unrecht, denn Hawking benutzt auch seinen Rollstuhl in nicht minder gefährlicher Art und Weise. Ein Journalist beschrieb es folgendermaßen: "Unbedenklich jagt er die Straße hinaus. Bei Höchstgeschwindigkeiten kann der Rollstuhl es mit einem Traber aufnehmen, und Hawking hat ein Faible für die Höchstgeschwindigkeit. Furcht kennt er nicht. In der Annahme, daß die Autos schon anhalten werden, fährt er einfach auf die Fahrbahn, während seine Assistenten nervös vorrauseilen, bestrebt, die Gefahren so weit wie möglich einzuschränken."

Tatsächlich ist der Rollstuhl für Hawking so eine Art Körperteil. Er setzt ihn einerseits zu halsbrecherischen Bewegungen beim Tanzen oder beim Fangespielen mit seinen Kindern ein, andererseits benutzt er ihn, um seinen Gefühlen Luft zu machen. So fährt er z.B. seinem Gesprächspartner gerne über die Zehen, wenn dieser etwas sagt, was ihn ärgert. Viele seiner Kollegen haben in der Hinsicht schon erstaunlich gute Reflexe entwickelt. Oder er fährt einfach aus dem Zimmer, wenn er der Meinung ist, jemand stehle ihm seine Zeit. Denn wie an anderer Stelle erwähnt, liegt "eine gewisse Heftigkeit in seinem Wesen, die sich in Anflügen von Ärger und Ungeduld äußert" (ein Journalist). Jedenfalls weiß er sich sehr gut durchzusetzen.

Seit 1977 nahm seine Bekanntheit rasch zu. Im Januar 1977 brachte die BBC eine Sendereihe über Stephen Hawkings Person und seine jüngsten Arbeiten. Millionen britischer Zuschauer erfuhren etwas über den Versuch, das Universum mit Hilfe der Vereinigung von Relativitätstheorie und Quantenmechanik zu erklären. Er tauchte häufiger in der Presse auf. Außerdem munkelte man, der exzellente Wissenschaftler sei der Cambridge University keinen Lehrstuhl wert, da sie einem Schwerbehinderten keine Professur anbieten wolle. Im März 1977 allerdings richtete man extra für ihn einen Lehrstuhl in Gravitationsphysik ein. Noch im selben Jahr wurde er zum Professor ernannt. Schließlich wurde er Ehrenmitglied des University College. Die bedeutendste Auszeichnung, die Hawking bisher bekommen hat, ist wohl der Albert Einstein Award, der ihm 1978 aufgrund seiner Arbeiten verliehen wurde, die zu der "vereinheitlichten Feldtheorie" führen könnten. Der Preis steht dem Nobel-Preis im Ansehen nicht nach. Eine weitere Ehrung war der Ehrentitel des Alma mater, Oxford, und die Ernennung zum "Commander of the British Empire" 1981 durch Königin Elisabeth. Im Jahre 1982 wurde er Ehrendoktor der Universitäten Leicester, New York, Princeton und Notre Dame.


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Ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere war die Ernennung zum Lukasischen Professor für Mathematik der Universität Cambridge. Dies ist ein sehr angesehener Lehrstuhl - besonders für einen 37jährigen. Diesen Lehrstuhl hatte einst Newton inne. In der Antrittsrede im April 1980 hielt Hawking einen denkwürdigen Vortrag, in dem er das Ende des eigenen Fachgebietes vorhersagte - der Titel lautete: "Ist das Ende der theoretischen Physik in Sicht?". Hawking vetrat darin die Ansicht, daß die Große Vereinheitlichte Theorie, die alle wesentlichen Gesetze zusammenfasse, Ende des Jahrhunderts zur Verfügung stehen könne. Das würde das Ende der theoretischen Physik bedeuten. Im übrigen erscheinen Hawkings Ansätze vielen Physikern als der aussichtsreichste Kandidat dafür, die Relativitätstheorie und Quantenmechanik zu vereinigen. 1991 äußerte Hawking dann: "Im Jahre 1980 habe ich geschätzt, die Chancen stünden fünfzig zu fünfzig, daß wir eine solche Theorie vor Ende des Jahrhunderts finden werden. Ich glaube immer noch, daß die Chancen fünfzig zu fünfzig stehen, daß wir eine solche Theorie in den nächsten Jahren finden werden, aber diesmal beginnen die zwanzig Jahre elf Jahre später."

Zwei weitere Ereignisse verknüpfen sich mit der Ernennung. Erstens bekam Stephen endlich ein Büro in der DAMTP, und über das zweite äußert er sich folgendermaßen: "1979 wurde ich zum Lukasischen Professor für Mathematik gewählt. Das ist der Lehrstuhl, den einst Isaac Newton innehatte. Dort gibt es ein großes Buch, in dem sich jeder ernannte Hochschullehrer verewigen muß. Nachdem ich den Titel schon ungefähr ein Jahr lang trug, stellte man fest, daß meine Unterschrift fehlte. Deshalb schleppten sie das Buch in mein Büro, wo ich mit Mühe unterzeichnete. Es war das letzte Mal, daß ich meinen Namen schrieb."

Ab 1975 beschäftigte Hawking sich mit der Frage, was passiert, wenn ein Schwarzes Loch verdunstet, also sich in Strahlung auflöst. In den Jahren bis 1981 arbeitete er dann eine neue Idee heraus, wie das Universum entstanden sein könnte. Diese Hypothese präsentierte er der Fachwelt an einem ungewöhnlichen Schauplatz: im Vatikan. Die katholische Kirche hatte 1981 einige bedeutende Kosmologen eingeladen, um die Entwicklung des Universums vom Urknall an darlegen zu lassen. Anscheinend ist die Kirche etwas aufgeschlossener gegenüber der Wissenschaft als in Galileis Tagen. Trotzdem sagte der Papst auf einer Audienz vor Wissenschaftlern aus aller Welt, daß die Wissenschaftler zwar die Evolution des Universums nach dem Urknall untersuchen können, aber sich nicht mit dem Augenblick der Schöpfung (Urknall) selbst befassen sollten. Dies sei Sache der Theologen. "Jede wissenschaftliche Hypothese über den Ursprung der Welt, wie etwa die des Uratoms, aus dem sich die gesamte materielle Welt entwickelt haben soll, läßt die Frage nach dem Anfang des Universums offen. Dazu bedarf es einer Erkenntnisweise, die über die Physik und Astrophysik hinausreicht - der Metaphysik. Vor allem bedarf es einer Erkenntnisweise, die sich auf die Offenbarung Gottes beruft."

Dazu meinte Stephen Hawking: "Ich war froh, daß er das Thema des Vortrages nicht kannte, den ich gerade auf der Konferenz gehalten hatte: Ich hatte über die Möglichkeit gesprochen, daß das Universum keinen Anfang hat, daß es keinen Schöpfungsaugenblick gibt." Glücklicherweise war die Theorie in einer sehr komplizierten wissenschaftlichen Ausdrucksweise niedergelegt und trug den abschreckenden Titel "Die Grenzbedingungen des Universums". Diese Theorie über die "Grenzbedingungen des Universums" sagt aus, daß das Universum keine festen zeitlichen Grenzen hat (wie noch mit der Urknall-Theorie erklärt), sondern daß sich Raum und Zeit "in sich selber schließen". "In ihm [dem Vortrag] vertrat ich die Ansicht, daß Raum und Zeit endlich in ihrer Ausdehnung sind, aber in sich geschlossen, ohne Grenzen oder Ränder, so wie die Oberfläche der Erde begrenzt ist in ihrer Fläche, aber keine Grenzen und Ränder hat. Bei all meinen Reisen ist es mir nie gelungen, über den Rand der Welt zu fallen." Allerdings führte er dazu eine imaginäre Zeit ein, die von der realen abweicht. Bis 1983 arbeitete Hawking mit Jim Hartle von der University of California daran, diese Theorie zu interpretieren und Schlußfolgerungen für das Verhalten des Universums zu ziehen.

Anfang der achtziger Jahre konnte Stephen Hawking auf eine äußerst zufriedenstellende wissenschaftliche Karriere zurückblicken. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich auch nicht allzu schnell. Ab 1980 verzichtete er darauf, Doktoranden bei sich einzuquartieren, sondern konnte teilweise Privatpflegerinnen in Anspruch nehmen. Trotzdem drohten immer noch finanzielle Schwierigkeiten für den Fall, daß sich sein Gesundheitszustand drastisch verschlechtern würde. Inzwischen ging sein Sohn Robert auf die teure Perse School und würde in wenigen Jahren auf eine Universität kommen. Seine Tochter Lucy besuchte die letzte Klasse der staatlichen Grundschule und sollte dann auch auf die Perse School gehen. Und schließlich wurde auch Timothy älter. Das alles sowie die Sicherstellung seiner eigenen Pflege stellen eine hohe finanzielle Belastung dar.

Zwar hatte Hawking noch zwei weitere komplizierte Fachbücher in der


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Cambridge University Press herausgebracht, "Superspace and Supergravity" (1981) und "The Very Early Universe" (1983), aber der finanzielle Erfolg von Fachbüchern hat seine Grenzen. Hawking wurde schon früher darauf angesprochen, ein populärwissenschaftliches Buch herauszubringen, nur hielt er bislang nicht viel davon. Nun sah er es als Möglichkeit, seine finanziellen Sorgen abzuwenden. Daher wollte sich Hawking an einen großen Verlag statt an die streng wissenschaftliche Cambridge University Press wenden. "Ich hatte nicht den Eindruck, daß Cambridge University Press den Massenmarkt ansprechen konnte, den ich erreichen wollte." Er wollte außerdem "Zeit und Energie, die nötig sind, um ein Buch zu schreiben, nur aufwenden, wenn gewährleistet war, daß es möglichst viele Leser findet".

Hawking wendete sich zu diesem Zweck an den amerikanischen Agenten Al Zuckerman. 1984 bekam Zuckerman eine erste Fassung des Buches. Die Arbeit konnte beginnen. Als Verlag, der fähig ist, ein solches Buch zu vermarkten, wurde Bantam Books ausgesucht. Hawking schickte Seiten an seinen Lektor bei Bantam Books, Peter Guzzardi, und dieser versuchte, sie mit den Augen eines potentiellen Käufers zu lesen. Hawking drückte sich manchmal recht sprunghaft aus, in der Überzeugung, man werde ihm schon folgen können. Aber Guzzardi blieb stur und ließ jede Stelle, die er nicht verstand, erklären. "Ich war hartnäckig und fragte so lange nach, bis Hawking mir die Sache verständlich gemacht hatte. Vielleicht hat er mich ein bißchen dickfellig gehalten, aber darauf ließ ich es ankommen." Hawking: "Jedesmal, wenn ich ihm ein umgeschriebenes Kapitel schickte, bekam ich von ihm eine lange Liste mit Einwänden und Fragen, um deren Klärung er mich bat. Manchmal dachte ich, das Ganze würde kein Ende nehmen. Aber er hatte recht: Zu guter Letzt war ein sehr viel besseres Buch entstanden." Weihnachten 1984 war dann die vorläufige Version fertig. Danach wurde mit der Überarbeitung begonnen.

Ein Ereignis jedoch verzögerte die Arbeit an dem Buch und machte auch dessen Fertigstellung wesentlich schwieriger. Ende Sommer 1985 beschloß Hawking, ein paar Monate in der Schweiz zu verbringen. Er wollte dort am CERN in Genf seine Grundlagenforschung weiterführen und auch an seinem Buch weiterarbeiten. Als seine Pflegerin Anfang August eines nachts seinen Zustand kontrollierte, stellte sie fest, daß Hawking Schwierigkeiten hatte zu atmen. Sie rief sofort einen Krankenwagen, und Hawking wurde ins Kantonspital gebracht. Dort fand man heraus, daß Hawkings Luftröhre verengt war, was zu einer Lungenentzündung geführt hatte. ALS-Patienten sind sehr anfällig dafür, und oft sterben sie daran. Seine Frau Jane - die sich gerade auf einer Deutschlandreise befand - wurde ausfindig gemacht und ins Krankenhaus geholt. Dort sollte sie die schwierige Entscheidung treffen, ob man einen Luftröhrenschnitt machen sollte, bei dem der Kehlkopf entfernt werden mußte. Durch diese Operation könnte das Leben Hawkings gerettet werden, aber er würde nie wieder sprechen können. Das schien ein entsetzlich hoher Preis, denn die Sprache war durch seine Behinderung sein einziges Kommunikationsmittel mit der Außenwelt geblieben. Schließlich stimmte Jane unter Selbstzweifeln zu.

Nach zwei Wochen Intensivstation wurde er nach Cambridge geflogen. Dort wurde er operiert und lag noch einige Wochen im Krankenhaus. Durch die Operation mußte Stephen von nun an rund um die Uhr zu Hause betreut werden - eine finanzielle Unmöglichkeit für die Familie, denn das staatliche Gesundheitswesen bezahlte nur einen Teil der Kosten - oder den Aufenthalt im Pflegeheim. "Es gab Zeiten, in denen uns alles absolut trostlos erschien, doch dann kam etwas, das uns aus der Krise half." Jane hatte Wohltätigkeitsorganisationen angeschrieben und um Hilfe gebeten. Eine amerikanische Stiftung bot an, 50 000 Dollar jährlich für die Pflege von Stephen zur Verfügung zu stellen. Jane äußerte sich in diesem Zusammenhang verständlicherweise sehr verbittert über die gesetzliche Krankenversicherung.

Nach der Operation konnte sich Hawking aufgrund seiner Lähmung nur verständigen, indem man eine Glastafel mit Buchstaben vor sein Gesicht hielt und Hawkings Signale, die er mit den Augen gab, beobachtete. Auf diese Weise konnte er sehr langsam Wörter buchstabieren. Zu dieser Zeit hörte ein amerikanischer Computerexperte namens Walt Woltosz von Stephen Schwierigkeiten und schickte ihm ein Computerprogramm, mit welchem er durch den Druck auf einen Schalter Buchstaben und Wörter auswählen und zu Sätzen zusammenstellen konnte. Natürlich war dies ein mühseliger Prozeß. Mit etwas Übung konnte er ungefähr zehn und später fünfzehn Wörter pro Minute zuammenstellen. "Es ging alles ein bißchen langsam, aber ich denke auch ziemlich langsam, und so paßte es wieder." Wenn er einen Satz zusammengestellt hatte, konnte er ihn über einen Sprachsynthesizer ausgeben lassen oder abspeichern. "Dieses System hat meine Situation grundlegend verändert: Ich kann mich heute besser verständigen als vor dem Verlust meiner Stimme." Allerdings hat der Sprachcomputer keinen britischen Akzent, was Hawking bedauert. Oft begrüßt er deshalb seinen Gesprächspartner mit "Hallo, bitte entschuldigen Sie meinen amerikanischen Akzent."

Hawking ließ das Programm auf seinem Tischcomputer laufen, bis David Mason von einer Cambridger Computerfirma einen kleinen Computer auf seinen Rollstuhl montierte. So kann er "seine Sprache" überall mit hinnehmen. Bei seinen Vorträgen schiebt ein Assistent eine Diskette mit dem vorbereiteten Text in das Laufwerk seines Computers, welcher dann über Lautsprecher ausgegeben wird. Währenddessen sitzt Hawking regungslos in seinem Rollstuhl. Nach Ende des Vortrages bekommen die Anwesenden Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen - allerdings werden sie darauf hingewiesen, daß sie auf die Antwort meist ungefähr zehn Minuten warten müssen. Vor seiner Operation mußten die Vorträge von einem Begleiter gedolmetscht werden.

Einige Wochen nach der Operation nahm Hawking mit tatkräftiger Unterstützung eines seiner Studenten, Brian Whitt, die Arbeit an dem Buch wieder auf. In der Zwischenzeit waren viele Anregungen von seinem Lektor und


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von anderen Personen eingetroffen. Auch Zuckerman war nicht untätig geblieben und hatte die Rechte für das Buch international verkauft. Das Erscheinungsdatum wurde auf das Frühjahr 1988 festgesetzt. Der Titel sollte lauten: "Eine kurze Geschichte der Zeit". Kurz vor der Veröffentlichung des Buches hatte das Times Magazin einen Artikel über Hawking veröffentlicht, und in vielen Zeitschriften erschienen positive Kritiken. Dann begann das Buch in den Bestsellerlisten auf den ersten Platz zu steigen und verharrte dort Monate. Bald waren eine Million Exemplare in Amerika verkauft. Nur der englische Verlag, Bantam UK, schien nicht recht zu begreifen, in welchen Größenordnungen sich die Sache abspielte. Seine Erstauflage betrug 8000 Stück, die natürlich bald hoffnungslos vergriffen waren. Da das Buch lange Zeit in den Bestsellerlisten blieb, kam es schließlich ins Guinness-Buch der Rekorde. Nach Schätzungen von 1992 wurde es zu dieser Zeit mit Sicherheit über 10 Millionen Mal weltweit verkauft.

Worin bestand nun das Geheimnis dieses Erfolges? Einerseits behandelt Hawking die Leser seines Buches nie arrogant oder von oben herab. Seine Mutter meint: "Er glaubt einfach nicht, daß er sich in irgendeiner Weise von anderen Menschen unterscheidet. Wenn er etwas kann, dann können das seiner Meinung nach alle anderen auch. Deshalb ist sein Buch kein Buch für Fachleute geworden. Ich meine, es wendet sich an jedermann, und er glaubt, daß jeder es verstehen kann. Er denkt sogar, ich könnte das. Da ist er wohl ein bißchen optimistisch. Aber er glaubt das wirklich." Das Buch ist sehr verständlich geschrieben, aber macht die Menschen trotzdem mit den großen Fragen vertraut: Woher kommt das Universum und wohin geht es? "Besonders schön finde ich, daß es das allgemeine Publikum erreicht und nicht nur Akademiker. Wir alle müssen eine gewisse Vorstellung davon haben, was in der Wissenschaft vor sich geht, weil sie eine so wichtige Rolle in der modernen Gesellschaft spielt." Trotzdem braucht niemand wegen mangelnder mathematischer Vorbildung Angst zu haben: "Man hat mir gesagt, daß jede Gleichung im Buch die Verkaufszahlen halbiert. Ich beschloß also, auf mathematische Formeln ganz zu verzichten. Schließlich habe ich doch eine Ausnahme gemacht: Es handelt sich um die berühmte Einsteinsche Formel E=mc2. Ich hoffe, dies wird nicht die Hälfte meiner potentiellen Leser verschrecken."

Außerdem wird das Buch oft als Kultbuch bezeichnet, und Hawking als Kultfigur. "Meine Frau war entsetzt, aber ich fühlte mich geschmeichelt, als mein Buch mit Pirsigs <Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten> verglichen wurde. Ich hoffe, daß es wie Zen den Menschen das Gefühl gibt, nicht von den großen geistigen und philosophischen Fragen abgeschnitten zu sein." Vielleicht sind viele Käufer auch der Meinung, daß es das Buch sei, mit dem man in den neunziger Jahren gesehen werden müsse. Dann wäre das Buch eine Art Prestigeobjekt, welches im Bücherregal steht, aber nicht gelesen wird. Hawking meint dazu, daß dieses Schicksal auch Bücher wie die Bibel oder Werke von Shakespeare teilen, allerdings sei er der Meinung, Briefe und Gespräche hätten ihm gezeigt, daß es wirklich gelesen wird.

Einige Wochen nachdem das Buch herausgekommen war, wurden die Filmrechte verkauft. Der Film sollte einerseits die fachlichen Aspekte behandeln, andererseits aber auch die menschlichen Seiten beleuchten. Der Regisseur stellte Interviews in den Mittelpunkt des Filmes, den Rest untermalte er mit visuellen Mitteln. Der Produzent meinte, es gehe in dem Film mehr um Gott und die Zeit als um wissenschaftliche Forschung oder Hawkings Behinderung. "Wirklich aufregend an der Kosmologie ist die Verbindung von Methaphysik und herkömmlicher Wissenschaft." Die Arbeiten an dem Film dauerten bis Anfang 1991. Danach kam der Film in die amerikanischen und deutschen Kinos, wo auch ich Gelegenheit bekam, ihn zu sehen. 1992 erschien auch ein "Buch zum Film zum Buch", im deutschen unter dem Titel "Stephen Hawkings kurze Geschichte der Zeit".

In der Zeit, in der Hawking das Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" schrieb, hörte er natürlich nicht auf, sich mit seiner Forschung zu beschäftigen. Aber er unternahm auch viele Vortragsreisen. 1984, bevor die erste Fassung des Buches fertig war, reiste er durch China, hielt Vorträge und sah sich die Sehenswürdigkeiten an. Diese Reise war sehr strapaziös für ihn, nicht zuletzt deshalb, weil Hawking seinen Tagesablauf von morgens bis abends zuplante. Dennis Sciama ist sogar der Meinung, daß diese Reise zu seiner Krise in der Schweiz beigetragen hat. 1985 hielt er eine Vortragsreihe in vielen großen Städten der Welt. In Chicago besuchte er das Fermilab und hielt einen Tag später eine öffentliche Vorlesung mit dem Titel "Die Richtung der Zeit". In diesem Vortrag vertrat er die These, daß bei einer Kontraktion des Universums sich der Zeitpfeil umkehren würde, und alle Ereignisse in der umgekehrten Reihenfolge ablaufen würden. Hawking war sich bewußt, daß er damit pure Spekulation betrieb, und viele seiner Freunde wandten sich gegen diese These. Sein Artikel in der "Physical Review" schloß mit der Feststellung, daß die Gegenseite einige gute Argumente habe und durchaus Recht haben könne. Im Dezember 1986 verkündete er in Chicago in einem Vortrag, er habe sich geirrt, die Zeit werde sich während der Kontraktionsphase nicht umkehren. Seine Kollegen Ramond Laflamme und Don Page hatten in monatelanger Arbeit ihre Version gegen Hawkings behauptet. "Ich hatte einen Fehler gemacht. Es stellte sich heraus, daß ich von einem zu einfachen Modell des Universums ausgegangen war."

Seine weiteren wissenschaftlichen Forschungen befassen sich mit der vollständigen einheitlichen Theorie, die alle bekannten physikalischen Gesetze zusammenfassen soll. Er lieferte noch einige Ansätze zur


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Vereinheitlichung der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik, so zum Beispiel eine Theorie über Wurmlöcher. Diese Theorie verwendet allerdings auch eine imaginäre Zeit.

Weitere wissenschaftliche Preise folgten, Ende der achtziger Jahre erhielt er fünf zusätzliche Ehrentitel und sieben internationale Preise. 1989 wurde durch die Queen zum "Companion of Honour" ernannt, eine der höchsten Ehrungen Großbritanniens. Die Cambridge University verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Hatte die Presse schon seit 1970 über ihn geschrieben, erschienen nun in den meisten Magazinen der Welt Artikel über ihn. Eine Fernsehserie mit dem Titel "Der Meister des Universums: Stephen Hawking" lief in England, er trat in einer bekannten amerikanischen Show auf. Dieser Medienrummel machte Hawking zu mehr als einem Wissenschaftler, er wurde ein Superstar. Die Post, die Hawking bekommt, beschäftigt seine Assistenten. Er alleine könnte kaum ein Bruchteil davon bewältigen.

All der Ruhm, der Hawking zuteil wird, hat aber auch seine Schattenseiten. Während Hawking früher immer mit dem Schlimmsten rechnen mußte, droht er nun, den Verlockungen des Ruhmes zu erliegen. Seine ausgesprochene Willensstärke, die für ihn früher im Kampf gegen die Krankheit lebensnotwendig war, kann sich nun rücksichtslos gegen andere Menschen wenden. Seine Tochter Lucy beschreibt es so: "Ich glaube den meisten Menschen ist gar nicht klar, wie unnachgiebig er ist. Wenn er sich einmal eine Idee in den Kopf gesetzt hat, dann verfolgt er sie, ganz egal, welche Konsequenzen das haben könnte. Und er gibt niemals auf. Er tut, was er tun möchte, was es andere auch kosten mag."

Seine Frau Jane meinte, daß es inzwischen nicht mehr ihre Aufgabe wäre, einen kranken Mann zu unterstützen, sondern nur noch, "ihm zu sagen, daß er nicht Gott ist." Etwas ausführlicher sagte sie 1989 in einem Interview: "Ich war immer schon sehr optimistisch, und ich habe Stephen damit angesteckt. Seine Entschlossenheit hat die meine inzwischen überholt. Ich komme da nicht mehr mit. Ich glaube, er neigt dazu, seine Behinderung dadurch überzukompensieren, daß er absolut alles tut, was ihm in den Sinn kommt." Im Gegensatz zu früher stehen Stephen nun alle Türen offen. Und er könne einfach nicht nein sagen, egal was sich ihm bietet. Kitty Ferguson ist der Meinung, daß ihn diese Schmeicheleien, die Ehrungen und der Ruhm von seiner Familie entfremdeten. Jeder führte zunehmend sein eigenes Leben.

Wie dem auch sei, jedenfalls hat sich Hawking mit seiner Frau auseinandergelebt. Jane begleitete ihn in den letzten Jahren immer weniger oft auf seinen vielen Reisen. Stattdessen begann sie, ihren eigenen Interessen nachzugehen. Zu den Spannungen, die die Beziehung zu seiner Frau belasteten, gehören offenbar auch Glaubensfragen. Jane ist sehr gläubig und hat nicht zuletzt aus ihrem Glauben genügend Kraft geschöpft, um mit den großen Belastungen fertig zu werden, die die Krankheit ihres Mannes für sie bedeutete. "Ohne meinen Glauben an Gott hätte ich mich nie mit einer Situation wie dieser abfinden können. Ich hätte Stephen gar nicht erst geheiratet, weil es mir an der nötigen Zuversicht gefehlt hätte, und ich hätte nie die Kraft gehabt, es durchzuhalten." Hawking hingegen hat sich immer mehr zum offenen Atheist entwickelt. "In seinem Denken gibt es einen Aspekt, den ich als immer störender empfinde und mit dem ich immer weniger leben kann. Ich meine seine Überzeugung, im Besitz der Wahrheit zu sein, weil er alles auf eine rationale, mathematische Formel bringen kann. Er dringt in Gebiete vor, die für denkende Menschen von großer Bedeutung sind, und er tut es auf eine Weise, die diese Menschen sehr verstören kann. Dafür ist er nicht zuständig."

Als Hawking und seine Frau sich auseinanderzuleben begannen, fing eine andere Frau an, eine größere Rolle in Hawkings Leben zu spielen: Elaine Mason, seine Krankenpflegerin. Sie begleitete ihn auf seinen Reisen und betreute ihn rund um die Uhr. Diese Entwicklung war besonders prekär, da Elaine Mason die Frau von David Mason, dem Fachmann für Hawkings Computer, ist. Durch diesen Umstand wurde sie ja auch Hawkings Pflegerin.

Im Sommer 1990 ging die Scheidung von Jane und Stephen Hawking durch die Medien. Das war das Ende der Familie, zu deren Bild Hawking in der Schlußszene des Filmes "Master of the Universe" stolz sagte: "Ich habe eine wunderbare Familie, Erfolg in meiner Arbeit und ein Buch in den Bestsellerlisten. Mehr kann man wirklich nicht verlangen." Der Bruch wurde offenbar ausgelöst, als Hawking zu seiner Krankenpflegerin zog. Die Trennung war für alle ein Schock. Schließlich galt diese Ehe als etwas Besonderes, vor allem, da Jane ihren Mann 25 Jahre lang unterstützt hat und einen großen Teil ihrer Karriere für ihn geopfert hat. Ob Hawking nun die "Schuld" trifft, mag dahingestellt bleiben. Menschen verändern sich, und ihre Interessen entwickeln sich aneinander vorbei. Jedenfalls scheint Elaine und Stephen echte Liebe zu verbinden. Jane weigert sich hartnäckig, über die Trennung Auskunft zu geben. Sie hatte schon ihre Zusammenarbeit im Film "Eine kurze Geschichte der Zeit" verweigert.

Im September 1995 heiratete Stephen Hawking dann Elaine Mason. "Es ist wunderbar. Ich habe die Frau geheiratet, die ich liebe." Jane Hawking meint dazu, die beiden Frischvermählten seien starke Charaktere, die gut zueinander paßten. Sie selbst habe damals Elain Mason eingestellt.


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Der heutige Tagesablauf von Stephen Hawking beginnt recht früh. Da er allerdings zwei Stunden braucht, ehe er das Haus verlassen kann, ist er meist gegen 10 Uhr im DAMTP. Dort sieht er mit seiner Sekretärin seinen Terminkalender durch, in dem beispielsweise Besucher angemeldet sind. Dann unterhält er sich mit Doktoranden und Forschungsassistenten, liest wissenschaftliche Artikel oder arbeitet an seinem Computer. Gegen 13 Uhr fährt er mit seinem Rollstuhl zum Caius College, um dort mit Kollegen Mittag zu essen. Ein Assistenten, der ihn begleitet, muß meist in Laufschritt verfallen. Danach fährt er zu seiner Arbeit im DAMTP zurück. Hawkings Verwaltungsaufgaben beschränken sich darauf, seine Relativitätsgruppe aus etwa einem Dutzend Forschungsassistenten und ein paar Doktoranden zu betreuen. Um 16 Uhr findet die Teepause statt. Dort trifft sich seine Relativitätsgruppe, deren Aussehen so beschrieben wird, daß sie einer Rockgruppe an einem ihrer schlechten Tage ähnelt. Neben ihren Gesprächen über physikalische Themen kritzeln sie die Tische mit Gleichungen voll. "Wenn wir sie retten wollen, kopieren wir die Tischplatte." scherzt Hawking. Nach dieser Teepause arbeitet Hawking noch bis in den Abend in seinem Büro.

Ian Moss, einer von Hawkings ehemaligen Studenten, schildert den Ablauf im DAMTP folgendermaßen: "Stephen brach morgens zu Hause auf, fuhr allein los und traf gegen elf Uhr in der Uni ein. Deshalb kamen die meisten von uns natürlich auch gegen elf. Wir begannen mit einer Kaffeepause so bis zwölf Uhr. Mit dem Mittagessen fingen wir gegen ein Uhr an, und das ging bis etwa drei Uhr nachmittags. Die Leute fragte Stephen, was er von ihrer Arbeit hielt, oder nach irgendeinem anderen interessanten Punkt, und die Gespräche erstreckten sich, wenn notwendig, über den ganzen Nachmittag. Es ist ein Wunder, daß überhaupt irgendwelche Arbeit geschafft wurde, weil wir immer im Kaffeeraum hockten und uns unterhielten. Ich kann mich nicht erinnern, daß wir jemals in unseren Büros saßen und arbeiteten. Es war ein gutes Klima." Seine Studenten finden, daß diese Zeit eine der fachlich wertvollsten für sie ist. Stephen Hawking ist gezwungen, alles was er sagt, kurz und präzise zu fassen und deshalb seien ein paar seiner Äußerungen weitaus wertvoller als ganzen Vorlesungen. Als Tutor wird Hawking von seinen Studenten gelobt. Brian Whitt: "Stephen war ein sehr guter Lehrer, vor allem, weil er bereit war, seinen Studenten viel Zeit und Interesse zu widmen."

Auch auf dem sozialen Bereich war Hawking aktiv. Schon früh hatte er sich für die Rechte von Behinderten engagiert. Zum Teil entsprang dies seinem Kampf für eigene Möglichkeiten. So hatte er der Universitätsleitung nur nach zähen Verhandlungen einen rollstuhlgerechten Zugang zum DAMTP abringen können. Da Cambridge ein konservativer Ort ist, waren auch die Rechte von Behinderten weniger akzeptiert als vielleicht woanders. Danach legte er sich mit dem Stadtrat von Cambridge an und erreichte, daß Bürgersteige in vielen Straßen abgesenkt wurden. Er beschwerte sich darüber, daß ein Wahllokal für Behinderte praktisch unzugänglich war. Schließlich nahm sich die Lokalpresse der Sache an und der Stadtrat mußte klein beigeben. Für seine Bemühungen hatte der britische Behindertenverband ihn 1979 zum "Mann des Jahres" ernannt. Seitdem prangert Hawking wiederholt die Haltung der Universität als empörend an. Sie verstoße ständig gegen einen Parlamentsbeschluß von 1970, nach dem Behinderten angemessene Zugangsmöglichkeiten garantiert werden müssen. Aber die Situation sei so desolat, daß das Nationale Büro für behinderte Studenten den Betroffenen abrate, in Cambridge zu studieren. Schließlich war Hawking auch an der Durchsetzung eines Wohnheimes für behinderte Studenten beteiligt, welches den Namen Hawking House trägt.

Dieser Einsatz liegt auch im Sinne seiner liberalen sozialpolitischen Einstellung, die er aus seinem Elternhaus geerbt hat. Schon damals hatten sich seine Eltern für Pazifismus eingesetzt und Hawking zeigt die gleiche Einstellung, von den Fragen nuklearer Abrüstung bis zum Falklandkrieg. Kritiker warfen ihm auch vor, er tue nicht soviel für Behinderte, wie es aufgrund seiner Popularität möglich wäre. Tatsächlich wurde er zwar immer aktiver in dieser Sache, aber er ist eher ein Mensch, der nicht allzuviel aufhebens um seinen Zustand macht.

Natürlich gibt es auch in Bezug auf die Wissenschaft Kritiker von Stephen Hawking. Sie behaupten, Hawking ist hauptsächlich wegen seiner Behinderung so populär. Er würde mehr wegen seiner Lebenseinstellung geschätzt, als wegen seiner wissenschaftlichen Arbeiten. Sein Auftreten wäre theatralisch, anmaßend und prahlerisch. Ein Wissenschaftler von der Princeton University sagte: "Er arbeitet an den gleichen Dingen wie wir. Ihm wird einfach mehr Aufmerksamkeit zuteil wegen seines Zustandes."

Sicherlich ist Stephen Hawking medienwirksam. Aber trotzdem sollte man seine Leistungen nicht unterschätzen. "Hawking war am Ende einer Reihe von verwirrenden Berechnungen auf seine Entdeckung gestoßen, am Ende einer mathematischen Reise voller entmutigender Schwierigkeiten; und diese Berechnungen hatte er im Kopf ausgeführt. Obwohl es ihm nicht möglich war, einen Bleistift in der Hand zu halten, hat er er sich dennoch durch ein Labyrinth gearbeitet, das die besten Mathematiker eingeschüchtert hätte.", meint George Greenstein.

Durch seine Behinderung ist Hawking gezwungen, viel im Kopf zu machen. Deswegen mußte er zwangsläufig neue Wege beschreiten, Abkürzungen suchen oder neue Denkmodelle erfinden. Er fängt an, auf eine andere Art und Weise zu denken. Ähnlich wie Einstein hat Hawking eine geometrische Denkweise entwickelt, die ihn anders denken läßt. Diese neuen Denkmodelle haben in Hawkings Fall zu revolutionären Ergebnissen geführt.


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Allerdings ist anzumerken, daß zu der Veränderung in Stephens Denken auch ein Wandel gehörte, den Kip Thorn so beschreibt: "Mir ist vor allem aufgefallen, daß es seit dem Anfang der siebziger Jahre eine deutliche Veränderung in Stephens Forschungsstil gegeben hat, eine Veränderung, die er charakterisierte, als er etwas 1980 zu mir sagte: 'Ich möchte lieber recht haben, als exakt sein.' Exaktheit ist ein Ziel, daß sich Mathematiker setzen - sie suchen nach einem zuverlässigen, klaren mathematischen Beweis für die Richtigkeit ihrer Ergebnisse. Um diese Art von Exaktheit ging es Stephen in den sechziger und Anfang der siebziger Jahre. Er versuchte, alles total abzusichern. In den letzten Jahren ist er sehr viel spekulativer geworden. Er sucht nach der Wahrheit, versichert sich, daß er, sagen wir, zu 95 Prozent recht hat, und geht dann schnell weiter. Das Streben nach Gewißheit, das ihm Anfang der siebziger Jahre offenbar so wichtig gewesen ist, hat er zugunsten hoher Wahrscheinlichkeiten aufgegeben. Heute geht es ihm um rasche Fortschritte auf dem Weg zum letzten Ziel: das Wesen des Universums zu verstehen." Weiter meint Thorne: "Wenn Sie an den äußersten Grenzen der Naturwissenschaft, der Physik arbeiten, müssen sie sich in hohem Maße auf ihr Gefühl verlassen. [...] Bei solchen Entscheidungen sind Sie auf die Intuition angewiesen, auf das Gefühl im Bauch. Die sowjetischen Kollegen sagen, es kommt aus der Leber. Meine Leber sagt, daß Hartle und Hawking recht haben." Hawking hat sich also etwas von den mathematisch exakten Methoden abgewandt und versucht, in Vereinfachungen und Abkürzungen möglichst schnell zu den großen Antworten zu gelangen. Es gibt einen gefühlsmäßigen, spekulativen Anteil in seinen Arbeiten. Einerseits ist dies vielleicht gerade das, was einen Physiker von einem Mathematiker unterscheidet, andererseits wird sich aber zeigen müssen, ob die exakte Mathematik seiner Physik in allen Fällen recht gibt.

Hawking blieb weiter aktiv. 1993 brachte er ein Buch mit dem Titel "Einsteins Erbe - Expeditionen an die Grenzen der Raumzeit" heraus. Darin sind Artikel und Vorträge von 1976 bis 1992 gesammelt. Hawking hat ohnehin nicht das Image eines weltfremden Wissenschaftlers, aber als ob er daran keinen Zweifel aufkommen lassen möchte, ist Hawkings Computerstimme in dem Album "Division Bells" von Pink Floyd in dem Lied "Keep Talking" zu hören.

Schließlich trat Hawking in einer Star Trek - Next Generation Serie ("Angriff der Borg") auf. Er soll selber gebeten haben, in Star Trek mitzuwirken. In der entsprechenden Szene will sich der Android Data mit den drei intelligentesten Menschen der Erde treffen. In einer Szene sitzt er dann mit Isaac Newton, Albert Einstein und Stephen Hawking an einem Tisch. Bei den Dreharbeiten soll sich Hawking sehr amüsiert haben. Für den Schauspieler von Data gehört die Szene zu den besten in sieben Jahren Dreharbeiten.

Außerdem behauptete Hawking, daß viele technische Erfindungen in der Star Trek Serie gar nicht so weit hergeholt wären. "Daran arbeite ich gerade", meinte er beispielsweise zu einem der Triebwerke. Im Oktober 1995 ging dann die Meldung durch die Presse, daß Hawking das Vorwort zu dem Buch "Physics of StarTrek" von Lawrence Krauss geschrieben hat. In diesem Buch geht es um die "Die Technik der U.S.S. Enterprise". Im Vorwort behauptet Stephen Hawking, daß alles in dem Buch wahrscheinlich in dieser Art sogar realisierbar sei. Außerdem heißt es dort: "Eine der Folgen der superschnellen Reise zwischen den Sonnensystemen wäre natürlich auch die Möglichkeit, zurück in der Zeit zu gehen. Wenn man Einsteins Relativitätstheorie mit der Quantentheorie verknüpft, formt sich daraus die Möglichkeit einer Zeitreise." Bislang hatte Hawking solche Theorien als lächerlich zurückgewiesen. Auch jetzt gilt eine solche Reise als praktisch nicht machbar. Unter anderem liegt der Grund dafür in den ungeheuren Energiemengen, die dazu notwendig wären.


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Schlußwort: Anfang oder Ende?

Mit 12 Jahren schlossen Stephens Freunde Basil King und John McClenahan eine Wette ab. McClenahan behauptete, daß Stephen es nicht weit bringen würde. "Ich weiß nicht, ob diese Wette jemals entschieden worden ist, und wenn, zu wessen Gunsten.", meint Hawking dazu mit seinem typischen Humor. Zweifellos hat er es weit gebracht. Nicht nur seine revolutionären Ideen werden geschätzt, sondern auch seine positive Lebenseinstellung. Er gilt heutzutage als einer der brillantesten Physiker. Doch wie steht es mit der Zukunft?

Als Hawking in seiner Antrittsrede zum Lucasischen Professor das Ende der theoretischen Physik vorraussagte, galt die Supergravitationstheorie als aussichtsreichster Kandidat für eine große, vereinheitlichte Theorie. Heute ist es die Superstringtheorie. Überall auf der Welt wird an dieser Theorie gearbeitet. Noch wurden keine Vorraussagen entwickelt.

Hawking hat auf dem Gebiet der Superstringtheorie noch keine Erfolge vorzuweisen. Oft werden revolutionäre Durchbrüche allerdings von jungen Wissenschaftlern erreicht, deren Blick für die Wissenschaft noch nicht in bestimmte Denkmuster festgefahren ist. Ob er zu der vereinheitlichten Theorie erheblich beizutragen hat, bleibt abzuwarten. Abzuwarten bleibt auch, ob wir in 20 Jahren eine solche Theorie haben werden, oder ob diese immer wieder weitere 20 Jahre auf sich warten läßt.

"Wenn wir eine vollständige Theorie entdecken, sollte im Laufe der Zeit jeder, nicht nur ein paar Wissenschaftler, ihre grundlegenden Prinzipien verstehen können. Dann werden wir alle, Philosophen, Wissenschaftler und ganz normale Leute, in der Lage sein, über die Frage zu diskutieren, warum wir existieren und warum das Universum existiert. Die Antwort auf diese Frage wäre der höchste Triumph der menschlichen Vernunft - denn dann würden wir den Plan Gottes kennen."


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Hawkings wissenschaftliches Werk ist mit der Entstehung unseres modernen Bildes vom Universum verknüpft. Das Universum, seine allgemeinen Gesetze und vor allem seine Entstehung besser zu verstehen und beschreiben zu können, war seine Motivation. Die folgenden Kapitel sollen zeigen, wie sich die Entwicklung von seinen ersten Arbeiten über Schwarze Löcher bis hin zu seiner "Keine-Grenze-Theorie" vollzieht.


Schwarze Löcher - Allgemein relativistisch betrachtet

Zu der Zeit, als Hawking in Cambridge am DAMTP in Dennis Sciamas Forschungsgruppe seine Dissertationsarbeit schrieb, entwickelte der britische Mathematiker und Physiker Roger Penrose eine Theorie über Singularitäten. Diese Theorie lag in der Richtung der Vorstellungen der Forschungsgruppe. Deshalb begannen sie sich damit zu befassen.

Roger Penrose hatte sich mit der Frage beschäftigt, was passiert, wenn ein Stern, nachdem ihm der Brennstoff ausgegangen ist, unter der Kraft seiner eigenen Gravitation kollabiert. Penrose kam zu dem Ergebnis, daß der Stern zu einem Punkt von unendlicher Dichte schrumpfen muß (selbst wenn es nicht vollkommen symmetrisch erfolgt). Dies führt nach Einstein zu einer unendlichen Krümmung in der Raumzeit. Solche Krümmungen nennt man Singularitäten, und diese sollten sich im Inneren von Schwarzen Löchern befinden. Auch der Urknall ist eine solche Singularität. Aber wie entsteht überhaupt ein Schwarzes Loch?

Zunächst einmal betrachten wir einen Himmelskörper. Dieser hat eine bestimmte Masse und einen bestimmten Radius. Der Radius stellt den Abstand zwischen Oberfläche und Schwerpunkt der Masse dar. Von diesen beiden Größen allein hängt die Fluchtgeschwindigkeit ab. Die Fluchtgeschwindigkeit ist diejenige Geschwindigkeit, die ein (kleiner) Körper haben muß, um dem Gravitationsfeld des Planeten zu entkommen, d.h. um von der Oberfläche des Planeten startend theoretisch ins Unendliche gelangen zu können.

Stellen wir uns nun einen Stern vor, dessen Masse ungefähr zehnmal so groß wie die unserer Sonne ist. Seine Energie bezieht er aus der Umwandlung von Wasserstoff in Helium (Kernverschmelzung). Durch die freigesetzte Energie wird genügend Druck erzeugt, um den Stern vor seiner eigenen Gravitation zu bewahren. Der Radius beträgt in etwa fünfmal soviel wie der Radius unserer Sonne. Die oben erwähnte Fluchtgeschwindigkeit beträgt etwa 1000 km/s. Wenn der Stern seinen Brennstoff verbraucht hat, erzeugt er keine Energie mehr und nichts schützt ihn davor, infolge der eigenen Schwerkraft in sich zusammenzufallen. Die Fluchtgeschwindigkeit auf seiner Oberfläche wird während dieses Prozesses immer größer, da der Radius immer kleiner wird. Man könnte auch sagen, das Gravitationsfeld an der Oberfläche wird stärker, da es sich dem Zentrum der Masse immer weiter nähert. Wenn der Radius des Sternes nur noch 30 Kilometer beträgt, ist die Fluchtgeschwindigkeit auf 300 000 km/s (=Lichtgeschwindigkeit) angewachsen. Ab diesem Zeitpunkt kann auch das Licht die Oberfläche des Sternes nicht mehr verlassen (Licht wird nach Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ebenso abgelenkt wie Masse; also gilt auch die Fluchtgeschwindigkeit für das Licht). Wenn der Stern weiter schrumpft und somit zum Schwarzen Loch wird, bleibt der Radius, ab dem das Licht nicht entweichen kann, an exakt derselben Stelle. Die Grenze des Schwarzen Loches - der Ereignishorizont - ist der Radius, auf dem die Fluchtgeschwindigkeit genau Lichtgeschwindigkeit beträgt. Also kann das Licht, wenn es sich innerhalb dieses Radiuses befindet, nicht fliehen, und es wird in den Mittelpunkt hineingezogen. Da nichts schneller sein kann als das Licht, heißt das, daß nichts aus diesem Loch entkommen kann. Der Ereignishorizont (auch Schwarzschildradius genannt) bildet somit eine Grenze zwischen innen und außen, denn da keine Lichtteilchen von innen nach außen gelangen, kann man auch nicht sehen, was in seinem Inneren passiert.

Der Ereignishorizont bleibt für eine konstante Masse immer gleich. Der Radius des Sternes verkleinert sich immer weiter, bis er schließlich zu einem Punkt unendlicher Dichte zusammengeschrumpft ist, zu einer Singularität. Dort ist die Krümmung im Raumzeit-Gefüge unendlich. Zu diesen Ergebnissen kommt man unter der Verwendung von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. Allerdings ist die Allgemeine Relativitätstheorie auch nicht anwendbar auf einen solchen Punkt der unendlichen Raumzeit-Krümmung. Da keine Informationen von innen nach außen gelangen können, ergeben sich für einen Beobachter außerhalb des Schwarzschildradiuses keine Konsequenzen durch den Zusammenbruch der Naturgesetze. Roger Penrose spricht in diesem Zusammenhang von einer Kosmischen Zensur. Obgleich sich solche Schwarzen Löcher allein mit Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie vorhersagen lassen, nahmen bis in die sechziger Jahre nur wenige Wissenschaftler diese Vorraussagen tatsächlich ernst.

Einer der Gründe dafür war, daß als tatsächlich existierende dichteste Objekte bis 1967 nur die Weißen Zwerge bekannt waren. Diese toten Sterne hatten etwas weniger als eine Sonnenmasse, aber waren auf die Größe der Erde zusammengepreßt. Doch 1967 wurden die Pulsare entdeckt. Das waren Radioquellen, die mit einer bestimmten Frequenz in ihrer Strahlung schwankten. Diese Schwankungen wurden durch die Schwingungen


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eines sehr kompakten Sternes erklärt. Doch bald stellte sich heraus, daß solch ein Stern dichter sein mußte als ein Weißer Zwerg. Die Quantentheorie lieferte auch die Erklärung: wenn der Druck zu stark wird, dann verschmelzen Elektronen und Protonen miteinander und werden zu Neutronen. Diese können wesentlich dichter gepackt werden. Der Stern wird zu einem Neutronenstern mit außerordentlich hoher Dichte. Obwohl diese Dichte nicht hoch genug ist, um ein Schwarzes Loch zu bilden, macht sie doch auch die Existenz von Schwarzen Löchern mit extrem hohen Dichten sehr viel wahrscheinlicher.

Außerdem hatte man schon 1963 Quasare entdeckt. Sie strahlen so hell wie 300 Milliarden Sterne. Um dieses Phänomen erklären zu können, nahm man schon damals an, daß sich dabei ein riesiges, extrem schweres Objekt inmitten einer Galaxie befindet und diese verschluckt. Die Masse der Galaxie wird dabei in einer großen heißen Scheibe in den massereichen Körper gezogen, wobei durch die Umwandlung von Masse in Energie riesige Energiemengen entstehen. Somit hatte man die Existenz von extrem schweren Körpern bereits akzeptiert, man ging jedoch bisher davon aus, daß sie sehr groß wären und somit eine geringere Dichte aufwiesen.

Der Urknall - Allgemein relativistisch betrachtet

Stephen Hawking übertrug die Theorien und mathematischen Methoden, die Roger Penrose für Schwarze Löcher entwickelt hatte, auf den Vorgang des Urknalls. Aus dieser sich anbietenden Idee entwickelte sich seine Dissertationsarbeit, für die ihm dann die Doktorwürde verliehen wurde. Nach 1965 beschäftigte sich Hawking weiter mit diesem Thema. Dabei arbeitete er eng mit Roger Penrose zusammen.

Zu dieser Zeit existierten verschiedene Modelle des Universums, welche eine Urknall-Singularität umgehen wollten.

Vor Einstein glaubte man an das Modell eines unveränderlichen Universums. Als Edwin Hubble 1929 die Expansionsbewegung des Universums beobachtete, entwarf Friedmann aus Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ein Modell, nach dem sich das Universum ausdehnte. Allerdings konnte sich Einstein selbst lange Zeit nicht mit einer Expansion abfinden.

Als Gegenbewegung dazu wurde das "Steady-State-Modell" entwickelt. Es besagt, daß sich das Universum zwar ausdehnt, aber da am Rand alte Galaxien absterben und in der Mitte neue Materie entsteht, das Universum im Großen und Ganzen also stets den gleichen Anblick biete. Die "Steady-State-Theorie" war allerdings bald mit Beobachtungsdaten nicht mehr vereinbar. Ein zweiter Versuch, die Urknallsingularität zu vermeiden, war die Theorie, daß sich das Universum zwar zusammenziehe, die Teilchen aber, da sie kleine seitliche Bewegungen haben, aneinander vorbeischießen würden. Danach begänne wieder eine Expansion. Die Teilchen haben sich dann sehr nahe beieinander befunden, aber hätten keinen Zustand unendlicher Dichte gebildet. Wieder eine andere Theorie meint, daß die Teilchen bei einer Kontraktion an der extrem hohen Dichte "zurückprallen".

Doch Hawking's und Penroses neue mathematische Verfahren wendeten sich nicht den Teilchen zu, sondern den zugrundeliegenden Gesetzen der Expansion bzw. des Kollapses direkt. Sie kamen zu dem Ergebnis, daß das Universum am Anfang der Zeit in einer Singularität begonnen habe, und daß eine Kontraktion des Universums das exakte Gegenteil der Expansion darstellt. Für die Teilchen gibt es keine Möglichkeit auszuweichen, wenn sich der Raum auf ein unendlich kleines Gebiet zusammenzieht. Dieses Ergebnis basierte auf der Allgemeinen Relativitätstheorie. Allerdings verliert diese an dem Singularitätspunkt selbst ihre Gültigkeit. Deshalb ist es nicht möglich, eine Aussage über den Beginn des Universums zu machen.

Schwarze Löcher - Quantenmechanisch betrachtet (Hawking-Strahlung)

Stephen Hawking und Roger Penrose begannen nun, sich dem Ereignishorizont eines schwarzen Loches zuzuwenden, statt wie bisher den Singularitäten im inneren. Vorausgegangen waren Untersuchungen von anderen Wissenschaftlern über Schwarze Löcher. 1967 bewies der Physiker Werner Israel, daß der Ereignishorizont nur von der Masse des Loches abhängt, aber nicht von dem Material, aus dem es besteht. Dann bewiesen Roger Penrose und John Wheeler, daß ein Schwarzes Loch kugelsymmetrisch sein muß. Wenn ein unregelmäßig geformtes Objekt sich zu einem Schwarzen Loch zusammenzieht, gibt es Energie ab. Je unregelmäßiger geformt das Objekt ist, desto mehr Energie gibt es ab; die Strahlung glättet die Unebenheiten. Wenn es den Zustand eines Schwarzen Loches erreicht hat, ist es eine ideale Kugel geworden. Aus beiden ergibt sich, daß das Erscheinungsbild eines Schwarzen Loches nur von seiner Masse, seiner Ladung und seiner


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Rotation abhängt (ein Schwarzes Loch kann nicht pulsieren). Bei einem rotierenden Schwarzen Loch ist die Kugel an den beiden Polen abgeplattet.

Wenn man zur Beschreibung eines Schwarzen Loches nur die Masse, die Ladung und die Rotation braucht, dann vereinfachen sich die mathematischen Gleichungen zur Beschreibung. Schließlich entdeckte Hawking bei seinen Untersuchungen über die Oberfläche eines Schwarzen Loches, die er mit Penrose durchführte, daß sich die Oberfläche eines Schwarzen Loches nicht verkleinert, sondern nur vergrößern oder gleichbleiben könne. Auch bei einer Vereinigung zweier Schwarzer Löcher gilt dieses Gesetz - mit den Summen der beiden Ereignishorizonte. An sich ist dieser Fakt nicht weiter erstaunlich. Erstaunlich daran war die offensichtliche Analogie zu einem anderen Zweig der Physik, der scheinbar nichts mit Kosmologie zu tun hatte: die Thermodynamik. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik sagt aus, daß in einem abgeschlossenen System die Entropie (das Maß der Unordnung) nur zunehmen kann, aber niemals abnehmen. "Es war, als öffnete er die Motorhaube eines Ferrari und sähe eine tuckernde Dampfmaschine vor sich" (Dennis Overbye) Nach zwei Jahren Arbeit begannen Hawking und Penrose, die Thermodynamik als Analogie zu den Gesetzen für Schwarze Löcher zu sehen. Für jedes Gesetz in der Thermodynamik gab es eine Entsprechung in den Gesetzen der Schwarzen Löcher. Hawking sah darin nur einen merkwürdigen Zufall.

Der junger Physiker Jacob Bekenstein von der Princeton University ging in seiner Doktorarbeit aber über diesen Ansatz hinaus: er sah die Thermodynamik nicht nur als Analogie, sondern als reale Beschreibung von Schwarzen Löchern. Er behauptete, Schwarze Löcher hätten thermodynamische Eigenschaften, also eine gewisse Temperatur und Entropie, genau wie ein normaler heißer Körper. Die Größe des Horizontes eines Schwarzen Loches könnte ein Maß für die Entropie des Schwarzen Loches sein. Die Temperatur des Schwarzen Loches wäre damit umgekehrt proportional zur Masse des Schwarzen Loches.

John Wheeler schildert humorvoll, welches Paradoxon Bekenstein damit aufklärte:

"Eines Tages kam Jacob Bekenstein in mein Büro. 'Jacob', sagte ich, 'es bekümmert mich immer wieder, daß ich, wenn ich eine heiße Teetasse neben eine kalte stelle, die Unordnung im Universum vergrößere, weil ich die Wärme von einer Tasse zur anderen fließen lasse. Ich habe damit ein Verbrechen begangen, dessen Spuren bis in alle Ewigkeiten erhalten bleiben werden. Aber wenn ein Schwarzes Loch vorbeikommt, Jacob, und ich lasse beide Teetassen hineinfallen, dann habe ich doch den Beweis meines Verbrechens vernichtet, oder?'

Jacob sah mich irgendwie mitleidig an, und später kam er zurück und erklärte: 'Nein, Sie haben den Beweis für Ihr Verbrechen nicht vernichtet. Das Schwarze Loch hält fest, was Ihnen zugestoßen ist. Das Schwarze Loch hat seine Entropie, sein Maß an Unordnung, erhöht, und daran wird sich Ihr Verbrechen ewig ablesen lassen."

Hawking reagierte aber auf Bekensteins Hypothesen sehr erbost. Er hielt es für absurd, die Thermodynamik für mehr als nur ein Modell zu nehmen. Er veröffentlichte zusammen mit einem anderen Wissenschaftler einen Artikel ("The Four Laws of Black Hole Mechanics"), um Bekensteins Ansatz zu widerlegen. "Ich muß zugeben, zum Teil schrieb ich diesen Artikel aus Zorn über Bekenstein, weil ich meinte, er hatte meine Entdeckung, daß die Fläche des Ereignishorizontes wächst, mißbraucht." Grundgedanke war, daß die Entropie ein Maß für die Temperatur ist. Wenn ein Schwarzes Loch Temperatur besäße, würde es auch Strahlung abgeben und damit an Energie (bzw. an Masse) verlieren und kleiner werden. Gerade dies durfte ja nicht passieren und deshalb reiche die Analogie zur Thermodynamik nicht weit. Später stellte sich heraus, daß die Artikel unvollständig waren, aber zunächst stellten sich die meisten Physiker auf Hawking's Seite.

Bekenstein meinte dazu: "In jenen Tagen des Jahres 1973, als man mir immer wieder vorhielt, ich sei auf dem falschen Weg, tröstete ich mich damit, daß Wheeler gesagt hatte: 'Die Thermodynamik des Schwarzen Loches ist verrückt, so verrückt, daß sie funktioniert.'"

Im September 1973 reiste Hawking nach Moskau, um sich mit dem Leiter des dortigen Physikinstitutes Jakow Boris Seldowitsch zu treffen. Seldowitsch und sein Team beschäftigten sich auch mit Schwarzen Löchern. Sie hatten entdeckt, daß rotierende Schwarze Löcher Strahlung aussenden und nahmen an, daß dieses Ergebnis mit Hilfe einer partiellen Verbindung der allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantenmechanik in den Bereich des Beweisbaren rückt. Allerdings waren sie der Meinung, daß die Strahlung aus der Rotationsenergie resultiert, und folglich das Schwarze Loch irgendwann aufhören müßte zu rotieren, und die Strahlung dann versiegen würde. Hawking gewann während dieses Besuches die Überzeugung, daß die Russen auf eine interessantes Phänomen gestoßen waren. Allerdings gefielen ihm die mathematischen Methoden nicht, die Seldowitsch verwendete.

Er wollte das Problem auf andere Weise betrachten. Dazu begann auch er, die beiden größten Säulen der Physik des 20. Jahrhunderts, die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik, miteinander zu verbinden. Beide Theorien könnten gegensätzlicher nicht sein. Die eine beschäftigt sich mit dem Großen, mit der Gravitation, während die Quantenphysik eine Physik des Kleinen, der kleinsten Teilchen ist.


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Nach mehreren Monaten harter Arbeit kam Hawking zu dem für ihn unsinnigen Ergebnis, daß "auch nichtrotierende Schwarze Löcher offensichtlich Teilchen in steter Menge hervorbringen und emittieren.". Obwohl er das Ergebnis für unsinnig hielt, hatte er das Gefühl, etwas Großem auf der Spur zu sein. Ab Weihnachten 1973 rechnete Hawking alle Gleichungen noch einmal durch. Er hatte bei einigen Ableitungen Abkürzungen verwendet und dachte, daß dort ein Fehler verborgen sein könnte. Er verwendete immer kompliziertere mathematische Verfahren, aber das Ergebnis blieb gleich. Endgültig überzeugt von diesem Phänomen war er, als er feststellte, daß ein Schwarzes Loch genau das Spektrum an Teilchen emittiert wie ein heißer Körper.

Schließlich zog er Sciama ins Vertrauen. Dieser überredete Hawking, seine Ergebnisse auf einer Konferenz im Februar 1974 vorzustellen. Bei dieser Konferenz verblüffte Hawkings Vortrag alle Anwesenden. Hawking hatte berechnet, daß Schwarze Löcher nicht nur Strahlung emittieren, sondern zum Schluß auch explodieren können. Die Reaktionen blieben skeptisch. Ein theoretischer Physiker aus England sprang von seinem Sitz auf und erklärte, Hawking habe baren Unsinn verzapft. Sodann stürmte er aus dem Saal, um sofort mit einem Artikel zu beginnen, der Hawkings Behauptung auf das heftigste angriff. Einen Monat später veröffentlichte Hawking selber einen Artikel in "Nature". Daraufhin begannen Wissenschaftler aus aller Welt, die Theorie auf verschiedene Art durchzurechnen. Nach ungefähr einem Jahr waren die meisten überzeugt, daß Schwarze Löcher Strahlung emittieren. Die Strahlung Schwarzer Löcher bezeichnet man seitdem als Hawking-Strahlung. Einen Beweis durch Beobachtungen hat es allerdings noch nicht gegeben. Dazu müßte man einen intensiven Strahlungsausbruch, der durch die endgültige Verdampfung eines massearmen Schwarzen Loches entstanden ist, nachweisen. Dies beunruhigt die Wissenschaftler aber nicht, die Strahlung Schwarzer Löcher ist heute allgemein akzeptiert. Wie aber läßt sich nun die Hawking-Strahlung erklären?

Nach der Quantenphysik kann es keinen absolut leeren Raum geben. Die Quantenmechanik sagt aus, daß es keine Sicherheit bezüglich der Position eines Teilchens und seiner Geschwindigkeit geben kann. Analog verhält es sich auch mit elektromagnetischen Feldern. Das elektromagnetische Feld und seine erste Zeitableitung können nicht gleichzeitig exakt bestimmt sein. Wenn aber der Raum absolut leer ist, dann wäre der Wert des Feldes und die Ableitung null. Damit wäre der Zustand eindeutig bestimmt. Da dies nicht sein darf, bedeutet Vakuum, daß gewisse Fluktuationen auftreten, die schon seit 1945 durch Auswirkungen auf Atome nachgewiesen worden sind. Diese Vakuumfluktuationen muß man sich so vorstellen, daß Paare von Elementarteilchen aus Gravitonen oder Photonen entstehen und sich gegenseitig wieder in solche Gravitonen oder Photonen umwandeln. Das bedeutet, daß dem Vakuum eine sogenannte Nullpunktsenergie zugeordnet wird, die aber durch kein Meßgerät erfaßt werden kann. Erst unter Einwirkung einer starken äußeren Störung führen diese Vakuumfluktuationen zu beobachtbaren Effekten. Äußere Einwirkungen können starke elektrostatische oder Gravitations-Felder sein.

Der Ereignishorizont eines Schwarzen Loches ist ein solches starkes Gravitationsfeld. Wenn sich nun Teilchen-Antiteilchen-Paare infolge der Vakuumfluktuationen in der Nähe eines Schwarzen Loches bilden, dann kann es passieren, daß aufgrund der Einwirkung der Gravitation auf die Quantenfluktuation eines dieser beiden Teilchen den Ereignishorizont überquert und in das Schwarze Loch hineingezogen wird. Das andere der beiden Teilchen kann entweder das gleiche Schicksal erleiden und auch in das Schwarze Loch gezogen werden. Aber es kann auch der Nähe des Schwarzen Loches entrinnen. Für einen Beobachter sieht es dann so aus, als ob dieses Teilchen vom Schwarzen Loch ausgesendet wird. Da aber das Teilchen, welches in das Schwarze Loch gefallen ist, nach Hawking mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Teilchen mit negativer Energie ist, wird die Energie (und damit die Masse) des Schwarzen Loches um diesen Betrag kleiner. Das Schwarze Loch schrumpft also um einen ganz kleinen Betrag, der durch ein Teilchen ins All ausgesendet wird.

Wenn die Fläche des Ereignishorizontes kleiner ist (also auch die Masse des Schwarzen Loches), unterliegt das Teilchen, welches in den Weltraum entkommt, einer kleineren Bindung, da es weniger stark vom Schwarzen Loch angezogen wird. Daraus folgt, daß kleinere Schwarze Löcher mehr Strahlung aussenden als größere. Wenn die Strahlung größer wird, so ist auch die Temperatur größer. Ein kleines Schwarzes Loch besitzt demnach eine höhere Temperatur und strahlt stark, es wäre "weißglühend". Durch die große Strahlung verliert es sehr rasch an Masse. Hawking ist der Meinung, daß ein Schwarzes Loch am Ende in einem gewaltigen Strahlenausbruch explodiert. Ganz gesichert ist dies allerdings nicht, denn bei extrem kleinen Körpern könnten zusätzliche Quanteneffekte ins Spiel kommen.

Allerdings muß man sich bewußt machen, daß die Strahlung eines Schwarzen Loches sehr klein ist. Wenn die Masse das Mehrfache einer Sonnenmasse beträgt, liegt die Temperatur des Schwarzen Loches sogar noch weit unter der Temperatur des Universums (2,7 Kelvin aufgrund der Hintergrund-Mikrowellenstrahlung) und damit würde es Energie aufnehmen, anstatt sie abzustrahlen. Selbst wenn sich das Universum durch weitere Expansion so weit abgekühlt hätte, daß das Schwarze Loch strahlt, würde dasselbe immer noch eine Zeit, die dem 50-fachen der Lebensdauer des Universums entspricht benötigen, um vollständig zu verdampfen. Es könnte allerdings urzeitliche Schwarze Löcher geben, also Schwarze Löcher, die sich bei der Entstehung des Universums mit


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geringer Masse bildeten und die in der heutigen Zeit verdampfen. Wenn man einen solchen Strahlenausbruch nachweisen könnte, würde dies auch ein Beweis für die Hawking-Theorie sein. Aus statistischen Gründen ist es aber sehr unwahrscheinlich, einen solchen Vorgang zu beobachten. Es ist kein Indiz gegen diese Theorie, daß bisher keine Meßdaten eindeutig explodierenden Schwarzen Löchern zuzuweisen sind. Könnten wir aber die Explosion eines Schwarzen Loches beobachten, würden wir höchstwahrscheinlich auch Rückschlüsse auf den Urknall ziehen können, da es sich beim Urknall ebenfalls um eine explodierende Singularität handelt.

Der Urknall - Quantenmechanisch betrachtet (Keine-Grenzen-Hypothese)

Durch die Einbeziehung der Quantentheorie war Hawking also zu dem Ergebnis gelangt, daß Schwarze Löcher verdampfen können. Vorher hatte er die Theorie der Schwarzen Löcher auf die Urknalltherie angewendet. Was lag also näher, als die sich dem Urknall auch mit der Quantentheorie zu nähern? Dieser Idee widmete sich Hawking nach den Schwarzen Löchern.

Nach dem Friedmann-Modell begann das Universum in einem unendlich dichten und unendlich heißem Punkt. Dieser Punkt läßt sich aber nicht durch die allgemeine Relativitätstheorie beschreiben. Um die Singularität am Punkt des Urknalles zu beseitigen, führt Hawking eine komplexe Größe für die Zeit ein. Die Einführung komplexer Größen für reelle physikalische Variablen ist ein altes Verfahren, von welchem Arnold Sommerfeld schon erstmals 1920 Gebrauch machte. Hawking verwendet nun die Pfadintegralmethode, um die wahrscheinlichste Geschichte für das Universum in der imaginären Zeit herauszufinden. Dieses Verfahren geht auf den Physiker Richard Feyman zurück und ist eine Vereinfachung der Quantentheorie. Feynman benutzte sie, um die Quantenphysik anschaulich zu formulieren. Bei diesem Verfahren betrachtet man von einem Objekt nicht nur eine Raumzeit-Entwicklung, sondern alle möglichen, die es gehabt haben könnte, und versucht herauszufinden, welches die wahrscheinlichsten sind. Wendet man die Pfadintegralmethode auf die imaginäre Zeit an, gelingt es, die störende Singularität zu beseitigen. Die imaginäre Zeit ist dann in sich selber geschlossen und hat daher keinen Anfang und kein Ende.

Hawking gibt für seine abstraktenTheorien und die imaginäre Zeit folgende Veranschaulichung an: Man stelle sich die Erde vor, an deren Nordpol der Urknall stattfindet. Die imaginäre Zeit würde wachsen, wenn man sich in Richtung Südpol bewegt. Die Breitenkreise werden dabei größer, was dem entspricht, daß sich das Universum ausdehnt. Am Äquator wäre die größte Ausdehnung erreicht. Wenn man sich weiter in Richtung Südpol bewegt, werden die Breitenkreise wieder kleiner, bis sie am Südpol sich wieder zu seinem einzigen Punkt zusammengezogen haben. In der imaginären Zeit wäre die Zeit dann nicht zu Ende, da man sich weiterbewegen kann - auch wenn man sich dann zwangsläufig wieder in Richtung Nordpol bewegt. Außerdem bildet das Universum aus der imaginären Zeit betrachtet keine Singularität, ebensowenig wie der Nordpol oder der Südpol auf der Erde singulär sind.

Hawkings "Keine-Grenzen-Hypothese" ist allerdings nur ein Vorschlag für ein in sich geschlossenes Modell. Die Hypothese ist aber nicht praktisch bewiesen. Das einzige was sie bietet, ist ein Modell, das bislang die geringsten mathematischen Widersprüche in sich enthält. Bisher gab es keine Wege, sie zu bestätigen. Es bleibt aber zu hoffen, daß einige ihrer Aussagen bestätigt werden können, so wie die ganz wenigen, aus mathematischer Eleganz heraus geschlußfolgerter Gleichungen, die experimentell bestätigt wurden. Bis dahin sollte man das Hawkingsche Gedankengebäude mit Vorbehalt betrachten.

Die Umkehrung des Zeitpfeiles?

Stephen Hawking stellte sich 1985 die Frage, wie sich überhaupt Vergangenheit und Zukunft unterscheiden. Bei den Newton'schen Gesetzen zum Beispiel gibt es keine bevorzugte Zeitrichtung. Diese Gesetze beschreiben, wie sich ein Planet um einen anderen bewegt. Dabei wäre es ohne Konsequenzen, in welche Richtung die Zeit verläuft - es gibt keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen vorwärts und rückwärts. Stets wird der Körper mit der gleichen Kraft angezogen und stets wird er sich auf der gleichen Umlaufbahn bewegen.

Hingegen gibt es einen eindeutig definierten Zeitfall in der Thermodynamik, der unsere reale Zeit bestimmt. Dieser Zeitpfeil ist nach der Zunahme der Entropie - also der Unordnung - in einem System bestimmt. Wenn eine Kaffeetasse vom Küchentisch fällt, zerbricht sie auf dem Boden. Der zweite Zustand repräsentiert mehr Unordnung im Vergleich zum ersten Zustand, in dem Tasse noch auf dem Tisch steht. Die Entropie hat zugenommen.


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In unserem realen Leben kann die Entropie nur zunehmen. Würden wir die Tasse kleben und sie auf den Tisch zurückstellen, hätte sie zwar wieder einen Zustand höherer Ordnung erreicht, aber dieser Vorgang hätte Energie verbraucht und somit die Entropie des restlichen Universums vergrößert.

Außerdem führt Hawking noch zwei weitere Zeitpfeile ein: den psychologischen, der bewirkt, daß wir uns an die Vergangenheit erinnern und nicht an die Zukunft und den kosmischen, der angibt, daß sich das Universum ausdehnt und nicht zusammenzieht. Hawking folgert weiterhin, daß der psychologische Zeitpfeil in derselben Richtung wie der thermodynamische verläuft, da das Gedächtnis auf thermodynamischer Grundlage arbeitet.

Außerdem ist das Universum in der Urknall-Singularität in einem sehr geordneten Zustand. Die Entropie nimmt zu, das Universum dehnt sich aus. Wenn sich das Universum aber wieder zusammenzieht, dann müßte auch die Unordnung abnehmen. Wenn die Unordnung abnimmt, dann würde sich der thermodynamische Zeitpfeil umdrehen und mit ihm auch der psychologische. So kam Hawking zu dem Ergebnis, daß unsere Zeit dann rückwärts verlaufen würde. Die Menschen würden jünger werden anstatt älter, sie würden sich an die Lottoergebnisse von morgen erinnern und eine kaputte Kaffeetasse würde auf den Tisch zurückspringen.

Es stellte sich aber heraus, daß sich Hawking geirrt hatte. Er hatte ein zu einfaches Modell des Universums vorrausgesetzt und sich von der Analogie von Urknall und Kollaps verleiten lassen. In Wirklichkeit nimmt die Ordnung nicht wieder zu, wenn sich das Universum zu einer Singularität zusammenzieht. Ein Jahr nach der Behauptung, der Zeitpfeil werde sich umkehren, sah Hawking seinen Irrtum ein.

"Denn dann würden wir Gottes Plan kennen..."

Für einen Atheisten verweist Hawking erstaunlich oft auf Gott. Er tut dies jedoch meist nur, indem er seine Wirkungsmöglichkeiten durch physikalische Gesetze einzuschränken versucht. Dabei verwirft er aber nie direkt die Möglichkeit einer Existenz. Schon als Kind äußerte er sich nie konkret zur Existenz Gottes. Allerdings machte er sich gerne ein bißchen über die Religionsauffassungen seiner jeweiligen Gesprächspartner lustig.

Bei Hawkings Betrachtung von Gott ergibt sich das Grundproblem, daß er einerseits versucht, ein Modell physikalischer Gesetze zu entwickeln, das in sich vollständig ist und somit ohne die Eingriffe eines Schöpfers auskommt, Gott also überflüssig macht. Andererseits akzeptiert er aber grundsätzlich nur beweisbare und damit wissenschaftliche Aussagen und versucht somit, Gott in sein physikalisches Bild zu integrieren: "Meine Arbeit über den Beginn des Universums bewegt sich im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Religion, aber ich versuche, auf der wissenschaftlichen Seite zu bleiben. Möglicherweise verhält Gott sich so, daß er sich nicht durch wissenschaftliche Gesetze beschreiben läßt. Doch in diesem Fall wäre jeder auf seinen persönlichen Glauben angewiesen". Dabei beschränkt er Gott oft auch auf seine eigenen Theorien.

Hawking hatte schon etwas früher gesagt, daß die Zeit vor dem Urknall die Zeit nach dem Urknall nicht beeinflussen kann. Das ergibt sich daraus, daß in einer Singularität alle Informationen verlorengehen. Aus diesem Grund folgert Hawking, daß die Schöpfung erst bei oder nach dem Urknall erfolgt sein könne.

In seiner letzten Theorie, dem "Keine-Grenzen-Modell", stellt Hawking dann aber eben diesen Schöpfungsmoment in Frage: "Solange das Universum einen Anfang hat, können wir annehmen, daß es auch einen Schöpfer gibt. Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich geschlossen ist, wo bleibt dann noch Raum für einen Schöpfer?" Auf die Frage, ob man nicht auch erklären müsse, wie ein solches in sich geschlossenes Universum entstanden sei, verneinte er. "Es würde einfach SEIN." Don Page, ein Physiker, mit dem Hawking eng zusammengearbeitet hat, antwortet auf Hawkings Frage "Wo bleibt dann noch Raum für einen Schöpfer?" folgendes: "Aus Sicht der jüdisch-christlichen Religion erschafft und erhält Gott das gesamte Universum und nicht nur seinen Anfang. Ob es tatsächlich einen Anfang hat oder nicht, spielt keine Rolle für die Frage der Schöpfung, ebenso wie der Umstand, ob der Pinselstrich eines Malers einen Anfang und ein Ende hat oder statt dessen einen Kreis bildet, nichts daran ändert, daß er gezogen werden muß."

Noch von einer anderen Seite aus stellt Hawking die Rolle Gottes - zumindest als kreativer Schöpfer - in Frage: "Einstein hat einmal gefragt, wieviel Entscheidungsfreiheit Gott bei der Erschaffung des Universums hatte. Wenn die Keine-Grenzen-Bedingung zutrifft, hatte er bei der Wahl keinerlei Freiheit. Seine einzige Freiheit hätte darin bestanden, die Gesetze zu wählen, denen das Universum gehorcht. Doch dabei sind die Wahlmöglichkeiten vielleicht gar nicht so vielfältig gewesen. Unter Umständen gibt es nämlich nur eine einzige vereinheitlichte Theorie, die auch die Existenz von so komplizierten Strukturen erklärt wie Menschen, die die Gesetze des Universums erforschen und nach dem Wesen Gottes fragen können."

Die Frage nach Gott muß aber jeder für sich selbst beantworten, und man muß sich dabei nicht von Hawkings Weltbild beeindrucken lassen, in dem alles mit Formeln erfaßbar ist.


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Die Kurzbiographie

Stephen HawkingSeite:
- Vater: Frank Hawking, Enkel eines Landwirtes, stammte aus Mittelstandsfamilie, studierte Medizin, wurde Spezialist für Tropenkrankheiten 4
- Mutter: Isobel, ebenfalls aus Mittelstandsfamilie, studierte ebenfalls in Oxford, lernte Frank in einer Stellung als Sekretärin kennen 4
- geboren am 8. Januar 1942 in Oxford, aufgewachsen in Highgate (London) 4
- im Alter von 8 Jahren nach St. Alban (Nordrand Londons) umgezogen 4
- zwei Schwestern, Mary und Philippa; Adoptivbruder Edward 4
- interessierte sich früh für theoretische Seite von Technik und Basteleien sowie für Spiele mit komplexen Regeln 5
- besuchte weiterführende "St. Albans School" (gute Schule und Ausbildung) 4f
- während seiner Schulzeit in den A-Kurs eingestuft (beste Kategorie), war dort mittelmäßiger Schüler (unordentlich, schlechte Handschrift) 5
- in letzten zwei Schuljahren Spezialisierung: Mathematik, Physik und Chemie (Vater wollte medizinische Laufbahn seines Sohnes) 6
- Abiturabschluß und Studienplatzbewerbung (im März 1959 Stipendienprüfung für Naturwissenschaften im "University College" erfolgreich abgelegt) 6
- mit siebzehn Jahren Studium in Oxford - einer der Jüngsten des Jahrgangs 7
- arbeitete sehr wenig, Lehrbuchphysik keine Herausforderung 7
- Engagement als Steuermann seiner Rudermannschaft 7f
- am Ende des dritten Jahres Prüfungen in seinem Hauptfach theoretische Physik 8
- Entscheidung zwischen den Teilgebieten Elementarteilchenphysik und Kosmologie zugunsten der Kosmologie (Beantwortung der Frage: "Woher kommt das Universum?") 8
- Bewerbung um Promotionsstudium in Cambridge, wollte bei Fred Hoyle studieren 8
- Abschlußprüfung knapp mit "sehr gut" bestanden, in Cambridge immatrikuliert 8, 9
- statt Fred Hoyle aber Dennis Sciama als "Doktorvater" 9
- kam mit allgemeiner Relativitätstheorie schlecht voran mangels mathematischer Vorbildung 9
- ALS (amyotrophe Lateralskleterose) diagnostiziert 9
- lernte Jane Wilde kennen 9
- Dissertationsarbeit; Doktor-Würde 10
- erfolgreiche Bewerbung um Forschungsstipendium am Gonville and Caius College, Cambridge 10f
- Heirat mit Jane ermöglicht (Juli 1965) 11
- bis 1970 Arbeit an Singularitäten zusammen mit Roger Penrose 12
- gezwungen, Rollstuhl zu benutzen 12
- 1974 Präsentation der Entdeckung der Hawking-Strahlung (Strahlung Schwarzer Löcher) 13
- Jahr am Caltech (Kalifornien) 14
- 1975-76: Eddington Medal (der Royal Astronomy Society), Pius-XI.-Medaille (Päpstliche Akademie der Wissenschaften), Hopkins Prize, Dannie Heinemann Prize, Maxwell Prize Royal Society Hughes Medal 14
- Albert-Einstein-Award 1978 14
- 1979 Ernennung zum Lukasischen Professor 14f
- 1981 Präsentation des "Keine-Grenzen-Modells" 15
- 1983 mit Jim Hartle: weitere Arbeit an Keine-Grenzen-Hypothese -”Antwort auf die Frage, wie Universum begonnen hat, aber nicht warum 15
- 1981 zum "Commander of the British Empire" von Queen Elizabeth II. ernannt 14
- 1982 Ehrendoktor in vier Universitäten 14
- Herbst 1985 Kehlkopf-Operation, Verlust der Sprache, Computersprache 16
- 1985-1986 Zeitpfeilumkehrung und Wiederruf 17
- April 1988: "Eine kurze Geschichte der Zeit" veröffentlicht 16f
- 1989 zum "Companion of Honour" ernannt 17
- Suche nach der Urtheorie (Zusammenführung von Quantenmechanik und Relativitätstheorie zu einer einzigen Theorie) 17
- 1990 Scheidung von Jane 18
- 1988-1991 Film zum Buch "Eine Kurze Geschichte der Zeit" 17
- 1993 Buch: "Einsteins Traum - Expeditionen an die Grenzen der Raumzeit" 20
- 1995 Heirat mit Elaine Mason 18


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Das Personenverzeichnis:

Jacob Bekenstein - Physiker, Thermodynamik Schwarzer Löcher angeregt 13, 24
Robert Berman - Hawkings Tutor in Oxford 7, 8
Gordon Berry - Kommilitone und einer seiner besten Freunde in Oxford 08
Hermann Bondi - Mathematiker, Steady-State-Theorie mit Hoyle 1011
Albert Einstein - gilt als Begründer der Relativitätstheorie 3,8,10,
12,19,20,
22,23,27
George Ellis - Koautor von "The Large Scale Structure of Spacetime" 13
Kitty Ferguson - Autorin einer Biographie über Stephen Hawking 18
Peter Guzzardi - Lektor bei Bantam und von "Eine kurze Geschichte der Zeit" 16
George Greenstein - Autor von "Der gefrorene Stern" 19
Michael Church - Jugendfreund Hawkings, heute freier Journalist 5, 7
Jim Hartle - Physiker, Hartle-Hawking-Hypothese 15, 20
Frank Hawking - Vater von Stephen W. Hawking 4, 6, 9
Isobel Hawking - Mutter von Stephen W. Hawking 3,4,5,17
Jane Hawking - ehemalige Frau von Stephen Hawking 9,10,11,
12,14,16,18
Lucy Hawking - Stephen und Jane Hawkings Tochter 12,15,18
Stephen Hawking - Kosmologe, Entdecker der Hawking-Strahlung alle
Fred Hoyle - Physiker, Vertreter des Steady-State-Theorie 8,9,10,12
Basil King - Jugendfreund, heute Arzt 5,6,21
Ramond Laflamme - Bewies, daß Hawkings Zeitpfeilumkehrung falsch ist 17
John McClenahan - Jugendfreund, heute Ingenieur 4,5,6,
7,21
Ian Moss - ehemaliger Student Hawkings 19
Simon Mitton - Direktor des Institute of Astronomy, Lektor bei CUP 12
David Mason - Computerexperte, baute Computer an Hawkings Rollstuhl 16,18
Elaine Mason - Hawkings Krankenschwester, später seine Frau 18
Errol Morrison - Regisseur von "Eine Kurze Geschichte der Zeit" 17
Jayant Narlikar - damals Doktorand bei Fred Hoyle 10
Isaac Newton - Entdecker der Gravitationsgesetze 15,20,26
Dennis Overbye - Wissenschaftsautor 24
Don Page - Physiker, enger Freund Hawkings 14,17,27
Papst Johannes Paul II. - Vertreter Gottes auf Erden; Oberhaupt aller Katholiken 15
Roger Penrose - Mathematiker, enge Zusammenarbeit mit Hawking 10,12,13,
22,23,24
Derek Powney - Kommilitone in Oxford 7
Queen Elizabeth II. - Königin von England 14,17
Patrick Sanders - einer von Hawkings Tutoren in Oxford 7
Dennis Sciama - Doktorvater Stephen Hawkings in Cambridge 9,10,13,
17,22,25
Jakow Seldowitsch - russischer Astronom, Strahlung rotierender Schw. Löcher 13,24
Kip Thorne - Physiker am Caltech 13,14,20
John Wheeler - Physiker, prägte 1969 den Ausdruck "Schwarze Löcher" 23,24
Brian Whitt - Student Hawkings, Hilfe bei "Eine kurze Geschichte der Zeit" 16,19
Walt Woltosz - Programmierer; Computerprogamm wird von Hawking benutzt 16
Jane Wilde - siehe: Jane Hawking 9,10,11,
12,14,16,18
Al Zuckerman - Agent bei Writers House 15,16


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Der Literaturnachweis:

Stephen W. Hawking: "Eine kurze Geschichte der Zeit - Die Suche nach der Urkraft des Universums"
(c) 1988 Rowohlt Verlag GmbH, ISBN 3-498-02884-7
(Originalausgabe: "A Brief History of Time: From the Big Bang to Black Holes")

Stephen Hawking, Gene Stone: "Stephen Hawkings kurze Geschichte der Zeit"
(c) 1992 Rowohlt Verlag GmbH, ISBN 3-498-02909-6
(Originalausgabe: "A Brief History of Time; A Reader's Companion")

Kitty Ferguson: "Das Universum des Stephen Hawking"
(c) 1992 ECON Verlag GmbH, ISBN 3-430-12664-9
(Originalausgabe: "Stephen Hawking. Quest for a Theory of the Universe")

Michael White, John Gribbin: "Stephen Hawking - Die Biographie"
(c) 1994 Rowohlt Verlag GmbH, ISBN 3-498-07325-7
(Originalausgabe: "Stephen Hawking: A Life in Science")

Stephen W. Hawking: "Einsteins Traum - Expeditionen an die Grenzen der Raumzeit"
(c) 1993 Rowohlt Verlag GmbH, ISBN 3-498-02919-3
(Originalausgabe: "Black Holes and Baby Universes and Other Essays")

Stephen W. Hawking: " Anfang oder Ende? - Inauguralvorlesung"
(c) 1991 Jungfermannsche Verlagsbuchhandlung, ISBN 3-87387-057-6
(Originalausgabe: "Is The End In Sight For Theoretical Physics? - An Inaugural Lecture")

George Greenstein: "Der gefrorene Stern - Pulsare, Schwarze Löcher und das Schicksal des All"
(c) 1985 ECON Verlag GmbH, ISBN 3-430-13395-5
(Originalausgabe: "Frozen Star")

Michio Kaku, Jennifer Trainer: "Jenseits von Einstein - Die Suche nach der Theorie des Universums"
(c) 1993 Insel Verlag, ISBN 3-458-16528-2
(Originalausgabe: "Beyond Einstein. - The Cosmic Quest for the Theory of the Universe")

Außerdem: Die Berliner Zeitung und das Internet.

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Bezüglich Anregungen, Kritiken und Vorschlägen bin ich jederzeit offen.
 
Kontaktaufnahme über: Kontaktformular
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Thanks to MF, Dr. sc. (for scientific advise), Thomas, Frau Prof, Matjes and Lyd for pre-reading and lecturing. Special thanks to H. Ogrisek for motivating and postponing the deadline generously. Thanx to MF for photo-support. Thanks to OBI for post-reading. Very special general thanks to Lyd (also for giving me the opportunity to spend so much time for this project).

(c) 1995 by Burghard Güther; last update 13. 12. 1995, project started at May 10th, 1995, converted to HTML in January 1998. Shortened Version. Ca. 18700 Words. All rights reserved.

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